Leitartikel

„Die Hintertür zum Sommerhaus“

„Die Hintertür zum Sommerhaus“

„Die Hintertür zum Sommerhaus“

Apenrade/Aabenraa
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Viele sind dafür, auch Ausländern den Kauf von dänischen Sommerhäusern zu erlauben. Doch dies bringe Konsequenzen mit sich. Durch eine Öffnung des Marktes könnten die Preise bald stark steigen. Das dänische Sommerhaus für Jedermann (dän: allemandseje) wäre damit in Gefahr, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Können Ausländer in Dänemark ein Sommerhaus kaufen? Nein, in der Regel nicht. In Wirklichkeit aber schon und diese Wirklichkeit wird immer häufiger genutzt: 2017 haben 308 im Ausland wohnende Personen ein dänisches Sommerhaus gekauft, weil sie einen „besonderen Bezug“ zu Dänemark haben und so von den strengen dänischen Sommerhausregeln befreit werden konnten.

Mit dem „besonderen Bezug“ wurde bereits vor vielen Jahren ein Hintertürchen für jene geöffnet, die zum Beispiel Familie im Land haben oder vielleicht Jahrzehnte immer wieder das gleiche Sommerhaus mieten. Bisher schien diese Regel allerdings nicht allen bekannt zu sein, und so lag die Anzahl der Ausländer, die ein Ferienhaus kauften, jährlich um die 50 bis 70 Personen. 

Seit 2010 ist die Anzahl allerdings gestiegen. Vor allem Hunderte  Norweger und Deutsche kaufen sich jedes Jahr in Dänemark ein Sommerhaus. Tendenz steigend. Hilfe gibt es auf der Homepage des Folketings, des Justizministeriums oder der dänischen Botschaft in Deutschland. Und ganz gewiss auch bei den örtlichen Immobilienmaklern, die natürlich gerne die Sommerhäuser ihrer Kunden an den Mann bringen.

In Dänemark ist die Stimmung übrigens für den Verkauf an Ausländer. Das zeigte eine Umfrage im Juli 2017 – allerdings beauftragt von einer Maklerkette. Darin waren 66 Prozent der  Befragten für den freien Handel an Bürger aus anderen EU-Ländern – und nur 23 Prozent waren dagegen.

Worüber sich die meisten aber keine Gedanken machen, sind die Konsequenzen:  Wenn es die dänische Sommerhausregelung gar nicht gäbe, würde der Marktpreis in einigen attraktiven Sommerhausgebieten, zum Beispiel auf Röm, Fanø oder in Nordjütland von reichen ausländischen Käufern in die Höhe geschraubt werden. Das dänische Sommerhaus für Jedermann (dän: allemandseje)  wäre in Gefahr. 

Außerdem könnte auch die Geschäftswelt vor Ort darunter leiden, wenn neue, reiche Besitzer das Ferienhaus nicht länger vermieten, sondern selber nur einige Wochen im Jahr nutzen. Davon  können weder der Bäcker, die Reinigungsfirma, der  Kaufmann und der Fahrradverleih im Urlaubsort leben.

Dänen können doch auch im Ausland ein Sommerhaus erwerben, lautet oft ein Gegenargument. Stimmt, aber Dänemark ist ein kleines Land mit großen reichen Nachbarn. Teilen sie heute in Hamburg mit, dass jeder jetzt ein Sommerhaus auf Röm kaufen kann – und raten sie was morgen passiert. Oder fragen sie doch einfach in kleinen walisischen Dörfern unweit von London: dort stehen heute jede Menge aufgekaufte Ferienhäuser leer.  

Das Hintertürchen ist in Ordnung, aber es sollte auch wirklich ein Bezug bestehen, um eine Dispensation zu erlangen. Ansonsten wird aus dem Türspalt   ein ungewolltes Scheunentor.

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