Geschichte

Blick auf Glanzzeiten der Seefahrt und Krisen im 20. Jahrhundert

Blick auf Glanzzeiten der Seefahrt und Krisen im 20. Jahrhundert

Blick auf Glanzzeiten der Seefahrt und Krisen im 20. Jahrhundert

Pattburg/Padborg
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Autoren und Redaktion präsentierten am Dienstag im Museum Oldemorstoft in Pattburg die neue Ausgabe des geschichtlichen Jahrbuchs „Sønderjyske Årbøger“, V. l.: Leif Nielsen, Anton Marckmann, Marianne Kristensen, Mads Mikkel Tørsleff, Erik Nørr und Annemarie Erichsen. Foto: Volker Heesch

Die neue Ausgabe des Jahrbuchs „Sønderjyske Årbøger“ im Museum in Pattburg vorgestellt. Ein Beitrag ist dem Lager mit deutschen Flüchtlingen in Hörup/Hørup auf Alsen in den Jahren 1945 bis 1947 gewidmet.

In Nordschleswig blicken lokalhistorisch Interessierte  seit Jahrzehnten gespannt der Herausgabe der Jahresschrift „Sønderjyske Årbøger“ des Geschichtsvereins Historik Samfund for Sønderjylland entgegen. Am Dienstag war es wieder so weit.

Präsentation im Museum Oldemorstoft

Im Kreis von Autorinnen und Autoren, der Redaktion, Vorstandsmitgliedern und der Presse stellte im Namen der Redaktion Museumsleiter Mads Mikkel Tørsleff im Museum Oldemorstoft in Pattburg das druckfrische neue Werk vor. „Die Präsentation ist alljährlich für uns ein Festtag“, so Tørsleff, der allen Mitwirkenden  für ihren Einsatz dankte. „Wir haben Beiträge, die den Zeitraum 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart behandeln“, so Tørsleff.

Psychisch invalide Weltkriegssoldaten

Neben dem Beitrag „Global søfart og lokal identität“ von Mikkel Leth Jespersen stellte er die weiteren Beiträge vor, u. a. von Kasper Nissen über  das Schicksal und die Versorgung von Soldaten des Ersten Weltkriegs  aus Nordschleswig, die  als traumatisierte „psychische Kriegsinvaliden“ nach der Grenzziehung 1920   in die Obhut des dänischen Gesundheits- und Sozialwesens gelangten. Der Beitrag erinnert an die schweren Leiden, die den Kriegsteilnehmern   durch selbstherrliche Staatsführungen und Militärs zugemutet worden waren. 

Erinnerung an Agrarkrise 1932

Der Beitrag von Leif Hansen Nielsen über die „Schlacht bei Stenderup“ im Jahre 1932  auf dem Sundewitt erinnert an Vorgänge während der schweren Wirtschaftskrise im Nordschleswig der frühen 1930er Jahre, die vor allem viele Landwirte in den Ruin stürzte und auch eine Rolle bei der Radikalisierung von Teilen der deutschen Minderheit nur zehn Jahre nach der Abtretung ihrer Heimat an Dänemark nach den Volksabstimmungen 1920 spielte.

Mehr Pleiten in Nordschleswig

„Die Krise hatte in Nordschleswig deutlich größere Ausmaße als im übrigen Dänemark. Allein 1932 gingen im Landesteil fast 500 Höfe in die Zwangsversteigerung“, so Nielsen, der  kurz das gewaltsame Zusammentreffen von Anhängern der Protestbewegung Landbrugernes Sammenslutning (LS) und dieser  zur Unterstützung hinzugeeilten Kommunisten in Stenderup vorstellte, wo  am 4. April 1932  rund 1.500 Personen versuchten, die Räumung eines bankrotten Hofes zu verhindern.

Es ging um den Besitz des Hofbesitzers Jørgen Nissen, dessen Familie 300 Jahre auf dem jetzt ruinierten Hof gewirtschaftet hatte. Es wurde berichtet, dass sich die Protestbewegung an der schleswig-holsteinischen Landvolkbewegung orientierte und dänisch und deutsch gesinnte Nordschleswiger umfasste. Für Aufsehen sorgte der Einsatz von 53 Kopenhagener Polizisten auf dem Sundewitt zur Verstärkung der örtlichen Polizeikräfte. Der Beitrag beleuchtet ein interessantes Kapitel der regionalen Geschichte, in der auch Figuren aus Schleswig-Holstein wie der nationalrevolutionäre Attentäter Bruno von Salomon Erwähnung finden. 

Weitere Beiträge sind dem jahrzehntelangen Mangel an Lehrern an dänischen Kommunalschulen nach 1920, dem journalistischen Wirken des SSW-Politikers Karl Otto Meyer und Erinnerungen aus dem Leben in der dänischen Minderheit gewidmet. Autoren sind Erik Nørr, Mogens Rostgaard Nissen und Annemarie Erichsen. 

Seefahrtsgeschichte unterschiedlich aufgearbeitet

Sehr lesenswert wie die übrigen Beiträge ist der Blick auf die Seefahrtgeschichte in Apenrade, Sonderburg und Flensburg durch Mikkel Leth Jespresen. Er legt dar, dass in den drei Städten die Erinnerung an die Glanzzeit der Seefahrt in den Orten ganz unterschiedlich gewesen ist. In Apenrade habe man schon früh mit der Sammlung von Erinnerungsstücken von Seeleuten begonnen.

„Der Stolz auf Apenrades Seefahrtsgeschichte hat deutsche und dänische Bevölkerung in Apenrade vereint“, so der Seefahrtsfachmann von Museum Sønderjylland. Während man in Apenrade die abenteuerlichen Reisen in die Ferne würdigte, habe man sich in Sonderburg mehr auf die lokale Schifffahrt konzentriert. In Flensburg wurde erst spät die Seefahrtsgeschichte „entdeckt“ und bis heute im Schifffahrtsmuseum zu einer Attraktion der Stadt ausgebaut. 

Flüchtlingslager auf Alsen 1945 bis 1947

Sehr lesenswert ist der Beitrag von Anton Marckmann über die Unterbringung deutscher Flüchtlinge in einem Barackenkomplex  bei Hörup auf Südalsen 1945 bis 1947. Marckmann liefert hochinteressante Dokumente zum Lager, das schwer mitgenommene Flüchtlinge vielfach auf dem Seeweg über die Ostsee erreicht hatten. Der Mediziner Marckmann hat sich anhand der Dokumente eingehend mit der gesundheitlichen Situation im Lager und auch dem sozial-kulturellen Leben in dem abgesonderten Komplex befasst.  

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