Leitartikel

„Eine Chance für das Land“

Eine Chance für das Land

Eine Chance für das Land

Nordschleswig/Sønderjylland
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Die Coronakrise hat vielen Menschen neue Perspektiven aufgezeigt. Das Leben lässt sich auch anders leben. Eine Chance für den ländlichen Raum außerhalb der Ballungszentren, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die armen Kopenhagener, hat man so manches Mal während der Corona-Krise gedacht: Eingeschlossen in ihren Wohnungen mit begrenzter Bewegungsfreiheit vor der eigenen Haustür, weil im Park eigentlich schon zu viele Leute sind und am nächstgelegenen Platz auch kein Abstand zu anderen Menschen gewährt ist. Die Metropole wurde – gefühlt – zum Gefängnis.    

In den Wohnblocks in Aarhus, Odense oder Kopenhagen stand die Zeit manchmal sicherlich still, wenn Schule und Homeoffice für mor og far und zwei Kindern auf 70 Quadratmeter im vierten Stock zusammenschmolzen. Und das bereits seit Wochen – da fiel die Decke hier und da sicherlich auf den Kopf.

Noch heftiger waren natürlich die Einschnitte für viele Menschen in Italien, Großbritannien und Spanien, die ihre Wohnung nicht einmal verlassen durften, beziehungsweise nur um im nächstgelegenen Supermarkt einzukaufen, zum Joggen oder kurz mit dem Hund spazieren zu gehen.

Glücklich ist dagegen, wer vor Kopenhagen auf Amager 130 Quadratmeter mit Garten besitzt. Dafür hat die Familie allerdings auch fünf Millionen Kronen hinblättern müssen. In Nordschleswig und andernorts in Dänemark bekommt man für weniger Geld fast schon eine Traumvilla – natürlich direkt am Wasser.

Das werden einige Familien hoffentlich einsehen. Café-Leben, Kino, Kultur und Großstadtleben sind eben nicht alles, wenn Corona die Grenzen aufzeigt. In Nordschleswig dagegen hatten wir alle Platz genug und jede Menge Bewegungsfreiheit (nur über die Grenze nicht).

In diesen Tagen wirbt jede Region für sich, um die dänischen Urlauber anzulocken, die in diesem Jahr zum größten Teil zu Hause bleiben werden. Aber warum nicht gleich zwei Fliegen mit einer Klappe erledigen, und den Touristen von außerhalb zeigen, dass es sich in Nordschleswig ganz hervorragend und günstig lebt. Nicht nur im Sommerhaus, sondern auch in Tondern, auf dem Ness, auf Broackerland oder in Grenznähe. Mit jeder Menge Natur und Kultur vor der Haustür – und auch hier soll es tatsächlich tolle Cafés geben.

Die Coronazeit kann sich als eine Chance für die Provinz erweisen, denn manch Kopenhagener (die meisten sind sowieso aus Jütland) wird sich seine eigenen Gedanken zum Leben nach der Coronakrise machen. Nordschleswig steht mit offenen Armen bereit – jetzt im Sommer, aber auch danach.

Für Nordschleswig ist es die Chance auf neues Leben. Für Zuzügler die Chance auf ein neues Leben.

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