Leitartikel

„Giftige Naturfrevler“

Giftige Naturfrevler

Giftige Naturfrevler

Apenrade/Aabenraa
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In Dänemark ist ein intensiverer Einsatz gegen vorsätzliche Vegiftungen von Greifvögeln und andere Umweltstraftaten in Dänemark erforderlich, meint Redakteur Volker Heesch.

Am Wochenende hat die staatliche dänische Umweltbehörde Miljøstyrelsen bekannt gegeben, dass Veterinäre der Dänischen Technischen Universität (DTU) in den Körpern von vier toten Seeadlern das Nervengift Carbofuran nachgewiesen haben. Die vier wahrscheinlich vorsätzlich mit der seit 2008 EU-weit als Insektenbekämpfungsmittel verbotenen Chemikalie getöteten Greifvögel sind in der Nähe eines Baumes, auf dem in diesem Jahr auf der kleinen Insel Tåsinge zwischen Fünen und Langeland ein Paar der größten heimischen Greifvogelart Junge aufgezogen hat, entdeckt worden.

Bestürzt äußerten sich Spezialisten des dänischen Vogelschutzverbandes, „Dansk Ornitologisk Forening“, die seit Jahrzehnten seit Wiederansiedlung der Seeadler in Dänemark als Brutvögel 1996 im Rahmen eines Adlerschutzprojektes erfolgreich Brutplätze der Vögel mit über zwei Metern Spannweite schützen, Adler-Führungen für die Öffentlichkeit organisieren und per Videokameras viele Menschen am Treiben in den Adlernesten Anteil nehmen lassen.

Leider ist dieser neue Fall von Umweltkriminalität kein Einzelfall, seit Jahrzehnten werden immer wieder vergiftete Greifvögel gefunden. Leider oft Rotmilane, die als Aasfresser besonders häufig von den Giftanschlägen betroffen sind, weil sie die von den Gift-Vogelmördern mit tödlichen Mitteln präparierten Köder, meist tote Hasen oder auch Fleischabfälle, besonders intensiv anfliegen. Die Polizei auf der Insel Fünen hat die Ermittlungen im Fall der qualvoll nach Aufnahme des Nervengiftes eingegangenen Seeadler aufgenommen.

Doch frühere Vogeltötungen haben gezeigt, dass es kaum gelingt, die Urheber des Naturfrevels aufzuspüren. Hinzuzufügen ist, dass den Tätern nicht einmal besonders hohe Strafen drohen, obwohl bei Auslegung von Ködern mit Carbofuran auch Menschen, die mit der Substanz in Berührung kommen, oder auch Hunde, die daran fressen, in Lebensgefahr geraten. Zur Beendigung der heimtückischen Vogelvergiftungen ist es erforderlich, dass in der Öffentlichkeit das Bewusstsein geschärft wird, dass es sich bei diesen Taten um nicht zu akzeptierende Straftaten handelt. Wichtig ist, dass die Jägerschaft, die informiert ist, was in der Landschaft passiert, mithilft, Giftköder-Attacken zu verhindern.

Oft sind Zeitgenossen am Werk, die in Greifvögeln lästige Jagd-Konkurrenten sehen. Dabei sind gerade auch die Seeadler Greifvögel, die eingegangenes oder geschwächtes Wild fressen. Das wurde in Deutschland in jüngster Zeit dadurch unterstrichen, dass immer wieder Seeadler mit Bleivergifung entdeckt wurden, die durch Bleischrot verwundetes Wassergeflügel verzehrt haben.

Auf diesem Gebiet ist in Dänemark bereits seit Jahren die Natur vor Vergiftung, beim Schrot durch das Schwermetall Blei, geschützt. Was auch bei der Jägerschaft längst akzeptiert worden ist. Die Greifvogelhasser hierzulande fixieren sich auf einen wichtigen Teil in der Natur, der einst systematisch unter dem Begriff Schädling verfolgt wurde. Mit dem Ergebnis, dass viele Vogelarten ausgestorben sind.

Dabei haben doch gerade die Seeadler Lob vonseiten der meist gar nicht gut auf Konkurrenz zu sprechenden Fischer bekommen. Die majestätisch durch die Lüfte ziehenden Wappenvögel halten nämlich die als Fischräuber berüchtigten Kormorane kurz.

Zum Glück hat sich der Seeadlerbestand in Dänemark auf über 100 Brutpaare vermehrt. Besonders in Nordschlewig bewundern viele Naturfreunde diese Könige der Lüfte, ob an den Deichen der Westküste oder den Förden im östlichen Landesteil. Erforderlich wäre es, dem Rat der Vogelschützer zu folgen, eine Sondereinheit der Polizei gegen Umweltkriminalität zu bilden, denn es gilt nicht nur Vogelmörder aufzuspüren. Es gibt auch Handlungsbedarf gegen illegalen Einsatz von Pestiziden im Handel, in der Landwirtschaft und in Privathaushalten.

 

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