Leitartikel

„Goodbye, Great Britain“

Goodbye, Great Britain

Goodbye, Great Britain

Nordschleswig/Sønderjylland
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Was passiert, wenn die Briten Freitag die EU verlassen? Die Dänen verlieren ihren großen Bruder und müssen neue beste Freunde in der europäischen Gemeinschaft finden. Die EU wird Großbritannien nachweinen, doch bald wird die EU-Familie wieder wachsen, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Großbritannien verlässt Freitag nach 47 Jahren die europäische Gemeinschaft. Ein schwarzer Freitag, denn damit wird eine einmalige Einheit amputiert, und die EU ohne die Briten wird nie mehr dieselbe Gemeinschaft sein. Zu bedeutend war die Rolle der Briten – if you like it or not.

Great Britains Alleingang ist alles andere als großartig. Die Frage ist, wie lange wir Großbritannien nachweinen werden, und ob die Briten irgendwann wieder an die EU-Tür klopfen, falls sie den Brexit bereuen sollten. Meine Einschätzung: Ihr eigener Stolz hat sie aus der EU getrieben, und derselbe Stolz wird sie auch daran hindern, jemals zurückzukommen. Es ist ein „Goodbye" – kein „Aufwiedersehen".

Die EU ist zunächst um ein gewichtiges Mitglied geschrumpft, doch die europäische Familie wird sich in den kommenden Jahren ausweiten. Neue Nationen aus Ost- und Südeuropa werden sich anschließen, weil die EU eine attraktive Gemeinschaft ist – für Handel, zwischenmenschliche Beziehungen und für den Frieden in Europa. Es gibt keine Alternativen, auch wenn die Briten ihren eigenen Weg gehen.

Noch sind die Konsequenzen für Großbritannien unüberschaubar – und für Dänemark und die EU ebenso. Die Dänen verlieren durch den Brexit ihren großen Bruder, so der EU-Parlamentarier Morten Løkkegaard (Venstre). Das oft EU-skeptische Dänemark nimmt Abschied von einem engen Alliierten, wenn es darum geht, die EU effizienter zu führen und weniger föderalistisch, so Løkkegaards sozialdemokratische Kollegin, Christel Schaldemose.

Die Briten haben immer ein wenig gebremst und die Dänen mit, wenn sich die EU manchmal verselbstständigt hat. Großbritannien und Dänemark waren die kritischen Stimmen. Ob die dänische Stimme in Zukunft gleichermaßen gehört wird? Dänemark muss die Briten aber ziehen lassen, denn auch das hat der Brexit gezeigt: Es gibt für die Dänen keine Alternative zur EU.

Die Scheidung ist damit vollzogen. Dänemark muss nun neue beste Freunde in der EU finden und die Liebe auf mehrere Partner verteilen. Denn es gibt nur ein Großbritannien und kein anderes EU-Land, mit dem sich Dänemark seit Beginn der 70er Jahre so gut verstanden hat.

Wie wäre es nach dem „Goodbye" mit einem „Guten Tag". Zwar hat Dänemark immer mit Skepsis auf das EU-Tempo der Deutschen geblickt, doch es gibt auch viele Gemeinsamkeiten, und mit Deutschland hätte Dänemark wieder einen großen Bruder des Vertrauens.

 

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