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Böse Kritik: Nur Hilfe im Bürgerservice nach Zeitbestellung

Böse Kritik: Nur Hilfe im Bürgerservice nach Zeitbestellung

Böse Kritik: Nur Hilfe im Bürgerservice nach Zeitbestellung

Tondern/Tønder
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Der Bürgerservice im Tonderner Rathaus Foto: Kommune Tondern

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Anneliese Bucka, Tondern, und viele andere auch, sehen die Änderung als klare Verschlechterung des Dienstleistungsniveaus. Sie wird an Politiker herantreten

Die 82-jährige Anneliese Bucka aus Jeising (Jejsing) schimpft. Die stark in der deutschen Volksgruppe engagierte Rentnerin bezeichnet die Änderung, dass man künftig nur nach vorherigem Anruf die Dienste des Bürgerservices in Anspruch nehmen darf, als eine ganz klare Verschlechterung des Dienstleistungsniveaus. „Der Stadtrat und das Personal der Kommune sind für die Bürger da. Die neue Marschroute bringt keine Vorteile für sie, sondern für die Beamten, ohne dass ich Kritik an ihrer Arbeit üben will“, so die auch in der Schleswigschen Partei aktive Frau.

Vor Ausbruch der Corona-Krise konnte man ohne Termin und Anruf zum Bürgerservice kommen. Als die Pandemie ihren Höhepunkt erreicht hatte, wurde nach den ersten Lockerungen eingeführt, dass ein Besuch nur mit vorheriger Terminabsprache möglich sei, um die Ansteckungsgefahr für die Bürgerinnen und Bürger sowie für das Personal bei langen Warteschlangen zu reduzieren.

Ein vorheriger Anruf macht die Sache umständlicher und hat nichts mit einer Verbesserung des Dienstleistungsniveaus zu tun. Ich werde mit diesem Beschluss an die Politiker herantreten.

Anneliese Bucka, Tondern

Die Kommune, in diesem Fall die administrative Chefetage, ist von den gesammelten Erfahrungen so überzeugt, dass sie an dieser Lösung festhalten will. So würde den Bürgern auch vergeudete Wartezeit erspart, so die Argumentation.

„Man kann ja wohl warten, bis man an der Reihe ist. Man kann sich auch einfach hinsetzen. Ein vorheriger Anruf macht die Sache umständlicher und hat nichts mit einer Verbesserung des Dienstleistungsniveaus zu tun“, schimpft die resolute ehemalige Vorsitzende des Seniorenrats der Kommune Tondern. „Ich werde mit diesem Beschluss an die Politiker herantreten“, versicherte sie.

Viel Kritik auf der Facebook-Seite der Kommune

Auch auf den sozialen Netzwerken wie Facebook wird die Entscheidung als schlechter Stil und Witz bezeichnet. Sie sei besonders für diejenigen, die weder einen Laptop noch ein Telefon mehr bedienen können, ein Nachteil. Der Bürgerservice würde seinem Namen nicht mehr gerecht werden, so die Facebook-Stimmen. Die Kommune könne sich nicht damit herausreden, dass dies keine Serviceverringerung sei.

Schwarzer Peter an die Verwaltung

Gegenüber Jydske Vestkysten spricht Bürgermeister Henrik Frandsen seinen Direktoren das volle Vertrauen aus, die diese Entscheidung getroffen haben, ohne dass sie vom Stadtrat abgesegnet worden ist. Es sei keine politische Entscheidung, schiebt er den Schwarzen Peter weiter an die Verwaltung. Die Entscheidung sei nicht getroffen, um den Bürgerinnen und Bürgern einen schlechteren Service zu bieten. Vielmehr sehe er es als Optimierung, da die Angestellten heute vorbereitet seien, was die Bürgerin oder der Bürger wünscht. Ihm und ihr werde auch erzählt, welche Dokumente mitzubringen seien. Man könne die Sache wieder aufzugreifen, falls sie nicht funktioniere, meint das politische Oberhaupt der Kommune.

Wer die Dienste des Bürgerservices in Anspruch nehmen will, kann sich auf der Internetseite der Kommune www.toender.dk anmelden und eine Zeit reservieren. Bei einem Anruf, Telefon 74 92 92 92, muss die 3 gedrückt werden, wenn eine persönliche Bedienung gewünscht wird.

Die Chefetage im Rathaus erklärt, dass viele während der Höhepunkte der Corona-Krise von der Zeitbestellung Gebrauch gemacht haben. Der Bürgerservice könne heute mehr Bürger und Bürgerinnen als vor dem Ausbruch der Pandemie bedienen, schreibt die Kommune auf Facebook. Früher musste man besonders vormittags Schlange stehen. Nachmittags habe es Luft gegeben.

Entsprechende Erfahrungen sollen in den Kommunen Esbjerg, Apenrade (Aabenraa), Varde, Hadersleben (Haderslev) und Sonderburg (Sønderborg) gemacht worden sein. Auch dort gebe es nur Hilfe vom Bürgerservice bei einer Zeitbestellung.

Luft für akute Fälle

Die Angestellten würde gerne so vielen Bürgerinnen und Bürgern wie möglich helfen. Viele hätten auch die vorherige Anmeldung per Telefon als gute Lösung gelobt. Daher wolle man versuchen, mit dieser Lösung weiterzuarbeiten. Bei ganz akuten Fällen würde der Bürger eine schnelle Zeit bekommen. Akute Zeiten könnten weiter angeboten werden.  

 

 

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