«Ich war nie stolzer»

Lob für Auftritt von US-Poetin Amanda Gorman

Lob für Auftritt von US-Poetin Amanda Gorman

Lob für Auftritt von US-Poetin Amanda Gorman

dpa
Washington
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Die amerikanische Dichterin Amanda Gorman hat die Menschen bewegt. Foto: Patrick Semansky/AP Pool/dpa

Amanda Gorman ist die jüngste Poetin, die je bei der Amtseinführung eines US-Präsidenten aufgetreten ist. Ihr Gedicht handelt von Einheit, einer verheißungsvolleren Zukunft für das tiefgespaltene Land - und vom Sturm auf das Kapitol.

Sie war der eigentliche Star bei der Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Joe Biden: Amanda Gorman.

Die 22-jährige Poetin las ein Gedicht vor, in dem sie ihre eigene Lebensgeschichte mit der harten sozialen Realität Amerikas verwebte, und sorgte damit für einen der wohl meistdiskutierten Auftritte rund um die Amtseinführung.

In den sozialen Medien brachte ihr das viele Reaktionen und Lob ein. «An einem Tag für die Geschichtsbücher präsentierte Amanda Gorman ein Gedicht, das mehr als nur den Moment traf», schrieb etwa der frühere US-Präsident Barack Obama auf Twitter. Die Unternehmerin und Talkshow-Moderatorin Oprah Winfrey schrieb: «Ich war nie stolzer, eine weitere junge Frau aufsteigen zu sehen!»

In einem auffällig gelben Mantel, mit rotem Haarreifen und aussagekräftiger Gestik las Gorman am Mittwoch ihr eigens für diesen Anlass verfasste Werk «The Hill We Climb» (auf Deutsch etwa: Der Hügel, den wir erklimmen) vor. Es handelt von den schweren Zeiten, die die USA durchgestanden haben und noch durchstehen müssen - aber auch von Hoffnung für die Zukunft.

«The Hill» - so wird in den USA auch das Kapitol bezeichnet, auf dessen Stufen sie ihr Gedicht vortrug und das erst vor zwei Wochen von einem wütenden Mob von Trump-Anhängern gestürmt worden war. Auch diesen Umstand adressiert Gorman in ihrem Werk gezielt. «We've seen a force that would shatter or nation, rather than share it. Would destroy our country if it meant delaying democracy», auf Deutsch: «Wir haben eine Kraft gesehen, die unsere Nation zerstören wollte, anstatt sie miteinander zu teilen. Die unser Land zerstören wollte, indem sie die Demokratie aufhalten wollte.»

«Even as we grieved, we grew» - «Selbst als wir trauerten, wuchsen wir», trug Gorman weiter eindringlich vor, und: «Wir haben uns nicht darauf vorbereitet gefühlt, die Erben von solch einer erschreckenden Stunde zu sein. Aber mittendrin fanden wir die Kraft, ein neues Kapitel aufzuschlagen, uns selbst Hoffnung und Lachen zu bringen».

Die 1998 in Los Angeles geborene Gorman hat an der Harvard University Soziologie studiert, für die «New York Times» geschrieben und bereits zwei Bücher veröffentlicht. 2017 wurde sie von der US-Kongressbibliothek mit dem Titel «National Youth Poet Laureate» geehrt.

Gorman wurde von Biden bewusst gewählt, repräsentiert sie doch vieles was der neuen politischen Führung im Weißen Haus wichtig ist: eine junge, schwarze Frau, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter aufwuchs, später an einer der besten Unis des Landes studierte und sich gegen Rassismus, Polizeigewalt, Ungleichheit und für Feminismus einsetzt. Mit ihrem Auftritt vermittelte Gorman, was der Kern des Aufbruchs ist: Hoffnung, Vertrauen und Zuversicht.

Der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton soll Gorman im Anschluss an ihre Rede sogar zugesagt haben, im Jahr 2036 selbst als Präsidentschaftskandidatin anzutreten. Von CNN-Moderator Anderson Cooper in einem Interview darauf angesprochen, sagte sie lachend: «Madam President Gorman? Mir gefällt, wie das klingt.»

Bei vergangenen Amtseinführungen von US-Präsidenten haben immer wieder Dichter und Schriftsteller wie beispielsweise der berühmte Poet und vierfache Pulitzer-Preisträger Robert Frost oder die Schriftstellerin Maya Angelou Werke vorgetragen - Gorman ist allerdings mit Abstand die jüngste.

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