Gewalttätige Proteste

Griechenland debattiert um Terroristen im Hungerstreik

Griechenland debattiert um Terroristen im Hungerstreik

Griechenland debattiert um Terroristen im Hungerstreik

dpa
Athen
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Polizisten und Demonstranten geraten bei einer Solidaritätskundgebung für den einsitzenden Terroristen Dimitris Koufodinas Ende Februar in Athen aneinander. Foto: Eurokinissi/Eurokinissi via ZUMA Wire/dpa

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Er ist ein vielfacher Mörder, sagen die einen. Er ist ein Mensch, betonen die anderen. Die Debatte um den Hungerstreik des Terroristen Dimitris Koufodinas bewegt Griechenland.

Seit Anfang Januar befindet sich der verurteilte griechische Linksterrorist Dimitris Koufodinas im Hungerstreik, weil er von einem Gefängnis in ein anderes verlegt worden war.

Nun häufen sich die Aggressionen Linksautonomer - in der Nacht zum Montag attackierten sie drei Streifenwagen der Polizei mit Brandsätzen, am Sonntag hatten sie bereits ein Polizeirevier angegriffen. Verletzt wurde dabei niemand, berichteten griechische Medien. Doch die Polizei warnt, dass die Gewalt auf der Straße eskalieren könnte, zumal es Koufodinas immer schlechter geht. Er liegt mittlerweile auf einer Intensivstation und wird künstlich ernährt.

Der heute 63-jährige Koufodinas war 2003 als einer der Mörder der extremistischen Untergrundorganisation «17. November» zu elf Mal lebenslänglicher Haft verurteilt worden. Zuletzt lebte er in einem Landwirtschaftsgefängnis, in dem die Gefangenen an der frischen Luft arbeiten und gewisse Freiheiten genießen. Nach einer Gesetzesänderung zu Hafterleichterungen veranlasste die konservative Regierung jedoch, dass er in ein Hochsicherheitsgefängnis in Mittelgriechenland verlegt wird. Koufodinas fordert nun mit seinem Hungerstreik, wenn schon nicht in das Landwirtschaftsgefängnis, dann zumindest wieder in das Athener Gefängnis «Korydallos» verlegt zu werden, in dem er ursprünglich saß.

«Korydallos» jedoch ist berüchtigt für seine schlechten Zustände und soll, so wollte es bereits die linke Vorgängerregierung, künftig nur noch Untersuchungshäftlinge aufnehmen. Die Anstalt kommt für Koufodinas also nicht mehr in Frage, argumentiert die griechische Regierung. Außerdem könne er für sein Anliegen den Rechtsweg beschreiten, durch Hungerstreik erpressen lasse man sich nicht.

Diese Haltung unterstützen auch die Familien der Opfer. Koufodinas und weitere 14 Mitglieder der Terrororganisation hatten zwischen 1975 und 1999 insgesamt 23 Menschen ermordet, darunter Polizisten und Politiker. Reue gezeigt hat Koufodinas nie. Die Opferfamilien kritisieren, dass der Hungerstreik lediglich dem Heroismus des Terroristen diene, weshalb Koufodinas auch nicht den Rechtsweg wähle.

Die Opposition im griechischen Parlament, darunter Linkspolitiker Alexis Tsipras, fordert die Regierung hingegen zur Nachsicht auf. Koufodinas Leben hänge nach Angaben der Ärzte an einem seidenen Faden, das menschliche Leben sei in einem Rechtsstaat das höchste Gut, twitterte Tsipras. Selbst bei der Polizei ist man sich angesichts der wachsenden Aggressivität der Autonomen nicht einig. So sagte ein Polizeigewerkschafter am Montag dem Fernsehsender Skai, wenn Polizisten dadurch geschützt werden könnten, solle dem Anliegen Koufodinas stattgegeben werden.

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