Literatur

Christen Berg wurde Venstres erste Frontfigur

Christen Berg wurde Venstres erste Frontfigur

Christen Berg wurde Venstres erste Frontfigur

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Christen Berg
Christen Berg Foto: gemeinfrei

Der Historiker Erik Voss zeichnet ein Porträt des großen dänischen Politikers, der durch Fleiß wesentlichen Einfluss auf die Parlamentsarbeit nahm.

Der Name Christen Berg wird den meisten Lesern unbekannt sein, doch nach der Lektüre von Erik Voss' Biografie über diesen ungewöhnlichen Politiker wird jedem klar sein, wie bedeutend Berg für die dänische Politik und den Parlamentarismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war.

Im Vergleich zu der heutigen Generation von Folketingsmitgliedern in der Federgewichtsklasse war Berg ein Schwergewicht, geprägt vom Gedankengut Grundtvigs.

Christen Berg war für damalige Verhältnisse politisch linksgerichtet und veröffentlichte zum Beispiel 1873 Gedanken, die heute eher ins Spektrum der Einheitsliste oder der Volkssozialisten (SF) passen: „Wir müssen den gegenwärtigen Aktienbetrug und die Finanzkonsortien mit ernstem Blick beobachten. Wie werden die Unmündigen künftig gestellt ein, falls sie nur Maschinen in den Händen des großen Schwindels und der eigennützigen Spekulanten sind?“ 

Seit 1866 saß Berg bis zu seinem plötzlichen Tod 1891 für den Wahlkreis Kolding im Folketing. Er vertiefte sich besonders in die Einzelheiten der Haushaltsgesetze und auch Verteidigungsangelegenheiten waren sein Fachgebiet. Die Sammlung verschiedener und untereinander zerstrittener Linksfraktionen im Folketing zur Partei Venstre ist unter anderem auf Christen Berg zurückzuführen.

Neben seiner politischen Tätigkeit war der 1829 in Westjütland geborene Sohn eines Bauern auch Herausgeber mehrerer Zeitungen („De Bergske Blade“). Als Lehrer mit einem Examen vom Lehrerseminar in Ranum arbeitete er an der Bürgerschule in Kolding, bevor ihn eine Schulmeisterstellung (førstelærer) auf der Insel Bogø zwischen Seeland und Falster anlockte.

Der vorausschauende Berg trug zur Entwicklung der Inselgemeinschaft bei und initiierte die Gründung einer Seefahrtsschule (navigationsskole), die zur zweitgrößten im Königreich heranwuchs.

Der Historiker Erik Voss (71) aus Kolding zeichnet ein lesenswertes Porträt eines politischen Urgesteins und vermittelt umfangreich die Gedanken Christen Bergs, die heute noch Bedeutung haben sollten. „Niemals mit der Ungerechtigkeit auf Akkord gehen“ war einer seiner Leitsätze, der auch der Buchtitel ist.

Christen Berg
Erik Voss: „Christen Berg - Gå aldrig på akkord med uretten“. 448 Seiten, reich illustriert, mit Personen- und Literaturverzeichnis, erschienen im Verlag Hovedland. Preis 299,95 Kronen. Foto: Hovedland

 

 


 

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