Standpunkt

„Frauen haben Angst. Männer haben Macht.“

Frauen haben Angst. Männer haben Macht.

Frauen haben Angst. Männer haben Macht.

Claudia Knauer
Claudia Knauer
Apenrade/Aabenraa
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Die Büchereidirektorin Claudia Knauer schaut auf den Fall der ermordeten Mia Skadhauge Stevn und fordert, dass sich etwas ändert. Frauen dürfen keine Opfer von Gewaltverbrechen werden; der männliche Blick auf die Welt muss sich ändern und die Politik ist in der Pflicht.

Der Tod der 22-jährigen Mia Skadhauge Stevn in Aalborg war kein Schicksal. Es waren, so weit die Ermittlungen das derzeit bestätigen, Männer, die sie getötet haben.

In neun von zehn Fällen, in denen Gewalt eine Rolle spielt, geht sie von Männern aus. Und häufiger sind sie auch Opfer, unbestritten. Frauen töten sehr selten. Frauen hingegen werden getötet, bedroht, verängstigt. In den allermeisten Fällen vom Partner. Mord durch Unbekannte passiert aber auch – wie jetzt in Aalborg.

Alle Frauen kennen das Gefühl der Angst in der dunklen Nacht. Männer leben eher selten mit dieser Last. Welcher Mann benutzt #textmewhenyougethome? Für Frauen ist das Alltag. Mütter und Väter von Töchtern warten auf diese sms, sorgen sich, bangen. Junge Frauen überlegen sich auszugehen, weil sie den Heimweg fürchten. Frauen haben Angst, weil Männer die Macht haben.

Sie sind physisch stärker, sie können sich nehmen, was sie wollen und zu viele tun es zu oft. Ja, die allermeisten natürlich nicht. Aber es passiert und Mia ist einen grausamen Tod gestorben. Nicht, weil sie in ein Auto gestiegen ist, nicht weil in anderen Fällen ein kurzes Kleid getragen wurde oder sie betrunken war. Sondern weil Männer Macht ausgeübt und getötet haben. Niemals ist es die Schuld des Opfers, wenn wir in einer Gesellschaft leben, die von und für Männer eingerichtet ist.

Autocrashtests werden mit männlichen Figuren gemacht, Medikamente an Männern getestet, die Klimaanlage nach ihren Bedürfnissen eingestellt. Frauen sind anders – sie haben einen anderen Körperbau, ein anderes Gewicht, eine unterschiedliche Physiologie. Keine Welt ist gleichberechtigt, solange das nicht berücksichtigt wird.

Es wird immer brutale tötende Menschen geben. Aufgabe von Eltern ist es, ihre Söhne zu einem respektvollen Umgang mit allen Menschen zu erziehen, klarzumachen, dass Frauen keine leichte Beute sind und ihren beizubringen, einzugreifen und Hilfe anzubieten. Aufgabe der Politik – auch und gerade der Kommunalpolitik - ist es, Angsträume zu beseitigen. Die Straßenbeleuchtung darf nicht um Mitternacht ausgehen. Dunkle Ecken sind zu beleuchten und Frauenparkplätze im Parkhaus sind dicht an den Aus- und Eingängen platziert, damit Frauen nicht durch unübersichtliche Etagen schleichen müssen. Polizei muss auf den Straßen präsent sein.

Stadtplanung kann und muss die Bedürfnisse von Frauen berücksichtigen, nicht weil wir mehr wollen, sondern weil wir gleich behandelt werden wollen. Das muss im Studium Pflichtstoff sein. Die Kommunen könnten Taxigutscheine ausstellen oder sicheren Transport gerade in den späten Nachtstunden garantieren.

Wir Frauen wollen die gleichen Rechte wie Männer haben – die Freiheit dann und dorthin gehen zu können, wie wir es wollen. Und nein, wir wollen nicht hören, dann bleib doch zu Hause. Abgesehen davon, dass das auch nicht immer der sicherste Ort ist, können wir den Spieß doch umdrehen. Männer dürfen nach Mitternacht nur noch in Begleitung von Frauen auf die Straße. Frauen wird das doch auch geraten. Kann doch wohl nicht so schlimm sein.

Mia Tod geht uns alle an.

Claudia Knauer, Büchereidirektorin/Biblioteksdirektør, Verband Deutscher Büchereien Nordschleswig, Vestergade 30, 6200 Aabenraa

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