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„Midas fordert Unterstützung für Minderheitentageszeitungen“

Midas fordert Unterstützung für Minderheitentageszeitungen

Midas fordert Unterstützung für Minderheitentageszeitungen

Bolzano/Bozen
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Marc Röggla von der Midas, dem Zusammenschluss europäischer Minderheitentageszeitungen, schreibt in einem Kommentar über den Bedarf von Kommunikation in Minderheitensprachen.

Der Europarat gab letztens die Erklärung ab, dass alle Staaten Covid-19-Informationen auch in den jeweiligen Minderheitensprachen veröffentlichen sollten. Ebenso der Hohe Kommissar für nationale Minderheiten (HCNM) der OSZE und der UN-Sonderberichterstatter für Minderheiten unterstützten die Forderung. Nichtsdestotrotz wurden in den meisten EU-Mitgliedstaaten die Informationen zu Covid-19 meist nicht in den auf dem Staatsgebiet existierenden Minderheitensprachen veröffentlicht.

Für viele Europäerinnen und Europäer sind Minderheitenmedien, nicht nur in Covid-19-Zeiten, die einzige Informationsquelle in der jeweiligen Muttersprache. Sie sind dabei nicht nur Informationslieferanten, sondern geben Minderheiten eine Stimme und sind für den Erhalt der Sprache und somit für die Vielfalt Europas unverzichtbar. Sie sind es, die jetzt auch die Aufgabe vieler Staaten übernehmen und die notwendige Übersetzung der Covid-19 Maßnahmen in die verschiedenen Minderheiten- und Regionalsprachen vornehmen.

Durch Covid-19 befinden sich allerdings einige dieser Medien, insbesondere die Minderheitentageszeitungen, in einer schwierigen finanziellen Situation. Werbeschaltungen machen bei den meisten Zeitungen 30 bis 40 Prozent des Einkommens aus, die durch Covid-19 komplett weggebrochen sind.

Ebenso die Zustellung ist erschwert: In vielen Ländern wird die Zeitung nur mehr sporadisch ausgeliefert und ist im Moment meist mit Mehrkosten verbunden. In Zusammenhang mit schlechteren Verkaufszahlen und weniger Abonnements riskieren ein paar Zeitungen, diese Situation nicht zu meistern.

Die Europäische Vereinigung von Tageszeitungen in Minderheiten- und Regionalsprachen (MIDAS), die 26 Minderheitenzeitungen in Europa vertritt und ihren Sitz in Bozen am Center for Autonomy Experience an der EURAC Research hat, präsentierte aus diesem Grund Anfang der Woche den Mitgliedern der Intergruppe für traditionelle Minderheiten im Europäischen Parlament die Situation und bat um finanzielle Unterstützung.

Neben direkter finanzieller Unterstützung bei Druckkosten ersuchte man die Parlamentarier sich dafür einzusetzen, dass in den weitreichenden Covid-19 Budgets des Europäischen Parlaments auch Minderheitenmedien unterstützt werden.

Ebenso nahm MIDAS den Vorschlag des Europarates auf, und ermutigte die Europäische Kommission über ihre nationalen Büros in den relevanten EU-Mitgliedstaaten Informationen über EU-Aktivitäten im Zusammenhang mit Covid-19 in Minderheitentageszeitungen als Werbeschaltungen zu veröffentlichen.

Dadurch würde die Europäische Union nicht nur eine wichtige finanzielle Unterstützung für Minderheitentageszeitungen in Europa leisten und für mehr Transparenz im Kampf gegen Covid-19 sorgen, sondern auch ein Zeichen der Solidarität an Europas Minderheitenangehörige schicken.

Marc Röggla, Eurac Research/Midas, Bozen/Bolzano

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