Leitartikel

Entschuldigen Sie die Unterbrechung

Entschuldigen Sie die Unterbrechung

Entschuldigen Sie die Unterbrechung

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa

Dänemarks Regierungschef hat einen "Disruptionsrat" zusammengestellt, der die dänische Wirtschaft auf wirtschaftliche, innovative Sprünge vorbereiten helfen soll. Gute Sache – merkwürdig sei nur, dass dem Rat, bei allem Respekt vor deren Fähigkeiten, nur situierte Schwergewichte angehören, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Disruption. Wer die Wirtschaftsnachrichten in den vergangenen Monaten verfolgt hat, wird bereits über das englische Wort gefallen sein. Es bedeutet Unterbrechung  und wird oft auch als „disruptive Technologie“ beschrieben – „eine Innovation, die eine bestehende Technologie, ein bestehendes Produkt oder eine bestehende Dienstleistung möglicherweise vollständig verdrängt“  (aus Wikipedia).

Disruption ist in der Wirtschaft das Wort der Stunde, weil  immer mehr Unternehmen aus der traditionellen Industrie erleben, wie ihr Geschäft „disrupted“  – also unterbrochen – wird.  Dabei ist es gar nicht neu: Das Automobil überholte auch die Pferdekutsche, die CD verdrängte die Vinylschallplatte und wurde selbst von internetbasierten Musikstreamingdiensten aus dem Rennen geworfen. Digitalkameras verdrängten die analoge Kamera, kommen jetzt aber selbst nicht zum Zuge gegen die Smartphonekameras. Und auch die gedruckten Medien stehen vor einer riesigen Herausforderung, weil internetbasierte Unternehmen ihnen Abonnenten und Anzeigenkunden – und damit das Geschäft – stehlen.

Was allerdings neu ist, ist das Tempo der Unterbrechungen.  Sprach man in der „alten“ Industriegeneration noch von einer linearen Entwicklung, ist jetzt die Rede von  exponentiellen   Geschäftsfeldern mit einer explosiven Entwicklung. Oder anders gesagt: Früher konnte man die Konkurrenz noch im Auge behalten und gegensteuern. Heute weiß man nicht, woher die Konkurrenz kommt, und wenn man sie entdeckt, ist es  zu spät. Die Kamerahersteller haben kaum voraussehen können, dass sie von einem Telefon in der Hosentasche vom Markt verdrängt werden würden.

Regierungschef Lars Løkke Rasmussen  hat daher einen Disruptionsrat benannt, der die dänische Gesellschaft, Unternehmen und Politik auf zukünftige Unterbrechungen vorbereiten soll. Gute Idee. Verwunderlich ist bei der Zusammensetzung des Rates – darunter auch Danfosschef Niels B. Christiansen –  allerdings, dass Løkke die Ratsmitglieder vor allem in der „alten“ Industriewelt gefunden hat. Nichts gegen Christiansen, der bei Danfoss  so einige Unterbrechungen erlebt und gemeistert hat – aber  es fehlen kluge Köpfe aus der neuen Unternehmenswelt, die wissen, wovon sie sprechen. Die sind es nämlich, die davon leben, unsere alten Geschäftsweisen zu unterbrechen.

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