Leitartikel

„Politische Hausaufgaben“

„Politische Hausaufgaben“

„Politische Hausaufgaben“

Apenrade/Aabenraa
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Regierungschef Lars Løkke Rasmussen (l.) und Unterrichtsministerin Merete Riisager Foto: Mads Claus Rasmussen/Ritzau Scanpix

Statt einer Justierung, die zu einer Flickschusterei werden, könnte, sollte die jüngste Reform vernünftig ausgewertet werden und besser eine sicher erforderliche nächste Reform vorbereitet werden, die Herausforderungen annimmt, möglichst vielen Kindern eine erfreuliche Schulzeit und eine gute berufliche Zukunft zu sichern, meint Volker Heesch.

Mit dem geradezu pathetischen Titel „Schule des Volkes:  Fachlichkeit, Bildung und Freiheit – Justierungen der Schulreform“  präsentierten Staatsminister Lars Løkke Rasmussen (Venstre) und Unterrichtsministerin Merete Riisager (LA)  ein neues Konzept  für das öffentliche Schulwesen. Vermutlich hat man auf den Begriff Reform verzichtet, denn bereits im Vorfeld war  Kritik laut geworden, die Regierung halte sich nicht an die 2014 mit breiter politischer Mehrheit  beschlossene Vorgabe, dass man vor neuem Herumbasteln  am öffentlichen Schulwesen erst einmal die Ergebnisse der Neuerungen auswerten und diskutieren sollte.

Die Vorsitzende des Elternverbandes Skole og Samfund, Mette With-Hagensen,  kritisiert deshalb auch die neue Justierung als „Wahltheater“. Man schiele offenbar auf das Wählerpotenzial unter den kritischen Eltern, die unzufrieden mit der dänischen Volksschule sind, die unter der Konkurrenz von Privatschulen leidet und sich vor allem auch in Problemwohngebieten mit den mitunter zu vielen sozialen Problemen vieler Schüler herumschlagen muss. Die Elternvertreterin kritisiert, die Regierung hätte lieber zusätzliche Milliarden für den Volksschulsektor locker machen sollen.  

Unterrichtsministerin Merete  Riisager, die vor Eintritt in die Regierung zu den schärfsten Kritikerinnen der Schulreform zählte, versprach jetzt, sie wolle auf Eltern und Fachleute hören, bevor man die Justierungen durchführe. Ob sie dabei auf eine breite Mehrheit setzt, wie bei der Verabschiedung der Reform 2014, sagte sie nicht. Løkke Rasmussen betonte, man könne nicht warten, bis 2020 alle Experten die Effekte der Reform ausgewertet haben. Die Sozialdemokraten, die ebenso wie das Regierungslager sicher nicht  die Rolle übernehmen möchte, unpopuläre Reformbestandteile wie die Verlängerung der Schulzeiten   zu verteidigen, signalisierten Gesprächsbereitschaft.

Begrüßenswert ist sicher  die Zielsetzung bei der Justierung, die fachliche Qualität des Unterrichts zu verbessern oder die Lesefertigkeiten der Kinder zu steigern. Auch  die Zielsetzung hinsichtlich der Förderung aller Kinder entsprechend ihren Fähigkeiten und Ausgleich sozialer Unterschiede klingen gut. Doch dazu  Stunden im Bereich „unterstützender Unterricht“ zu streichen  klingt doch nach Taschenspielerei. Nötig sind kompetente Lehrkräfte, die ausreichend Fachunterricht erteilen können und das Interesse an mehr Fremdsprachen wecken. Das Klima muss in den Schulen verbessert werden, dabei darf an unschöne Episoden wie den Arbeitskämpfen mit den Lehrern ebenso erinnert werden, wie an den Verdruss vieler Eltern über allzu lange Schultage mit übermüdeten Kindern.  

Statt einer Justierung, die zu einer Flickschusterei werden, könnte, sollte  die jüngste Reform vernünftig ausgewertet werden und besser eine sicher erforderliche nächste Reform vorbereitet werden, die Herausforderungen annimmt, möglichst vielen Kindern eine erfreuliche Schulzeit und eine gute berufliche Zukunft, ob  mit späterem Besuch  berufsbildender Schulen oder eines  Gymnasiums,    zu sichern. Dazu müssen erst einmal die politischen Hausaufgaben gemacht werden.

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