Leitartikel

„Rasch Trinkwasser schützen“

„Rasch Trinkwasser schützen“

„Rasch Trinkwasser schützen“

Apenrade/Aabenraa
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Wechselnde Regierungen haben seit Jahrzehnten wirksame Maßnahmen zum Trinkwasserschutz verschlafen. Nun sei Handeln gefragt, meint Volker Heesch.

In dieser Woche hat Umwelt- und Landwirtschaftsminister  Jakob Ellemann-Jensen (Venstre) in einem Rundbrief an alle Kommunen örtlichen Einsatz zum Schutz des als Trinkwasser genutzten Grundwassers gefordert. Kern seiner Botschaft sind  Aufforderungen, so schnell wie möglich in den Kommunen auf freiwilliger Basis pestizidfreie  Zonen um Trinkwasserbrunnen   einzurichten, belastete Trinkwasserbrunnen zu schließen, Naturschutz- und Aufforstungsprojekte für Grundwasserschutz   zu initiieren und Landwirten Entschädigungen zu zahlen, die aufgrund des Trinkwasserschutzes auf ihren Flächen finanzielle Verluste erleiden. Und er fordert die Kommunen auf, von ihrem Recht Gebrauch zu machen,  örtlich  Pestizidverbote zu erlassen. 

Der Minister hat auch gleich eine Lösung, wer mögliche Kosten tragen soll. Das sind die Verbraucher, die per Wassergebühren zahlen sollen. 
Da kann man nicht gerade vom Verursacherprinzip  sprechen – abgesehen davon, dass laut Umweltschutzverband Danmarks Naturfredningsforening  allein 2017 in Dänemark 20 Tonnen Spritzmittel an Privatpersonen verkauft worden sind. 73 Prozent davon entfielen auf den umstrittenen Pflanzenvernichter Glyphosat.  Ab 2020 soll in Dänemark der Verkauf konzentrierter  Glyphosat-Produkte an Privatpersonen verboten werden. Hoffentlich gelten dann auch für die Kommunen Restriktionen, die teilweise weiter Herbizide z. B. im Verkehrs- und Grünanlagenbereich versprühen. 
Hintergrund des Kurswechsels im Umweltministerium ist eine mit breiter Mehrheit im Januar im Folketing vereinbarte Regelung, endlich wirksam gegen die seit Jahrzehnten bekannte Grundwasserverunreinigung durch Pestizide und andere Schadstoffe vorzugehen. 

Wechselnde Regierungen haben seit Jahrzehnten wirksame Maßnahmen zum Trinkwasserschutz verschlafen. Bereits seit 20 Jahren hatte der Verband der Wasserwerke in Dänemark ein Konzept verlangt, wenigstens den engeren Umkreis um Trinkwasserbrunnen frei von Spritzmitteln zu halten.  
In den Kommunen in Nordschleswig, in denen auch seit Jahrzehnten Brunnen wegen Überschreitung der Pestizidgrenzwerte  geschlossen worden sind – mit hohen Kosten letztlich für die Verbraucher  über die Wasserrechnung – ist Handeln gefragt. Kaum erfassbar bleiben leider weiter mögliche  Gesundheitsrisiken. Und Maßnahmen gegen die Pestizidlast sind zugleich ein Beitrag zum Schutz von Tier- und Pflanzenwelt.  

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