Kunstmuseum Esbjerg

Mit allen Sinnen entdecken

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Claudia Knauer
Claudia Knauer
Esbjerg
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Foto: Claudia Knauer

Claudia Knauer entdeckte das Esbjerger Kunstmuseum – eine Einrichtung für die ganze Familie.

Claudia Knauer entdeckte das Esbjerger Kunstmuseum – eine Einrichtung für die ganze Familie.

Manchmal findet man, was man gar nicht gesucht hat. Die Entdeckung des Esbjerger Kunstmuseums gehört dazu. Dass es das gibt, wusste ich sicher irgendwie. Aber wo es liegt – diese Frage stellte sich mir gar nicht. An einem arg verregneten Sonntag im März stand ich dann einfach davor, weil ich Zeit herumbringen musste und wissen wollte, was dieser ungewöhnliche Bau Richtung Wasser denn beherbergt.

Freundliches umsorgendes Personal empfing die wenigen Gäste des Tages. Während aus Richtung Kinderoper – unter demselben Dach ist das Musikhaus beheimatet – der Duft von Popcorn durch alle Räume zog, habe ich die aktuelle Sonderausstellung „Idealer – Konkret Kunst Dengang og Nu“ besucht. Der Grundgedanke der Schau, die noch bis zum 21. Mai zu sehen ist, geht von den Verbindungen und den Brüchen zwischen der sogenannten „konkreten Kunst“, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges versuchte, zur universellen Sprache der geometrischen Formen zu finden, und der Gegenwartskunst wie bei Olafur Eliasson oder Jeppe Hein aus.

Anliegen der Künstler nach 1945 war es, die Kunst in der Gesellschaft zu verbreiten. Sie gehörte in den öffentlichen Raum, sie bekam eine soziale Dimension. Warum sollten Fabriken, Schulen oder Spielplätze von der Kunst ausgenommen sein? Genau dort sollte sie stattfinden, um die Menschen zu erreichen und vielleicht sogar zu verändern.

Foto: Claudia Knauer

Ästhetisches Vergnügen

Die geometrischen Formen machten diesen Transformationsprozess ins Soziale leichter, weil sie allen zugänglich sind, erhofften die Künstler. Im Keller des Kunstmuseums sind deshalb u. a. Zeichnungen von Klettergerüsten für Kinder zu erkennen, die zur Bewegung anregen, aber auch den Erwachsenen ein ästhetisches Vergnügen bereiten. Entgegen den sonstigen Schildern, die immer besagen „bitte nicht anfassen“, gibt es im Keller Kunst zum Selbsterleben – ein Tisch, um mit Lego zu basteln und eine große Schaukel, zu deren Benutzung ausdrücklich aufgefordert wird.

In den oberen Räumlichkeiten setzt sich die Ausstellung fort und konfrontiert dort die Kunst direkt nach dem Weltkrieg mit jüngeren Werken. Jeder kann sich selbst sein Bild davon machen, wie viel Soziales in der Gegenwartskunst steckt. Wer den nicht immer geraden Museumspfaden folgt, findet etliche schwarze und weiße Räume, in denen unter dem Aspekt „Kontrapunkt“ ein Werk des Museums in den Mittelpunkt gestellt und andere Werke konträr dazu gruppiert werden.

Spannend, nicht immer durchschaubar, aber die Sinne ebenso anregend wie die Duftbar im Untergeschoss. Hier finden sich neben einer kleinen gemütlichen Bibliothek und Werkräumen Anleitungen, wie Bilder anders gesehen werden können. Zum Beispiel indem man einen Duft wahrnimmt (und die Inhalte der Krüge duften wirklich stark), seine Assoziationen und Erinnerungen dazu speichert und dann in dieser Gemütsverfassung ein Bild betrachtet. Sieht es anders aus?

Für Kinder (aber auch neugierige Erwachsene) gibt es Kunst, die hinter Vorhängen platziert und mit den Händen zu greifen ist. Wer ein Bild vermisst, weil es im Fundus steht, kann es im Katalog finden und dann aus dem Schiebeschrank ziehen. Mitmachen wird hier großgeschrieben. Ein Museum für die ganze Familie mit spannenden Erlebnissen. Sollte auf die Da-muss-ich-immer-noch-mal-hin-Liste kommen.

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