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Mit dem Fischkutter raus auf die Förde

Mit dem Fischkutter raus auf die Förde

Mit dem Fischkutter raus auf die Förde

Gesche Picolin
Gesche Picolin Journalistin
Apenrade/Aabenraa
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Familie Møbjerg erhielt an Bord warme Jacken. Foto: Gesche Picolin

Das Touristikbüro Apenrade bietet seit neuesten in Zusammenarbeit mit Jørgen „Jønne“ Jensen eine Tour mit der Mik Petersen, einem Kutter von 1912, auf die Apenrader Förde an. Hier kann man sich sein Abendbrot quasi selber fangen. Und Kapitän Jønne kennt die besten Angelplätze.

Es ist der erste schwach regnerische Tag in Apenrade seit Monaten. Gutes Angelwetter.

Bendik Moritzen, 13, ist an diesem Donnerstag um kurz nach acht mit seinem Vater Jan Fribüter in den Apenrader Nyhavn gekommen. Denn hier legt um 8.30 Uhr der Kutter „Mik Petersen“ zu seiner Meeres-Angeltour ab. Bendik hat schon früher geangelt. Vom heutigen Ausflug auf die Förde erwartet er sich einen großen Fang: Schollen, Makrelen und Dorsche.

Nach und nach trudeln alle Gäste ein, die sich für die Angelfahrt angemeldet haben. Kapitän Jønne erläutert die Sicherungsvorkehrungen. Dann sticht der Kutter in See.

An Bord des über hundert Jahre alten Kutters „Mik Petersen“ mit Heimathafen Apenrade sind schließlich acht Gäste. Außer Bendik und Papa Jan sind das noch Thomas (17) und Papa Keld sowie Louise und Troels Møbjerg mit Sohn Romeo (9). Letztere sind gebürtig aus der Nähe von Billund, aber seit 15 Jahren in Roskilde beheimatet. Die Familie verbringt die Ferien im Sommerhaus in Fisnis. Die Seeländer sind definiv zu dünn angezogen für die heutige Tour.

Keld Petersen, ein guter Kumpel von Jønne, ist auch mit an Bord. „Ich bin früher als Lehrer gerne mit einer Gruppe Schüler mit Jønne rausgefahren. Und seit ich vor zehn Jahren geschieden wurde, fahren wir häufig zusammen raus.“

Petersen gibt gleich zu Beginn den Mitfahrern eine Empfehlung: „Nimm Gemüse verschiedener Art, leg deinen frisch gefangenen Fisch obendrauf, bisschen Weißwein drüber, und schieb das Ganze eine Stunde in den Ofen.“ Und man braucht anschließend nicht abzuwaschen, wenn man es einfach aus der Backform isst, fügt er noch verschmitzt hinzu.

Außer zweien, die ihre Angelausrüstung mitgebracht hatten, haben alle Gäste das Angelgerät an Bord geliehen. Im Preis von 300 Kronen pro Person (Kinder 250) ist das inbegriffen.

Die „Mike Petersen“ sah in den vier Stunden auf der Förde so ziemlich jedes Wetter. Foto: Gesche Picolin

„Zurück zu Mama“

Der Kapitän schlägt die Glocke. Der Motor steht, es kann losgehen. Die Ruten werden ausgeworfen.

Bei Bendik hat schnell was angebissen: Die ersten drei Wittlinge. Petersen erklärt, dass diese kleinen Fische sehr viele Gräten beinhalten. Deshalb werden sie eigentlich immer wieder freigelassen. „Allerdings sind die in einer Mischung mit Dorschfleisch perfekt für Fischfrikadellen“, verrät Petersen ein weiteres Geheimnis. Er fährt fort: „Euren Fang legen wir hier auf Eis“, und zeigt auf einige Styroporkisten. „Wenn ihr dann nach Haus kommt, unterst in den Kühlschrank, dann bleibt der fest.“

Die Glocke schlägt. Ruten rein, damit sich keine Leinen in der Schraube verfangen . Jønne strebt einem neue Angelplatz in der Apenrader Förde entgegen. Dort angekommen, schlägt er wieder auf die Glocke: Ruten raus. Ein unmittelbar großer Fang wird bestaunt: Drei Dorsche und ein Wittling an einer Leine. Die Dorsche unterscheiden sich farblich vom Wittling, außerdem haben sie Fühler unterm Maul, denn sie gründeln sich vorwärts. Deshalb sind auch oft sandig, weil sie sich überwiegend am schlammigen Meeresgrund aufhalten.

Aber, ach. Als die Dorsche gemessen sind, stellt Petersen fest: Die sind zu klein, müssen sie doch mindestens 35 Zentimeter lang sein.

Alle vier Fische werden - vom Haken befreit - wieder ins Wasser geworfen. Im hohen Bogen - „zurück zu Mama“, wie Petersen sagt. Das haben die Möwen längst spitzgekriegt. Sie kommen und schnappen sich, was sie kriegen können.

Die Glocke schlägt: Leinen einholen.Der Kapitän steuert zu einem neuen Platz. Im Steuerhaus beim Kapitän sind diverse technische Geräte: Auf einer elektronische Seekarte der Förde, darauf hat er sich seine Angelplätze markiert. Er schlägt die Glocke - bitte angeln. Von der Decke hängt ein Radar, hier sieht man die anderen Schiffe, die unterwegs sind. Er deutet auf vier grüne Punkte: „Das sind die Segelschiffe, die du da hinten siehst“, und zeigt in die entsprechende Richtung. Jan kommt zum Steuerhaus und guckt aufs Echolot.

Dieses schickt von unter dem Schiff Radiowellen aus. Hier sieht man die Wassertiefe. Der Meeresboden ist hier 24 Meter unter uns. Jønne zeigt aufs Echolot: „Guck, hier ist ein Fischschwarm!“ Der strebt am Kutter hoch Richtung Wasseroberfläche. Plötzlich hat Bendik den ersten ordentlichen Dorsch an der Angel. Das Tier misst, vom Haken befreit, 50 Zentimeter. Das Abendbrot ist gesichert!

Petersen zeigt, wie man den Fang vorbereitet. Foto: Gesche Picolin

Angeltouren von Bord aus

Den Juli hindurch bietet Kapitän Jønne donnerstags zweimal täglich Angeltouren an. Abgelegt wird jeweils um 8.30 Uhr und um 13 Uhr vom Nyhavn, Kilen 40, in Apenrade. Auch im August fährt er donnerstags raus, allerdings zunächst nur vormittags mit Abfahrt um 8.30 Uhr. Ist die Nachfrage groß, überlegt er, auch nachmittags rauszufahren. Die Tour kostet 300 Kronen(Kinder unter 12 Jahren 250 Kronen) inklusive geliehenem Angelgerät. Zu buchen ist sie über www.booksonderjylland.dk unter „Fisketur med M/S Mik Pedersen på Aabenraa Fjord“.

Schweinswale, Plattfisch und Anfängerglück

Der Kapitän ist aufgeregt: „Guck, da! Ein Schweinswal! Jetzt musst du den Fokus behalten, wenn du den nochmal sehen willst.“ Und er fährt lachend fort: „Ich war mal mit einer Gruppe Schüler auf der Förde. Da taucht mit einem mal ein Finnwal auf, der maß wohl seine 16 Meter. Der Lehrer gerät ganz aus dem Häuschen. Er wendet sich zu einem Schüler, der angelt: „Hast du den gesehen???“- Der antwortet nur nüchtern: „Ja. Aber ist doch klar, wir sind ja auf dem Meer.““

Jetzt hat bei Bendiks Papa Jan was „angebissen“, allerdings kein Fisch: Es ist ein Vorfach, also das für Fische so attraktive Klimbim, was so an der Angel hängt, unter anderem ein Gewicht. Keld ruft zum Käpt'n: „Ha! Den erkenne ich wieder. Das ist einer von unseren von früher. Da sieht man mal wie lange die halten! Der kommt von unter dem Schiff, wo auch Muscheln kleben. Hat da mehrere Jahre verbracht...“

Die Glocke schellt – Leinen rein, es geht weiter. Der 17-jährige Thomas und sein Vater Keld Olsen sind aus Süderhaff, leben aber seit drei Jahren in Los Angeles. Die Ferien verbringen sie zu Hause in Dänemark. Thomas angelt, seit er sechs Jahre alt war. In Bächen, an Küsten. „Ich habe aber noch nie soviel gefangen wie hier auf dem Kutter.“

Es schlägt die Glocke – Leinen wieder raus. Jetzt soll Scholle geangelt werden. Damit steigt der Schwierigkeitsgrad. Keld Petersen und Jønne haben Sandwürmer dabei: Lebendköder für die Scholle, der Plattfisch ist anspruchsvoll. Auch ist das Gedöns ein anderes, richtige kleine Perlenketten haben sie da aufgezogen.

Keld Petersen hilft dem kleinen Romeo etwas mit den Schollen. Olsen fragt Petersen: „Wie machst du das mit den Schollen?“ Darauf Petersen verschmitzt auf deutsch: „Fingerspitzengefühl...“ Und tatsächlich: Bei Schollen fängt die Spitze der Rute irgendwann an, zu vibrieren. Damit er diese aber nicht ständig im Auge behalten muss, legt sich Petersen die Schnur über den Zeigefinger. „Sobald sich da was tut, merke ich das im Finger.“

Es schallt die Glocke – Leinen rein.

Als Fazit der Fahrt stellt sich die Frage: Was haben die Angler letztendlich gefangen? Bendik und Jan haben neun Dorsche.

Troels und Romeo haben fünf Dorsche und vier Schollen gefangen. Wow! Wo Schollenangeln so schwer sein soll? „Anfängerglück“, lacht der Vater, dann räumt er ein: „Und dann hat uns Keld auch ein bisschen geholfen.“

Die Olsens haben fünf Dorsche gefangen. „Und ungefähr 40 andere Fische“, so Thomas. Die wurden aber alle wieder freigelassen.

„Zurück zu Mama“, wie Petersen es ausdrückt.

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