Glosse

„Feiertagsdiät“

Feiertagsdiät

Feiertagsdiät

Apenrade/Aabenraa
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Warum freut sich ein Bekannter über das lange Wochenende? Ach ja, da war ja was, drüben ist ja frei. Ein Blick in die Zukunft zeigt, Dänemark ist auf Feiertagsdiät. Etwas Heiteres zum Start in den Wonnemonat Mai von „Nordschleswiger“-Journalist Helge Möller.

Wer als Grenzpendelnder am letzten Tag im April einen nachmittäglichen Tanztee gewählt hat, hat eine weise Wahl getroffen. Denn der Begriff „Tanz in den Mai“ sagt im Grunde genommen aus, dass es sich erst nach 24 Uhr ausgetanzt haben sollte, sonst wäre es ja kein Tanz in den Mai, eher um den Mai herum.

Während Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland ausschlafen können, ist dies ihren in Dänemark beschäftigten Kolleginnen und Kollegen oft nicht vergönnt. Sie müssen, angeschlagen oder nicht, zur Arbeit, je nachdem wie der Tanz verlief. Möglicherweise schlossen sie als gute Arbeitnehmende den April in ruhiger Form ab, schauten im letzten Abendlicht auf die zwitschernden Vögel da draußen und wünschten dem April auf Wiedersehen im nächsten Jahr.

Aus Sicht der Werktätigen steht es hier ganz klar bei 1:0 für Deutschland. Aber Dänemark kontert und schafft am 5. Mai 2023 mit dem Buß- und Bettag den Ausgleich.

Und während am 1. Mai, am Tag der Arbeit, nicht jeder oder jede in Deutschland eine Kundgebung der Gewerkschaften besucht, wird in Dänemark am Buß- und Bettag auch nicht jeder Mensch in Dänemark eine Kirche von innen sehen.

Was wohl meist zählt, ist der freie Tag, auf den sich die Menschen nördlich und südlich der Grenze freuen konnten, die einen früher, die anderen später.

Bis jetzt, denn es ist beschlossene Sache: Ab 2024 feiert Dänemark nicht nur den 1. Mai nicht, sondern auch den Buß- und Bettag nicht – des Geldes wegen, damit der Verteidigungshaushalt gestemmt werden kann. Der kirchliche Feiertag erhält ein Downgrade. Büßen und beten muss dann ein jeder ab dem kommenden Jahr bei der Arbeit.

Befindet sich Dänemark in einer Feiertagsdiät? Was die offiziellen Feiertage angeht, schrumpft das dänische Kontingent nach dem Wegfall des Buß- und Bettages auf acht gesetzliche Feiertage – ohne die Sonntage zu Ostern und Pfingsten und ohne den Tag des Grundgesetzes. Denn ob der frei ist oder nicht, das steht, im Tarifvertrag – was auch für den 1. Mai gilt.  Schleswig-Holstein zieht mit zehn gesetzlichen Feiertagen an Dänemark vorbei.

Günstigeres Bier, gar Maibock, und ab dem kommenden Jahr noch einen Feiertag mehr im Vergleich zum Königreich – da punktet das nördlichste Bundesland. Eines Tages wird sich das im Süden Dänemarks herumsprechen und der Trend kippt; dann wollen alle in den Kreis Schleswig-Flensburg, nach Nordfriesland oder nach Flensburg ziehen und nicht mehr in den Süden Dänemarks. Kann das alles im Sinne der Regierung in Kopenhagen sein?

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