Parlamentswahlen

Unregelmäßigkeiten und Militärpräsenz bei Äthiopien-Wahl

Unregelmäßigkeiten und Militärpräsenz bei Äthiopien-Wahl

Unregelmäßigkeiten und Militärpräsenz bei Äthiopien-Wahl

dpa
Addis Abeba
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Frauen warten in einem Wahllokal darauf, bei der Parlamentswahl ihre Stimmen abzugeben ab. Premierminister und Nobelpreisträger Ahmed hofft darauf, im Amt bestätigt zu werden. Foto: Ben Curtis/AP/dpa

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Regierungschef Abiy Ahmed hatte sich den Wahltag anders vorgestellt. Es sollten die freiesten Wahlen in der Geschichte Äthiopiens werden. Nicht nur der Konflikt in Tigray überschattete den Tag.

Nach monatelanger Gewalt hat unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen die Parlamentswahl in Äthiopien begonnen. Der Urnengang im zweitgrößten Land Afrikas ist ein wichtiger Test für den amtierenden Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträger Abiy Ahmed.

Jedoch berichtete die äthiopische Wahlkommission bereits nach einigen Stunden von Unregelmäßigkeiten. In der Hauptstadt Addis Abeba waren an wichtigen Standorten Militärfahrzeuge zu sehen.

Kandidaten, die nicht der Regierungspartei angehörten, seien in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt worden, sagte die Vorsitzende der Wahlkommission, Birtukan Mideksa, während einer Pressekonferenz. In drei Regionen sei auch die Arbeit der Wahlbeobachter erschwert worden, erklärte Mideksa weiter.

Bereits im Vorfeld hatten die größten Oppositionsparteien einen Boykott des Urnenganges angekündigt, nachdem Parteimitglieder belästigt, angegriffen und zum Teil getötet worden sein sollen. Die Europäische Union hatte im Mai entschieden, keine Wahlbeobachter nach Äthiopien zu entsenden.

Einige Bezirke wählen erst im September

Trotz der Unregelmäßigkeiten standen vor den Wahllokalen in Addis Abeba und in anderen Teilen des Landes bereits um 6.00 Uhr (05.00 MEZ) Wähler an. Nach offiziellen Angaben haben sich in dem Land mit mehr als 110 Millionen Einwohnern 37,4 Millionen Menschen zum Wählen registriert. In 64 der insgesamt 547 Wahlbezirke wird aus logistischen und Sicherheitsgründen erst im September gewählt werden können. Erste Ergebnisse werden nach einer Woche erwartet.

Die bereits zweimal verschobene Parlamentswahl wird überschattet von monatelanger Gewalt, vor allem in der nördlichen Region Tigray, wo die Wahlen ausgesetzt worden sind. Abiy Ahmed hatte dort im November eine Militäroffensive gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF) begonnen. Der Regierung wird immer wieder vorgeworfen, mit Gewalt und Vergewaltigungen gegen die Bevölkerung in Tigray vorzugehen. Nach Angaben der UN sollen Hunderttausende Menschen in Tigray vom Hungertod bedroht sein.

Der seit 2018 amtierende Regierungschef hofft, im Amt bestätigt zu werden. Abiy Ahmed kam infolge des Rücktritts seines Vorgängers an die Macht und hat seitdem etliche Reformen auf den Weg gebracht. Unter anderem wegen seines Friedensschluss mit dem Langzeit-Rivalen Eritrea bekam er 2019 den Friedensnobelpreis. Allerdings haben sich während seiner Amtszeit ethnische Spannungen und Konflikte in dem Vielvölkerstaat verschärft.

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