Leitartikel

„Bildung in Balance“

„Bildung in Balance“

„Bildung in Balance“

Apenrade/Aabenraa
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Schaffen es die Kommunen, „ihre“ Ausbildungsstandorte und „ihre“ Studenten in das Gesellschafts- und Wirtschaftsleben vor Ort zu integrieren, ist das für beide Seiten von Vorteil, meint Sara Wasmund.

Nach dem Schulabschluss träumen viele junge Menschen von einem Leben in der Großstadt. Raus aus dem Kaff, rein ins urbane Abenteuer. Club statt Dorffest, Altbau-WG-Zimmer statt Jugendstube mit Blick ins Grüne. Für andere ist der Sprung in eine größere Stadt schlicht unumgänglich, wenn sie ihre Wunsch-Ausbildung absolvieren wollen. Sie müssen in eine größere Stadt ziehen oder lange Pendelwege in Kauf nehmen, ob sie nun wollen oder nicht. Studieren auf dem Land als Alternative?

In den allermeisten Studienrichtungen und Fachausbildungen noch nicht möglich. 81 Prozent aller Ausbildungsplätze bei weiterführenden Ausbildungen lagen 2018 in den vier großen Städten des Landes. Tendenz steigend.
Studieren an einer Fachhochschule, einer Gewerbeschule oder an einer Universität sollte nicht nur in den großen Städten des Landes möglich sein – darin sind sich laut einer aktuellen Untersuchung 96 Prozent aller Folketingskandidaten einig. Sie wollen sich in der kommenden Wahlperiode dafür einsetzen, mehr weiterführende Ausbildungen außerhalb der Großstadtregionen zu platzieren.

Das Vorhaben ist nicht neu. Bislang jedoch ist die Regierung von dem Ziel, bis zu 1.000 junge Menschen in sogenannten Ausbildungsstationen, die außerhalb der großen Städte liegen, zu unterrichten, weit entfernt. Nur 192 Studenten nahmen das Angebot wahr, sich an einem der 2018 eingeführten Studienstandorte in kleineren Städten auszubilden. Die Interessenorganisation „Balance Danmark“ begrüßt das Bemühen – verlangt aber einen gesamtpolitischen Plan für eine dezentralisierte Ausbildung in Dänemark. Doch was bringt es dem Land, wenn nach den Behörden nun auch die Ausbildungen mehr und mehr dezentralisiert werden?

Für die Rand- und Landgebiete in Dänemark bedeutet es in erster Linie mehr gut ausgebildete Mitbürger. Ansiedelung-Experten sehen einen klaren Zusammenhang zwischen der dünnen Besiedelung ländlicher Räume und der Abwanderung von jungen Menschen, weil diese für ihre Ausbildung in eine größere Stadt ziehen (müssen). Weggezogen ist man nach dem Abi schnell – der Umzug zurück in die Heimat fällt später mit Familie, Job und deutlich vergrößertem Hausstand deutlich schwerer. Viele Absolventen suchen sich nach ihrem Abschluss einen Job in der Nähe ihrer Studienstadt – und die Großstädte wachsen im Gleichschritt mit den Mieten und Immobilienpreisen ins Bodenlose.

Dabei hat ein Studium oder eine weiterführende Ausbildung im ländlichen Raum durchaus seine Vorteile: deutlich niedrigere Lebenshaltungskosten, ein bekanntes Umfeld mit Familie, Freunden und Vereinen, beispielsweise. Studentenmilieus wiederum beleben ländliche Orte durch Kreativität und neues Denken.

Schaffen es die Kommunen, „ihre“ Ausbildungsstandorte und „ihre“ Studenten in das Gesellschafts- und Wirtschaftsleben vor Ort zu integrieren, ist das für beide Seiten von Vorteil. Lokale Unternehmen können über Praktikums- und Abschlussarbeitsplätze vom frischen Wind profitieren und möglicherweise Mitarbeiter von morgen für sich gewinnen, die Studenten hingegen profitieren von überschaubaren Strukturen und freien Plätzen.
Doch es reicht nicht, einfach mal ein paar Ausbildungsstationen hie und da ins Land zu streuen. Soll das dänische Ausbildungswesen effektiv, und zwar für alle effektiv, dezentralisiert werden, muss ein Gesamtplan her. Und zwar ein durchdachter. Gut, dass sich Mette Frederiksen (Soz.) und Lars Løkke Rasmussen (V) beim gestrigen Duell im Apenrader Folkehjem immerhin darüber einig wurden …

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