Leitartikel

„Region war gestern“

Region war gestern

Region war gestern

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Schleswigsche Partei kehrt der Regionspolitik den Rücken und konzentriert sich auf die Kommunalpolitik. Eine nachvollziehbare Entscheidung, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es bleibt bei dem einen Mal: Die Schleswigsche Partei tritt nach den Erfahrungen von 2017 kein zweites Mal bei einer Regionsratswahl in Süddänemark an. Bei der Wahl im November 2021 wird es keine Liste S auf dem Stimmzettel geben. Schade – aber auch nachvollziehbar.

Zwar schnitt die Schleswigsche Partei mit 5.267 Stimmen einigermaßen vernünftig ab, doch gleichzeitig verlor sie in den Kommunen Tondern, Apenrade und Hadersleben Stimmen. Daran war sicherlich nicht der Regionswahlkampf schuld.

Entscheidend für den Ausstieg aus der Regionspolitik war, dass die vorige Wahl 2017 die kleine Schleswigsche Partei einfach zu viel Kraft und Geld gekostet hat. Beides wäre besser in den Kommunalwahlkampf geflossen, so die Kritiker der Regions-Kandidatur.

Sicherlich spielt auch die geringe Chance auf ein Mandat 2021 eine Rolle bei der Entscheidungsfindung. Bei einem Wahlbündnis mit der Radikalen Venstre und den Christdemokraten wären die Radikalen die möglichen Gewinner – nicht die SP. Das reicht als Motivation für einen außerordentlichen Einsatz einfach nicht aus.

Dann lieber alle Kräfte im Kommunalwahlkampf einsetzen, um verlorenen Boden wiedergutzumachen. Das bedeutet aber wiederum auch, dass die SP auf kommunaler Ebene liefern muss, denn diesmal gibt es keine schlechten Ausreden. Die Entscheidung, die Region fallen zu lassen, ist nur richtig, wenn die SP in 17 Monaten mehr Stimmen bei den Kommunalwahlen als bei der vorigen Wahl holt. 

Bei einem nochmaligen Rückgang in den Kommunen besteht die Gefahr, dass der SP sogar Mandate verloren gehen.

Auch wenn die Schleswigsche Partei die Regionswahl abgehakt hat, bleiben die regionalen Themen, wie Krankenhäuser und die gesundheitliche Versorgung, die ebenfalls für die deutsche Minderheit von Bedeutung sind, präsent. Diese Themen gilt es weiterhin anzusprechen, auch wenn die Schleswigsche Partei keinen Wahlkampf führt, denn Regionalpolitik ist mehr als ein grenzüberschreitender Rettungshubschrauber und Strahlentherapie in Flensburg.

Darauf hat die SP mit ihrem Nein zur Region keine Antwort gegeben und vielleicht kommt sie auch nicht vorläufig. Jetzt zählt für die Partei nämlich nur noch eins: Volle Konzentration auf den Kommunalwahlkampf. Region war gestern.

 

 

 

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