Leitartikel
„Der Chinesen-Trick“
„Der Chinesen-Trick“
„Der Chinesen-Trick“
Schwindel und Subvention ziehen dem dänischen Handel den Teppich unter den Füßen weg. Es werde Zeit, dass die Politik dies ernst nehme, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.
Wir wissen es alle: Der Internethandel boomt. Wir können es vor Ort am gähnenden Leerstand in der Innenstadt sehen, und wir erleben es durch die vielen Kleintransporter, die in jedem Wohnviertel das eine Paket nach dem anderen abliefern.
Dabei hat der Netzhandel erst gerade so richtig begonnen. Wenn später im Laufe des Jahres der amerikanische Netzhandels-Riese Amazon seinen Einzug auf den dänischen Markt hält, gibt es wohl endgültig kein Zurück mehr. Die Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass es „eine Zeit vor Amazon und eine Zeit danach gibt“. So groß wird der Einfluss der Amerikaner.
Dabei bereiten dem heimischen Einzelhandel derzeit die Chinesen am meisten Sorgen: 43.000 Pakete aus China landen in Dänemark. Jeden Tag. Das sind fast 1,6 Millionen Pakete jährlich oder drei pro Einwohner pro Jahr.
Elektronik, Spielzeug, Kleidung und vieles mehr wird zu Hause am Bildschirm eingekauft und geht nach wenigen Klicks auf Weltreise.
Dabei nutzen die dänischen Verbraucher und die chinesischen Absender einen Trick: Sie schreiben auf das Paket „Geschenk“ (als ob wir in China so viele Freunde und Bekannte hätten …) oder aber es wird der Wert des Pakets bei 80 Kronen angegeben. Zufall? Keinesfalls, denn Ware unter 80 Kronen muss nicht versteuert werden.
Auf Druck des Einzelhandels haben die dänischen Steuerbehörden 2018 Stichprobenkontrollen durchgeführt und bei 6.000 Versendungen festgestellt, dass neun von zehn Pakten eben diese 80 Kronen kosten. Doch bei näherem Hinschauen bestätigte sich der Verdacht: Jedes vierte Paket war teurer als angegeben – der Empfänger hätte also Mehrwertsteuer (Moms) zahlen müssen. Doch das Risiko, entdeckt zu werden, ist bei 43.000 Paketen täglich minimal. Hinzu kommt, dass eine Postkonvention aus dem Jahre 1874 dem chinesischen Netzhandel beim Versand eine Subvention von 55 Prozent einräumt.
Das heißt im Klartext: Schwindel und Subvention ziehen dem dänischen Handel (im Netz und in der Fußgängerzone) den Teppich unter den Füßen weg.
Steuerminister Karsten Lauritzen (Venstre) hat laut „Börsen“ früher gesagt, dass er den Verbrauchern keine „unverhältnismäßig große Bürden“ auferlegen möchte. Daher will er die Bagatellgrenze von 80 Kronen nicht abschaffen, so wie es zum Beispiel Schweden und Österreich getan haben. Dabei wird es höchste Zeit, dass auch die Politik den globalen Netzhandel und dessen Auswirkungen ernst nimmt. Sonst schieben wir den Einzelhandel beidhändig in den Abgrund. Oder treffender gesagt: per Mausklick.