Leitartikel

„Altersdiskriminierung“

Altersdiskriminierung

Altersdiskriminierung

Nordschleswig/Sønderjylland
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Kann ein öffentlicher Arbeitsplatz nur junge Leute anstellen? Das dänische Finanzministerium hat von 278 Stellen nur eine mit einem Mitarbeiter über 50 Jahren besetzt. Ein schlechtes Signal, schreibt Chefredakteur Gwyn Nissen.

Da muss man als 57-Jähriger erst einmal schlucken: Die Ministerien im Land stellen kaum Mitarbeiter über 50 Jahren an. Mit einem halben Jahrhundert kassiert, obwohl man sich wie im besten Alter fühlt?

Die Tageszeitung „Politiken“ hatte recherchiert, dass das Finanzministerium in den vergangenen vier Jahren 277 Stellen neu besetzt hat. Davon ist allerdings nur ein Mitarbeiter über 50 Jahre. Im Kulturministerium erhielten nur fünf Personen über 50 eine von 88 Stellen. Keiner dieser sechs Mitarbeiter ist über 60 – und auch in anderen Ministerien, so die Zeitung, sieht die Statistik ähnlich aus.

219 der 277 Mitarbeiter im Finanzministerium sind zwischen 19 und 29 Jahre alt. Das ist kein Zufall, sondern dahinter steckt eine bewusste Strategie. Und zwar eine falsche, denn mit 50 ist man nicht fertig, sondern hat Erfahrung und Wissen mit im Gepäck.

Außerdem schicken die Ministerien ein schlechtes Signal, denn vonseiten der Politik und dem Staat heißt es in diesen Jahren, dass wir länger auf dem Arbeitsmarkt bleiben müssen. Das Rentenalter ist erhöht worden, und wer heute 50 ist, muss in Zukunft bis zu seinem 70. Lebensjahr arbeiten. Wer heute 20 ist, gar bis 75, so die Prognosen.

Wenn ein Ministerium also eine interne Grenze von 50 Jahren hat, ist dies schlicht und einfach ein Skandal, weil von uns allen gefordert wird, dass wir länger arbeiten, diese Ministerien ab einem gewissen Alter aber keine Jobs zur Verfügung stellen. Dieses Vorgehen ist inakzeptabel.

Die Verantwortlichen haben nach der öffentlichen Schelte – und Verwunderung – hoffentlich bereits ihre Lehren gezogen und die Praxis geändert. Denn Altersdiskriminierung ist auf einem modernen Arbeitsmarkt ein absolutes No-Go.

Die Mischung macht's auf dem Arbeitsplatz – auch was Geschlecht, Ethnizität und Hintergrund angeht.

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