FUEN-Kongress

Deutsche Minderheiten: Jugendverbände stärken

Deutsche Minderheiten: Jugendverbände stärken

Deutsche Minderheiten: Jugendverbände stärken

Pressburg/Bratislava
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Hinrich Jürgensen
Hinrich Jürgensen in der Slowakei: Blick nach Osten beim Treffen der deutschen Minderheiten auf dem FUEN-Kongress Foto: Cornelius von Tiedemann

In vielen deutschen Volksgruppen Europas haben vor allem die Alten das Sagen. Das soll sich ändern, so der Tenor auf einem Treffen der deutschen Verbände auf dem 70. FUEN-Gipfel in Pressburg.

Die Umstände für die deutschen Minderheiten in Europa könnten vielfältiger nicht sein. Das ist auf dem Treffen der Arbeitsgruppe Deutscher Minderheiten (AGDM) auf dem Kongress der Föderativen Union Europäischer Nationalitäten (FUEN) in Pressburg am Donnerstag wieder deutlich geworden.

Die vielen Minderheiten im Osten des Kontinents berichteten von Herausforderungen und Bedingungen, die für die Deutschen in Dänemark kaum vorstellbar sind. „Wir müssen immer wieder feststellen, dass wir auf sehr hohem Niveau jammern“, sagt der Hauptvorsitzende des Bundes Deutscher Nordschleswiger, Hinrich Jürgensen, nach dem Treffen dem „Nordschleswiger“.

Politische Entwicklung erschwert Minderheitenarbeit

„Andere deutsche Minderheiten sind in ihren Ländern noch nicht einmal anerkannt“, so Jürgensen. Und die derzeitige Entwicklung mache nur wenig Hoffnung auf Besserung: „In einigen Ländern macht ein gewisser Rechtsruck es, vorsichtig formuliert, nicht einfacher.“

Doch weitergehen soll es – auch für und durch die Jugend. Doch die trifft in vielen Minderheiten nicht nur auf Widerstände von außen. Am Donnerstag einigten sich die Vertreter der verschiedenen deutschen Volksgruppen in Europa deshalb darauf, die Strukturen der Jugendverbände zu stärken, ihnen mehr Mitsprache einzuräumen – und ihnen den Austausch untereinander zu erleichtern.

Voneinander und miteinander lernen: Austausch der Jugendverbände

Im Frühjahr hatte der BDN deshalb ein Treffen der Jugendorganisationen auf dem Knivsberg veranstaltet (wir berichteten) und sich an den Kosten für das Treffen beteiligt. „Es gibt auch in anderen deutschen Minderheiten Jugendverbände, die viel bewegen. Da soll es jetzt mehr Austausch geben, ohne die Arbeit der JEV (Jugendverband der FUEN, Red.) einzuschränken“, sagt Jürgensen.

Wichtiges Thema beim Stichwort Jugend ist bei der AGDM auch immer das Thema Sprache. „In Polen haben 150.000 Menschen angekreuzt, dass sie zur deutschen Minderheit gehören. Man schätzt aber, dass die Dunkelziffer doppelt so hoch liegt“, sagt Jürgensen. „Die erste Fremdsprache ist in Polen aber per Gesetz Englisch. Es gibt keine deutschen Schulen für die Minderheiten. Das ist für sie ein Problem“, sagt er.

Ein weiteres Problem entsteht, wenn die Unterstützung aus Deutschland wegfällt. Dies wäre fast geschehen, als das deutsche Auswärtige Amt entschied, die Zuschüsse für die Minderheiten im Osten um 25 Prozent zu kürzen. „Durch unsere Netzwerke, gemeinsame Schreiben aller deutschen Minderheiten, auch an die Bundeskanzlerin“ habe dies abgewehrt werden können. Ein Erfolg der AGDM und der FUEN, sagt Jürgensen.

2020: 75 Jahre nach Kriegsende

Der Blick ins Jahr 2020 – in Nordschleswig ist er auch der Blick auf den 100. Jahrestag der friedlichen Grenzziehung, der Entstehung der Minderheiten und der 75. Jahrestag der Gründung des Bundes Deutscher Nordschleswiger. Doch auch das Kriegsende wird dann 75 Jahre her sein. Für deutsche Minderheiten in Osteuropa ein Grund, die eigene Geschichte zu beleuchten. „Es wurde immer sehr großer Fokus auf die Vertriebenen gelenkt, aber viel weniger auf die, die geblieben sind und Verfolgung und vieles mehr erleiden mussten“, sagt Jürgensen.

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