Leitartikel

„Danmarks Radio ist nicht das Problem“

Danmarks Radio ist nicht das Problem

Danmarks Radio ist nicht das Problem

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Folketingspolitiker streiten sich weiterhin über die Zukunft von Danmarks Radio. Dabei liegt die Gefahr eines Demokratie-Unterschusses ganz woanders, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Das dänische Fernsehen Danmarks Radio präsentierte Mittwoch seine Pläne für 2020. Auf dem Programm stehen unter anderem Serien über das Grenzland anlässlich des dänischen Genforening (die Grenzziehung zwischen Dänemark und Deutschland 1920), über König Frederik IX., über die Kultmusiker Sussi und Leo sowie weitere Highlights.

Die übliche feierliche Präsentation davon, was die Dänen im kommenden Jahr zu sehen bekommen, war es aber nicht. Denn neben neuen Programmen präsentierte DR auch, wie die von der Politik auferlegten Einsparungen in Höhe von 420 Millionen Kronen umgesetzt werden. 

Das dänische Fernsehen schließt den Kulturkanal DRK komplett. Einige Programme überleben auf DR2, der mit DR1 und dem Kindersender DRRamasjang als einzige Sender weiterhin im Flow-TV zu sehen sein werden. DR Ultra und DR3 ziehen ins Streamingunivers von DR.dk um. 

Wie DRK verschwindet auch der Radiosender P7Mix zum 2. Januar, während die neu gewählte sozialdemokratische Regierung und ihre Unterstützer auf dem linken Flügel kurz nach der Wahl extra Geld gefunden haben, damit DR die Sender P6Beat und P8Jazz zumindest 2020 bewahren kann.

Nach den Einsparungen des bürgerlichen Blocks in Höhe von 770 Millionen Kronen verlauten aus den neuen Regierungskreisen ganz andere, milde Töne. Die Mittel für die Beat- und Jazzsender waren zunächst ein Pflaster auf der Wunde, aber DR hat ganz offensichtlich die Einsparungen für die kommenden drei Jahre (2019 bis 2021) alle auf einmal getätigt, damit der Umfang den Politikern klar wird, und diese vielleicht noch zurückrudern. Im Frühling soll die Medienabsprache nämlich neu verhandelt werden.

Aber warum reden die Politiker auf Christianborg nur über Danmarks Radio, wo die Einsparungen zwar Konsequenzen haben, wo aber weiterhin fast drei Milliarden Kronen zur Verfügung stehen? Danmarks Radio ist keineswegs in der Krise. Das sind aber viele Zeitungs- und Medienhäuser im Land. Die Medien, die noch am nächsten am Bürger sind, erleben Umsatzeinbußen, weil digital weniger eingenommen wird als bisher in den Printprodukten.

Diese Medien berichten täglich über die Demokratie, die für uns alle am nächsten ist, nämlich aus den Kommunen. Doch bald werden Kommunen dastehen ohne eine eigene Presse, die Machthabern, wenn nötig, auf die Finger schauen kann.

Die Medienförderung in Höhe von 350 Millionen Kronen reicht heute gerade noch aus, um zu überleben. Doch bald wird dieses Geld nicht mehr ausreichen, denn in der Konkurrenz gegen die Medienriesen von Google und Facebook sind höhere Einnahmen ein Traum, der nie in Erfüllung gehen wird.

Daher sollte das Feilschen um Danmarks Radio bald ein Ende haben, und es sollte stattdessen dort angesetzt werden, wo wirklich ein Demokratie-Unterschuss droht.

 

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