Australien

Nordschleswigsche Auswanderin berichtet von den Buschfeuern

Nordschleswigsche Auswanderin berichtet von den Buschfeuern

Nordschleswigsche Auswanderin berichtet von den Buschfeuern

Katja Elsberger
Sydney
Zuletzt aktualisiert um:
Dichter Rauch, von den Buschfeuern in der Umgebung, hängt in der Luft über Sydney. Foto: Stand/Dostmann/Scanpix

In Australien wüten seit Monaten heftige Buschfeuer. Eine Fläche größer als Dänemark ist bereits zerstört. Die größte Evakuierungsaktion in Friedenszeiten in der Geschichte Australiens ist im Gange. „Der Nordschleswiger“ hat mit Karin Schmatz, die vor 24 Jahren von Nordschleswig nach Sydney ausgewandert ist, über die aktuellen Ereignisse gesprochen.

Seit Monaten stehen viele Flächen in Australien in Flammen. Menschen müssen ihre Häuser und Wohnungen verlassen. Eine Fläche größer als Dänemark soll bereits zerstört sein. Medienberichten zufolge ist aktuell die größte Evakuierungsaktion in Friedenszeiten in der Geschichte Australiens im Gange. 

Dicht mit Rauchschwaden umhüllt, ist die Stadt Sydney im Bundesstaat New South Wales. „Es gibt kein Tageslicht, es ist wie abends. Wenn doch etwas Licht durch die Rauchschicht kommt, färbt sich der ganze Himmel rot“, beschreibt Karin Schmatz, die in Sydney lebt.

Vor 24 Jahren ist sie von Schmedeby in der Nähe von Pattburg nach Australien ausgewandert. Dem „Nordschleswiger“ hat die 57-Jährige (die die deutschen Schulen in Pattburg und Apenrade sowie die Deutsche Nachschule Tingleff besucht hat) erzählt, wie sie die aktuelle Situation in Australien erlebt. 

Zwei Großfeuer um Sydney

Die Stadt Sydney ist derzeit von zwei Großfeuern umgeben – eines brennt westlich von Sydney und das andere südlich.

„Die Feuer sind sehr dicht an Sydney. Es besteht die Gefahr, dass die zwei Feuer sich verbinden, und sich das größte Feuer bildet, dass wir je gehabt haben. In der gesamten Region New South Wales brennen etwa 135 Feuer“, berichtet die Auswanderin. 

„Heute ist das erste Mal seit einigen Wochen, dass man die Stadt sehen kann. Normalerweise hängt dicker Nebel, also Rauch, über der Stadt“, erzählt Schmatz. „Vor ungefähr vier Wochen hat es in Sydney sogar Asche geregnet.“

Die Rekordtemperatur 48,9 Grad zeigten die Thermometer am 4. Januar in Sydney. 

„Wie die Feuerwehrleute diese Temperaturen aushalten – ich weiß es nicht.“

Feuer außer Kontrolle

Während auf der Nordhalbkugel Winter ist, herrscht in Australien Hochsommer. Dass Buschfeuer auftreten, ist in den Sommermonaten normal.

„Normalerweise werden, bevor die Buschbrand-Saison beginnt, die gefährdeten Grasflächen kontrolliert abgebrannt“, erklärt die 57-Jährige.

Dies versucht die Feuerwehr aktuell. „Die Feuer brennen aber schon in einer Größe, dass kontrolliertes Abbrennen nicht mehr möglich ist.“

Bedrohung der Existenz

„Sydney ist eine sehr teure Stadt – es ist sehr schwer sich hier ein Haus zu kaufen, wenn man Kinder hat“, erklärt die Auswanderin, die in einer Wohnung zur Miete lebt. Deshalb sei es auch kaum möglich, sich ein Haus als Altersvorsorge zuzulegen.

„Im Inland sind die Häuser günstiger“, so Schmatz. „Daher ziehen viele Familien aufs Land – allerdings können sie sich keine Brandschutzversicherung leisten.“ Treten also Brände wie diese auf, die alles vernichten, verlieren die Menschen ihre Existenz. 

Außerdem ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Australier.

„Die Dörfer leben vom Tourismus“, so Schmatz. „Jetzt ist alles abgebrannt – die Menschen haben ihre Arbeitsplätze und somit auch ihr Einkommen verloren.“ 

„Bis alles wieder aufgebaut ist, wird es Jahre dauern“, schätzt die 57-Jährige.

Großartig sei, wie viele Freiwillige den Betroffenen helfen. „Die Menschen sind hilfsbereit.“ 

 

Bereits vor zehn Jahren sind große Flächen im Bundesstaat Victoria durch Buschfeuer zerstört worden.

„Dieses Mal trifft es die Region noch schlimmer“, so Schmatz. „Die Ortschaften haben kein Wasser und keine Lebensmittel mehr. Die Stromversorgung bricht ab.“

Zwei Stunden Autofahrt südlich von Sydney liegt die Stadt Wollongong. „Dort wüten die Brände unglaublich stark.“

Die Ortschaften haben kein Wasser und keine Lebensmittel mehr. Die Stromversorgung bricht ab.

Karin Schmatz

Kangoroo Island ist eine Insel südlich von Adelaide, auf der sich viele Nationalparks und Schutzgebiete befinden. „Etwa die Hälfte der Tiere dort ist vermutlich tot“, schätzt Karin Schmatz.

Koalas und andere Tiere sind den Flammen schutzlos ausgeliefert. 

„Die Tiere haben kein Wasser und finden keine Nahrung mehr.“

Unübersichtliche Lage

„Ich fahre gar nicht mehr weg“, erklärt die 57-Jährige. Zu groß sei die Angst, eventuell in einem Stau steckenzubleiben und in ein Buschfeuer zu geraten. Die Lage sei sowieso unübersichtlich.

„Die meisten Straßen sind abgesperrt, nur Feuerwehrleute und die Polizei kommen durch.“ Karin Schmatz versucht, den ganzen Tag mit einem australischen Nachrichtensender auf dem aktuellen Stand zu bleiben. 

„In den gefährdeten Gebieten werden die Menschen über das Handy informiert“, so Schmatz.

Beispielsweise, wenn es Zeit wird, die Einwohner zu evakuieren. „Sie können selbst wählen, ob sie ihr Haus verteidigen wollen oder mitgehen“, berichtet die Nordschleswigerin. „Das geht alles so schnell.“ 

Verlässt man die Heimat nicht, besteht die Gefahr, ums Leben zu kommen. Medienberichten zufolge sind 23 Menschen (Stand 04.01.2020) gestorben. 

Die Verantwortung für die Brände liege teilweise auch bei Menschen, die sich keine Gedanken über ihr Handeln machen.

„Eine Autostunde Fahrt von uns entfernt ist ein Feuer ausgebrochen, weil jemand eine Zigarette weggeschmissen hat“, ärgert sich Karin Schmatz.

„Es muss Hilfe her“

Karin Schmatz ist froh, dass nun endlich das Militär zur Bekämpfung der Feuer eingesetzt wird. Unterstützung wird dringend gebraucht. 

„Hier gehen so viele Gerüchte um. Jeder beschuldigt jeden“, erklärt sie. „Aber die meisten sagen: Jetzt ist Schluss! Es muss Hilfe her.“

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