Leitartikel

„Geschichte und Geschichten“

Geschichte und Geschichten

Geschichte und Geschichten

Nordschleswig/Sønderjylland
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Zeit zum Kennenlernen: Danmarks Radio richtet seinen Fokus auf Nordschleswig und das Grenzland. Das gibt unserer Region die nötige Aufmerksamkeit, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

2020 ist für viele bereits als Corona-Jahr abgeschrieben. Vor allem im Grenzland, wo auf 100 Jahre Grenzziehung beziehungsweise Genforeningen zurückgeblickt werden sollte, weint man der verloren gegangenen Aufmerksamkeit nach.

Über 1.000 Veranstaltungen hätten es sein sollen, doch viele davon sind in den vergangenen zwei Monaten abgesagt worden.

Unser Landesteil geht aber dennoch nicht ganz leer aus. Ja, es gibt sogar so etwas wie eine zweite Chance, um die Nation über Nordschleswig/Sønderjylland und unsere besondere Geschichte aufzuklären.

Zum einen strahlt das dänische Fernsehen Danmarks Radio seit Sonntagabend zur besten Sendezeit die vierteilige Serie „Grænseland" aus. Es geht um unser Grenzland und die geschichtliche Bedeutung des Landesteils für ganz Dänemark.

Der erste Teil der Serie hat verdienterweise gute Kritiken bekommen, weil die Filmemacher es verstanden haben, schwierigen Stoff auf eine verständliche Art und Weise zu vermitteln. Natürlich gibt es den einen oder anderen Kritikpunkt, zum Beispiel, dass nicht genug aus deutschem Blickwinkel berichtet wird oder dass kein „Synnejysk" geredet wird – aber die Serie ist schon jetzt ein Erfolg.

DR serviert sogar ein Doppelpack, denn am Montagabend wurde die erste Sendung des Dreiteilers „Sønderjysk for begyndere" (Synnejysk für Anfänger) gezeigt. Hier ziehen TV-Persönlichkeit Flemming Møldrup und der Historiker und Journalist Tom Buk-Swienty augenzwinkernd durch das Grenzland auf der Jagd nach den besonderen Geschichten, die den Landesteil und die Kultur Nordschleswigs ausmachen.

Und schließlich plant DR für Sonntagabend in den Primetime-Nachrichten eine Hintergrundreportage darüber, was das Grenzland ausmacht und warum die Coronamaßnahmen größere Ausmaße für Nordschleswig haben als anderswo in Dänemark.

Auch andere dänische Medien haben entdeckt, dass das deutsch-dänische Grenzland mehr ist als nur billiges Bier und Hotdog, sondern dass kulturelle, menschliche und gesellschaftliche Verbindungen die eigentliche, zusammenhängende Region ausmachen.

Nach dem versäumten Frühling gibt es vielleicht doch noch einen Frühsommer, in dem sich unser Landesteil sonnen kann. Für das Verständnis unserer gemeinsamen Kultur und Geschichte sind dies wertvolle und wichtige Erkenntnisse.

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