Leitartikel

„Keine Ängste schüren – aber Respekt vor Gefahren “

Keine Ängste schüren – aber Respekt vor Gefahren

Keine Ängste schüren – aber Respekt vor Gefahren

Nordschleswig/Sønderjylland
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Redakteur Volker Heesch setzt sich in seinem Leitartikel mit zunehmenden Ängsten im Zuge der Corona-Pandemie auseinander. Diese sollten nicht unnötig geschürt werden. Aber es ist auch erforderlich, Respekt vor den Gefahren zu bewahren, um wenige Wochen vor Entwicklung eines Impfschutzes ein Umsichgreifen der Infektionen zu verhindern.

In einem aktuellen Artikel in der Zeitung „Jyllands-Posten“ wird über einen deutlichen Anstieg der Zahl der Patientinnen und Patienten in Dänemark berichtet, die von ihrer Hausarztpraxis aufgrund von Angstsymptomen eine Überweisung für eine psychologische Behandlung erhalten haben. Der Verband der dänischen Psychologen berichtet über einen deutlichen Anstieg bei Überweisungen von Angstpatienten. Es bestehe ein Zusammenhang mit der Entwicklung der Corona-Krise. Nachdem viele nach dem Abklingen der ersten Covid-19-Infektionswelle damit gerechnet hatten, die Krise werde rasch vorbei sein, sorgten steigende Infektionszahlen und die kürzeren Tage dafür, dass immer mehr Menschen kein Licht mehr am Ende des Tunnels sehen könnten. Beim Psychologenverband hieß es, damit habe man rechnen können.
Das hilft natürlich den Menschen nicht, die sich jetzt in Warteschlangen einreihen müssen, bevor ihnen professionelle Hilfe zuteil wird.
Die Meldungen über die zunehmenden Angstzustände aufgrund der sich wieder zuspitzenden Corona-Pandemie dürfen nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Depressionen sind Behandlungen erfordernde Krankheiten, die ebenso ernst zu nehmen sind wie Infektionen mit den gefährlichen Corona-Viren, die nun schon seit vielen Monaten für Schlagzeilen sorgen.

Zum jüngsten Kapitel gehören die Infektionen von Zuchtnerzen mit einem mutierten Virus, die Anlass für einen dramatischen Medienauftritt von Regierungsmitgliedern, Spitzen der Gesundheitsbehörden und der Wissenschaft waren. Es wurden drastische Absperrmaßnahmen in nordjütischen Kommunen angekündigt und die Tötung aller Pelztiere angeordnet, die als Minks, in Amerika heimische Nerzen seit Jahrzehnten für deren Züchter als Lieferanten von edlen Pelzen den Lebensunterhat sicherten und der dänischen Volkswirtschaft Exporteinnahmen in Milliardenhöhe sicherten. 

Der Medienauftritt hat sicher bei vielen Zuschauerinnen und Zuschauern nach den ständigen Berichten über Rekordzahlen bei Corona-Neuinfektionen neue Besorgnisse ausgelöst, dass sich die Corona-Krise weiter zuspitzt.

Ehrlich gesagt, im Moment kann niemand genau absehen, wohin die Reise geht. Sicher aber ist auch, dass Vorkehrungen wie Kontaktbeschränkungen, Abstandshalten und das Tragen von Mund-Nasen-Schutz wo dieses geboten ist, Wirkung zeigen. So zeigt die Übersicht des Staatlichen Serum Instituts, dass beispielsweise in der Kommune Tondern nach erschreckend hohen Fallzahlen vor einigen Wochen die Inzidenzwerte seit Tagen wieder sinken. Das Gleiche gilt für viele andere Kommunen oder auch Kreise in Schleswig-Holstein, deren Infektionsgeschehen im deutsch-dänischen Grenzland von großer Bedeutung ist.
Panikmache darf es nicht geben. 

Aber es ist auch Respekt vor den Gefahren der Corona-Pandemie angemessen. Gerade zum aktuellen Zeitpunkt, an dem es Hoffnung auf Impfstoffe gibt, die eine Infektion mit den gefährlichen Viren verhindern können. Es wäre traurig, wenn unangemessene Sorglosigkeit oder Fahrlässigkeit zu einem Zeitpunkt Mitmenschen erkranken lassen, denen vielleicht schon in wenigen Wochen oder Monaten ein wirksamer Impfschutz zur Verfügung gestellt werden könnte. Es darf nicht unnötig Angst geschürt werden – aber auf keinen Fall darf sich Nachlässigkeit beim Einsatz gegen die Pandemie breit machen.

 

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