Leitartikel

„Leyna, Mint und Tra“

„Leyna, Mint und Tra“

„Leyna, Mint und Tra“

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa

Leyna, Mint und Tra, die Namen von drei jungen Mädchen, die in dieser Woche ihren in Dänemark lebenden Familien entrissen und abgeschoben wurden. Sie sind die Opfer einer Politik, die Mütter von ihren Kindern trennt. Es sei unglaublich, mit welchem Zynismus und mit welcher Kälte Dänemark sich abschottet, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die drei Mädchennamen Leyna, Mint und Tra sollten wir uns merken. Denn sie sind in diesen Monaten das Symbol einer unmenschlichen dänischen  Ausländerpolitik. Und nicht nur das: Sie sind die Opfer einer Politik, die Mütter von ihren Kindern trennt und Familien auseinanderreißt. 

Im März wurde die zwölfjährige Leyna des Landes verwiesen. Die Fünftklässlerin aus Silkeborg spricht fließend dänisch und hat dänische Freunde. Sie denkt, spricht und atmet dänisch. Aber das philippinische Mädchen musste Dänemark, ihre Mutter und ihren Stiefvater verlassen.

Montag stieg Mint – mit richtigem Namen Atcharapan – in ein Flugzeug Richtung Thailand. Ihre Mutter ist ebenfalls mit einem Dänen verheiratet, aber Mint musste Dänemark und ihre Familie – darunter ihren kleinen Bruder – in Køge zurücklassen.

Mittwoch  flog die 15-jährige Tra aus Apenrade  via Hamburg zurück nach Vietnam. Sie ist in Dänemark unerwünscht – das heißt, Familie und Klassenkameraden hätten  sie gerne behalten, aber dennoch wurde sie abgeschoben. 

In allen drei Fällen haben die Ausländerbehörden entschieden, dass die Anbindung der Mädchen  zu Dänemark geringer ist als zu ihrem Heimatland. Und was ist bitte mit der Anbindung an die Mutter und Geschwister?

Es ist unglaublich, mit welchem Zynismus und mit welcher Kälte Dänemark sich in diesen Jahren abschottet. Von den Politikern abgestempelt und gutgeheißen.

Da passt es ganz gut ins Bild, dass  die Integrations- und Ausländerministerin Inger Støjberg (V) beschlossen hat, dass Dänemark auch in diesem Jahr nicht die 500 sogenannten UNO-Quotenflüchtlinge aufnehmen wird.

Es mag sein, dass Dänemark als kleines Land nicht unbegrenzt Flüchtlinge aufnehmen kann. Aber was sich derzeit abspielt, ist einfach unbegreiflich:  Integrierte Mädchen werden aus ihren Familien gerissen, und nicht einmal für die schwächsten aller Flüchtlinge hat das reiche Dänemark Herz oder Platz.    Das Schlimme dabei: Ein Ende der inhumanen Vorgangsweise ist nicht in Sicht. Armes Land.

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