Leitartikel

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Kopenhagen
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Foto: dpa

Die Regierung will die Schilderregeln anpassen. Versinkt Dänemark bald in einem Schilderwald? Herrschen bald Zustände wie in Italien? Regeln auf diesem Gebiet ergeben Sinn, aber nicht nur Natur und landschaftliche Idylle gehören zum Erlebnis auf dem Lande, meint Gwyn Nissen.

Stellen Sie sich vor, es ist was im Ort los, aber niemand weiß davon. Das hört sich unwahrscheinlich an, aber ein Stückchen Wahrheit ist dennoch dran, denn bislang waren die Regeln für Schilder und Banner in Ortschaften ein bürokratischer Stolperstein für sowohl Handel   als auch Vereine.

Dänemark hat ein sehr rigides Schildergesetz: In der Natur gibt es eben nur Natur und keine Werbeschilder. Wer schon einmal in Italien oder Spanien war, weiß wie furchtbar es aussehen kann: Das ist nicht mehr ein Schilderwald, sondern eine Schilderhölle. Überall Quadratmeter große und überdimensionierte Schilder, die von der örtlichen Pizzeria bis hin zum Schwimmbeckenlieferanten anpreisen. Hier sieht man   den Schilderwald vor lauter Schildern wirklich nicht.

In Dänemark werden die Schilderregeln jetzt allerdings angepasst. Die Regierungspartei Venstre will dabei dem ländlichen Raum unter die Arme greifen. Dort, wo es bisher nicht erlaubt war, sollen Schilder in Zukunft den Weg weisen können. Diese Maßnahme  kann für den Handel auf dem Lande eine Bereicherung und eine Überlebenschance zugleich sein. Denn tatsächlich war es bisher fast unmöglich, auf den Hofladen oder die örtliche Dorfmeierei aufmerksam zu machen.

Andere Orte konnten wiederum nicht einmal das lokale Ringreiterfest oder ein Konzert bewerben, ohne dass die Behördenvertreter gleich  Veranstaltungsbanner abmontierten.

Regeln auf diesem Gebiet machen Sinn, denn unsere Natur darf nicht hinter einem Schilderwald verschwinden. Aber richtig gemacht  kann das offene Land nicht nur damit, sondern auch davon leben. Und richtig gemacht, müssten auch Naturschützer davon überzeugt werden können, dass eine Beschilderung auf dem Lande nicht gleich italienische Zustände bedeutet.

Denn nicht nur Natur und landschaftliche Idylle gehört zum Erlebnis auf dem Lande. Auch die Produkte und das Leben in den Dörfern trägt dazu bei – man muss aber wissen, dass es bei Brauderup den besten Käse gibt, auf Alsen und in Solderup guten Apfelsaft oder in  Süderwilstrup den besten Lakritz.

 

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