Leitartikel

„Das dunkle Netz“

Das dunkle Netz

Das dunkle Netz

Nordschleswig
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Heimlich im Internet unterwegs? Das kann für bestimmte Personen gefährlich werden, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Es ist viel gesagt und geschrieben worden über die sozialen Netzwerke der heutigen Zeit – also nicht die im wirklichen Leben, sondern die digitalen Netzwerke, von denen wir umgeben sind und in die wir oft selbst eintauchen.

Wir alle kennen Facebook,  haben von Instagram gehört und wissen, dass es noch weitere soziale Angebote im World Wide Web gibt. Hier gibt es für jeden etwas, und inzwischen kann uns nicht viel überraschen.

Überall dort, wo es Menschen gibt, finden wir Hass, aber auch Liebe, Freundschaft und Feindschaft, Gemeinsamkeiten und Differenzen, Sympathien und Antipathien. Schwarz und Weiß. Vor allem aber – ob man es mag oder nicht – sind wir in den sozialen Netzwerken Teil einer Gemeinschaft – manchmal einer großen, andere Male  einer kleinen Gruppe. Manchmal mit edlen Motiven, andere Male, um  anderen zu schaden. Und ganz selten, so wie wir es jetzt erfahren haben, um sich selbst zu schaden.

Durch Zufall und den Hilfeschrei einer Mutter hat Danmarks Radio eine geheime Gruppe Mädchen und junger Frauen auf Instagram entdeckt. Sie teilen ihre innersten Gedanken und Gefühle, aber auch ihre Selbstmordpläne, und sie veröffentlichen Bilder, wie sie sich selber Verletzungen zufügen.

Die 20-jährige Maja Luna nahm sich schließlich ihr Leben. Ihre Mutter entdeckte erst nach dem Tod ihrer Tochter, dass die junge Frau sich in diesem gefährlichen Netzwerk herumtrieb. Gefährlich, weil die   Verletzungen  und Selbstmordversuche kopiert werden – und weil sie in einer heimlichen Welt untertauchen, weit weg von der realen Welt und den Augen derer, die vielleicht noch helfen können.

Neben Maja Luna haben sich sieben andere Mädchen in diesem Netzwerk das Leben genommen.

Es gibt viele gute und ungefährliche Gründe, sich digitalen Netzwerken  anzuschließen, und es gibt noch mehr Gründe, seinen Kindern zu trauen und vertrauen. Aber das Beispiel von Instagram – die Verantwortlichen hätten eigentlich längst das Teilen der Bilder  unterbinden müssen – zeigt uns, dass wir uns rundum um das ganze Leben unserer Lieben kümmern müssen – das wirkliche Leben und das Digitale. Das steigert zumindest die Chance, helfen zu können, bevor es zu spät ist.

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