Leitartikel

„Etwas neidisch“

„Etwas neidisch“

„Etwas neidisch“

Apenrade/Aabenraa
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Etwas neidisch darf man da schon sein, wenn man erlebt, wie die Minderheit südlich der Grenze die tolle Möglichkeit hat, die tägliche Arbeit zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite schauen viele Minderheiten in Europa sicherlich mit dem gleichen Neid nach Nordschleswig, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Vertreter der deutschen Minderheit in Nordschleswig  treffen bei deutsch-dänischen Projekten im Grenzland öfter mal auf Vertreter der Nachbar-Minderheit, der dänischen in Südschleswig. Das Verhältnis der beiden Minderheiten untereinander hat sich in den vergangenen Jahren wesentlich verändert – es bestehen zum Teil sogar sehr enge und freundschaftliche Beziehungen zwischen den Minderheitenorganisationen nördlich und südlich der Grenze.

Das war nicht immer so, wissen die älteren Minderheitler: Der nationale Kampf für Dänisch auf der einen und Deutsch auf der anderen Seite  grub tiefe Gräben zwischen den Minderheitenvertretern – und das, obwohl es am anderen Ende der Fahnenstange doch so viele Gemeinsamkeiten gibt. Die historische Last haben die neuen Generationen nicht, und daher gibt es heute eine gute Zusammenarbeit über die Grenze hinweg. Sicherlich ist da noch viel Luft nach oben, aber wenn es um Minderheiten geht, sehen die Vertreter von heute eher die Gemeinsamkeiten als die Unterschiede.

Einen wesentlichen Unterschied gibt es aber dennoch: das Kräfteverhältnis. Um den  bevorstehenden Deutschen Tag herum gibt es viele Diskussionen über die Minderheit und auf welchem Weg sie ist.   Dabei heißt es oft: Was machen eigentlich die ganzen Leute im Haus Nordschleswig? Die Antwort: erledigen ihre Arbeit und die vielen Aufgaben, die sie täglich haben. Vor allem Rechenschaft und Buchhaltung, aber auch die Verbände werden von hier aus geführt. Und sie werden mit bescheidenen Kräften weiter entwickelt:

Der Jugendverband zum Beispiel hat einen Vereinskonsulenten (und Leiter) sowie eine Bürokraft. Das dänische Pendant, der SdU, hat 21 Mitarbeiter. Der Deutsche Schul- und Sprachverein hat neben dem Schulrat eine Konsulentin und einen Abteilungsleiter für die Kindergärten. Danske Skoleforening for Sydslesvig hat zum Beispiel  11 pädagogische Konsulenten, 14 IT-Mitarbeiter, 7 Mitarbeiter in der Führungsebene (das sind fast mehr als das gesamte DSSV-Team). Die dänische Bücherei in Südschleswig hat fast 50 Mitarbeiter – davon 7, die für die Geschichte der dänischen Minderheit verantwortlich sind. Wir haben „nur“ Frank Lubowitz. Und so könnte man  alle Minderheiten-Verbände vergleichen: Das Ergebnis ist immer das gleiche.

Etwas neidisch darf man da schon sein, wenn man erlebt, wie die Minderheit südlich der Grenze die tolle Möglichkeit hat, die tägliche Arbeit zu unterstützen und weiterzuentwickeln. Auf der anderen Seite schauen viele Minderheiten in Europa sicherlich mit dem gleichen Neid nach Nordschleswig. Von unseren Verhältnissen können  andere Volksgruppen auch nur träumen.

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