Leitartikel
„DF auf Abwegen“
DF auf Abwegen
DF auf Abwegen
Die Dänische Volkspartei springt mit dem Thema kostenloser Nahverkehr nun auf den „Klima-Zug" auf. Ein missratener Versuch, bei den klimabesorgten Wählern zu punkten, findet Gwyn Nissen.
Vor wenigen Monaten bezeichnete eine der Spitzenfiguren in der Dänischen Volkspartei, Pia Kjærsgaard, klimabesorgte Bürger als „Klima-Verrückte“ (klimatosser). In der Zwischenzeit hat die Rechtspartei nach dem Wahldebakel einen Klima-Verantwortlichen ernannt, und Morten Messerschmidt macht auch schon die ersten „Probeflüge“ in der Klimapolitik. Transportminister Benny Engelbrecht, so seine Forderung, solle untersuchen, was es kosten würde, wenn der öffentliche Nahverkehr für alle kostenlos zur Verfügung gestellt werden würde.
Ein wohlgemeinter Vorschlag, aber nicht unbedingt gut für unser Klima, sagt der Verkehrsexperte Morten Fosgerau: Zwar würden einige vom Auto auf Bus und Bahn umsteigen, aber das würden eben auch die tun, die heute Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen. Und es würden auch Personen den kostenlosen öffentlichen Nahverkehr nutzen, die sich heute gar nicht transportieren lassen. Also, schöner Gedanke, aber mit dieser Klimakarte kann DF keine Punkte holen.
Dann wäre da noch die Kostenfrage. Denn die Idee wurde schon 2006 vom Technologierat berechnet: 10,4 Milliarden Kronen hätte es damals gekostet, im ganzen Land kostenlosen öffentlichen Nahverkehr einzuführen. Abgesehen davon, dass Morten Messerschmidt in seinem Vorschlag von „zumindest in den großen Städten“spricht – was ein solches Manöver natürlich günstiger machen würde (aber nicht sonderlich gerecht).
Schließlich ist da noch die Verlässlichkeit. Vor allem die Bahn lässt da zu wünschen übrig: Verspätungen und Ausfälle sind an der Tagesordnung und wer pendelt, muss viel Geduld und Zeit mitbringen. Eine Studie des Verbraucherrats unterstreicht: Nicht der Preis, sondern Verlässlichkeit, Pünktlichkeit und Zeitverbrauch sind entscheidend für die Wahl des Transportmittels.
Morten Messerschmidt und DF müssen schon überzeugendere Vorschläge machen, wenn man ihre Klimapolitik ernst nehmen soll. Dies war ein Fehlsch(l)uss von Messerschmidt und scheint eher ein populistischer Versuch zu sein, bei den Wählern billig zu punkten.