Leitartikel

„Aus-Strahlung“

„Aus-Strahlung“

„Aus-Strahlung“

Apenrade/Aabenraa
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Foto: dpa

Nun steht fest: Der Regionsrat der Region Süddänemark gibt kein grünes Licht dafür, dänischen Patienten aus dem Grenzland wieder die Strahlentherapie in Flensburg zu ermöglichen. Es gehe vielen dabei nur um die eigene Sache und nicht um das Wohl der Patienten, meint Chefredakteur Gwyn Nissen.

Die Strahlenbehandlung von Krebspatienten in der Region Süddänemark bleibt  ausschließlich  den Standorten Vejle und Odense vorbehalten. Das Angebot für nordschleswigsche Patienten, in Flensburg behandelt zu werden, liegt damit weiter auf Eis.  Dabei lag es in der Luft, dass die Politiker der Region Süddänemark vielleicht doch noch die rund eine Million Kronen finden würden, um das Angebot wieder einzuführen. Doch nach den Haushaltsverhandlungen in dieser Woche steht – trotz Wahlversprechen einiger Politiker – fest: Süddänemark macht ohne Flensburg weiter.

Politik bedeutet auch, schwierige Entscheidungen zu treffen und Prioritäten zu setzen. Aber die Argumente müssen  in Ordnung sein. Dass auch Patienten aus Varde nach Vejle fahren müssen, ist beispielsweise kein gutes Argument. Denn das  heißt so viel wie, dass  allen ein gleich schlechtes Angebot gemacht werden muss. Außerdem hat Varde kein Strahlenangebot in der unmittelbaren Nachbarschaft wie  die Nordschleswiger mit Flensburg.

Immer wieder wird auch das Argument genutzt, dass die deutsche Seite im Gegenzug nicht  dänischen Angebote wahrnimmt. Nach dem Motto: wenn wir eine Million bei euch ausgeben, müsst ihr auch eine Million bei  uns ausgeben. Diese Form von Argumentation gibt es derzeit  reichlich in den USA.

Darüber hinaus haben sich die Politiker von ihren eigenen Ärzten überreden lassen. Das war bereits der Fall, als die Absprache mit den Flensburgern seinerzeit 2016 nicht verlängert wurde: Die Ärzte in Vejle und Odense wollten unbedingt alle Strahlenpatienten aus der Region zu sich haben – man habe die Kapazität dafür, so das Argument. Als weiteres Argument lassen sie (die Ärzte) jetzt über den konservativen Politiker Morten Weiss-Pedersen durchsickern, dass die Behandlungsqualität in Flensburg nicht so gut sei wie in Vejle und Odense. Das ist der Tiefschlag aller Argumente.  

Da geht es einigen Ärzten um die eigene Sache und nicht um die Patienten, denen man  somit ein tolles Angebot vor der eigenen Haustür verweigert.  Als Politiker sollte man aber immer die Gesamtperspektive im Blick haben und nicht zuletzt auch den gesellschaftlichen Nutzen  ausrechnen: Nordschleswiger, die zur Strahlenbehandlung nur nach Flensburg um die Ecke fahren, konnten und könnten zum Teil  noch ihrer Arbeit nachgehen. Geringere Fahrkosten, weniger Krankentagegeld und mehr Steuereinnahmen sind die Folge.  Das ergibt Sinn und das tut auch die tolle Initiative der Schleswigschen Partei:

Eine Unterschriftensammlung zugunsten des grenzüberschreitenden Angebots in der Strahlentherapie.  Vielleicht überlegen sich die Regionspolitiker wirklich nochmal, ob sich das Flensburger Angebot   nicht doch rechnet – sowohl  menschlich als auch finanziell. 

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