Leserbrief

„Zäher Neubeginn“

Zäher Neubeginn

Zäher Neubeginn

M. B. Christiansen
Apenrade/Aabenraa
Zuletzt aktualisiert um:

M. B. Christiansen widmet sich in seinem neuesten Leserbrief einem Rückblick in seine Schulzeit.

Vom Leserbrief vom 20. Aug. von Erika Knudsen an-mutiviert etliche, lange Zeit vergessene Betrachtungen. Als ich, genau wie meine 4 ältere Geschwister für ein halbes Jahr in D. Koppmanns Nachschule „installiert" wurde, da hatte der Schulleiter gerade R. Bargfeld VON DRÜBEN zurück nach Nordschleswig geholt. Wahrscheinlich der Apenrader Bargfeld von E. Knudsen? Nun die Nachkriegszeit:

Meine 3 ältesten Geschwister – wir sprachen und verstanden damals fast nur MUTTERSPRACHE – plattdütsch. Lütje, der Älteste, hat mir erzählt, dass er Glück hatte. Sein angewiesener Platz in der dän. Schule, war neben dem Sohn vom dän. Pastor. So konnte er auch mal abschreiben. Wurde auch sonst gelegentlich unterstützt. Die alte deutsche Schule – ä gammel tysk hvid skol – habe ich erst viele Jahre später gesehen. Sie lag hinter der Kirche „Nordost" im Dorf. Wir wohnten 2 bis 3 km Luftlinie „Südwest" . Als die Bülderuper mit deutschem Schulunterricht „früher" anfingen, da schickten unsere Eltern die 4 (Jürgen war nun auch bereit) in die Nachbarkommune. Ein Jahr später waren die Rabstedter dann soweit. Der Unterricht lief unter Fräu. Oje im Gasthof Saal von Th. Sailer – mitten im Dorf liegend – über die Bühne. Nun war ich dran. Es ging von Horns zu Fuß die ca. 4 km. Wegstrecke an 6 Wochentagen. Der „Trottel" hatte das Radeln noch nicht kapiert. Zu meinem Glück hatte ich meinen Bedstefar. An ihn hatte ich mich eng gebunden. (Ganz besonders durch die Abwesens-Haft unseres Vaters. Als der dann von Fårhus zurückkam – der gleiche Vater – aber fast immer von UNGEDULD beseelt, um die anwachsende Familie ernähren zu können, wollte ich offensichtlich meinen Vater nicht ganz anerkennen. Eine Last, die immer wie „Irgend Etwas" eine Hürde – die sich im gesamtem Leben nie mehr ganz abschütteln ließ.  

Mit dem Krug war es so eine Sache. Eben keine ideelle Lösung. Unser Onkel Jürgen war Maurer ausgebildet. Mit Bedstefar/unserem Vater/die Brüder Christian und Andreas – besonders auch als ökonomische Stützen – wurde im Süderdorf kurz vor Kriegsbeginn ein Wohnhaus gebaut. Unser Onkel konnte es leider nur beim Hausbau erleben. Es ist das erste Wohnhaus auf linker Hand. (Von Bredewatt kommend.ES steht dort noch geduldig). Unter J. Bargum als Schulvorsitzender wurde weiter „zurecht geregelt". Unser Bedstefar verabschiedete sich nach oben in die, etwas sparsamer ausgestattete Etage. Der gemeinsame Unterricht mit Fr. Oje als einzige Lehrkraft „lief" in den beiden Stuben unten. Von hier an nenne ich es unbekümmert HORROR. Fräulein Oje war völlig hilflos gegen diese Nachkriegsmentalität der vereinigten Masse. Eine kurzzeitige Lösung. Sie unterrichtete die Älteren vormittags und uns, die Kleinen, nachmittags. Ein grelles Beispiel aus der Versuch Periode. Wir Kleinen waren schon in der Küche gelandet – noch Vormittags – mitten im Unterricht kamen die GROSSEN MÄDELS rein und nahmen uns die Bleistifte weg! So ging es nicht auf Dauer. Der Vorstand aktivierte nun den, eigentlich schon längst im Ruhestand befindlichen Lehrer Callesen aus Tingleff. Er war im 1. Weltkrieg Offizier gewesen. Fortan ging auch ORDNUNG bei uns zur Schule! Da er ca. 10 Min. vor Unterricht Schluss mit dem Rutenauto los musste, stand immer abwechselnd einer an der Straße und hielt nach der „Befreiung" Ausschau. Tasche unter dem Arm und losgestürmt. 10 Sekunden und der Lärmpegel schoss in die Höhe. Wir gingen ja längst wieder unter Fr. Oje vormittags zum Unterricht. Übrigens – mittlerweile waren 2 meiner Geschwister auch wieder in Rabstedt gelandet.

No kom dä da gang i ä kram: Eine ganz neue Schule in der Planung. Nicht nur in der Planung. Schon bald konnten wir dem Süderdorf ade sagen. Hier trat gleichzeitig eine jüngere Stärke als Ordnungshüter seinen Dienst an... Lehrer A. Lesow. Mit dem „hillalariumbumbum" war nun endgültig Schluss.

Im Krugsaal habe ich auf dem Schulstuhl gepinkelt, da ich nicht wusste, dass man während des Unterrichts auf das WC gehen durfte. Ich war allzu schüchtern, um zu fragen. Einiges Mobben folgte. In Bedstefars Haus haben die großen Jungs daumengroße Löcher durch die dünnen Verschalungsbretter zur Mädchentoilette gebrannt. Die Zimmer wurden vom Kachelofen aus mit Holzscheiten angefüttert. Im Vorraum zu den Toiletten lag alles Mögliche. War ja auch als Werkstatt gedacht. Eine meiner Mitschülerinnen wurde einmal unter „fürchterlichem Geschrei" bei ihrem Toilettenbesuch dort von den Großen als „WC DRONNING" aus-er-koren!

Diese Zeit als Horror zu bezeichnen ist noch untertrieben. Unter Anleitung eines Dominanten – es war keiner von den Großen – schossen wir mit zugespitzten Fliederbeerzweigen nacheinander. Ein Pfeil durchdrang meine linke Backe. Über Jahre galt die Narbe als smilehullet. Derart Kleinkram galt nicht als wehleidig bei uns in Horns. Dass irgendetwas aus dem Schulhorror gepetzt wurde war völlig ausgeschlossen. So wussten unsere Eltern kaum etwas – zu Hause galt an erster und zweiter Stelle: ALLE mit-an-packen.

Das Radeln hatte ich natürlich längst kapiert. Nach Hause radeln mit meinem Bruder Jürgen waren oft erlebniswerte Touren. Es gab auch: ä gammel vej. Unser Vater mobbte uns gelegentlich damit, wieso unsere große Schwester Marie eine halbe Stunde früher auf dem Hofplatz aufkreuzte. Irgendwie komisch aus meiner heutigen Sicht. Bis zum ca. 10 Lebensjahr verfolgte mich, natürlich mit massenhaft Ausnahmen, Angstteufel. Sie nahmen ihren Anfang – brannten sich in meine Augen für ewig – bei dem Besuch mit meiner Mutter bei unserem Vater im Fårhuslager. Angst vor den schwarzen Männern, die dann besonders in der Dämmerung, auf EINIGES MEHR übersprangen!? Dabei streiften wir besonders an Sonntagen im Wald völlig ungehemmt herum.

Einige Menschen sind pr. Automatik Respektpersonen. Lehrer A. Lessov gehörte dazu. Unser Vater auch. Er hat uns nie geschlagen. Wenn er mal die Stimme anschwellen ließ, dann waren es Ärgernisse mit den Haustieren. Besonders auch mit unseren verschiedenen Hunden. (Wobei die laute Stimme gespielt war). Sie waren zwar immer auch – Jagdhunde – waren aber oft auch eine Art Unterhaltungsersatz. Sie machten mit Lebensfreude bei div. „ÜBUNGEN" mit.

Wenn ich noch mal zur Rabstedter Schulzeit zurückkomme: Während unserem Unterricht im Neubau waren von den größeren Höfen der Carstensen‘s und Bargum‘s Leute mit passendem Gerät auf dem zukünftigem Sportplatz mit wahrnehmbarer Freude – für die Zukunft der Minderheit – zugange. Es waren teilweise dieselben Personen, die vor nicht allzu langer Zeit mit scharf geladenen MP‘S  in ihren Heimen unter den Augen der Mütter und Kinder wie Schwerverbrecher abgeholt wurden! Welch ein Kontrast zum heutigem UNVERSTÄNDNIS einiger der jetzigen ELITEN der Minderheit vor einer Thematisierung des damaligen Geschehens. Vorherrschende Berührungsangst  – weshalb denn – weshalb Angst vor Deutlichmachung der WIRKLICHEN GESCHEHNISSE??

Ökonomische Fallgruben – ein Überspringen einer Seuche mit möglichen katastrophalen ökonomischen Folgen – dazu eine äußerst ansteckende Lungenkrankheit, deren Ende überhaupt noch nicht einzuordnen ist – und: Was wird von den jungen SPitzen als super Erfolg gefeiert???? Selig sei, für den die Zukunft sich auf Ballspiele beschränkt! Diese werden sich aber nachhaltig in keine einzige Zukunft Leitlinie festgesetzt wieder finden. Nicht mit gekriegt: Das Modell mit Zäunen, um etwas „abzuhalten" oder „zu behalten" ist fester Bestandteil allen Lebens. Das manche Schöpfungsart hier stellvertretend ihren Urin oder auch mal ihre Scheiße sprechen lässt, die Methode ist genauso auf Wirkung ausgerichtet. So schafft manches es über Geruch. Ihr liebe jungen SPitzen – möchtet ÄHNLICHES offenbar vorwiegend (oder ausschließlich?) über SELBST DARSTELLUNG erreichen?! Durch journalistische Lobgesänge – ganz allein? Zur wachsenden Frauenquote meine „natürlichen" Glückwünsche!

M. B. Christiansen
Hyndingholmvej 16
Bylderup Bov 6372

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