Naturschutz

Dänemark in der Vogelkrise: Ornithologe hofft auf Landwirtschaftsvereinbarung

Dänemark in der Vogelkrise: Ornithologe hofft auf Landwirtschaftsvereinbarung

Vogelkrise: Ornithologe hofft auf Landwirtschaftsdeal

Apenrade/Aabenraa
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Viele auch in Dänemark heimische Vogelarten werden auf der Roten Liste, die tausende Tier- und Pflanzenarten erfasst, als vom Aussterben bedroht eingestuft (Archivbild). Foto: Karin Riggelsen

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In den vergangenen 40 Jahren sind weltweit 25 Prozent aller Vogelbestände verschwunden. Auch in Dänemark erleben zahlreiche Vogelarten seit den 1970er-Jahren einen drastischen Rückgang. Knud Flensted von „DOF BirdLife“ erklärt die Gründe und setzt seine Hoffnungen auf die sogenannte „Grüne Drei-Parteien-Verhandlung“, durch die der Naturschutz vorangetrieben werden soll.

Die Vogelbestände schrumpfen weltweit. Besonders betroffen sind in Dänemark Arten wie der Kiebitz, die Feldlerche und der Fitis, die seit den 1970er Jahren einen massiven Rückgang verzeichnen. Die Intensivierung der Landwirtschaft ist laut Expertinnen und Experten eine der Hauptursachen für diese Krise.

Knud Flensted, Ornithologe und Sekretär des Naturpolitischen Ausschusses der Dänischen Ornithologischen Vereinigung „DOF BirdLife“, erläutert, dass vor allem die Ausweitung von Ackerflächen und der damit zusammenhängende Verlust von naturbelassenen Flächen den natürlichen Lebensraum vieler Vogelarten erheblich beeinträchtigt haben. 

Landwirtschaft als Hauptursache für den Rückgang

„Der Rückgang der Vogelpopulation zeigt sich in Dänemark besonders bei Arten, die in offenen Landschaften leben. Seevögel sind stark betroffen, ebenso wie Vögel in landwirtschaftlich genutzten Gebieten. Die meisten Insekten, von denen sich die Vögel ernähren, leben an den Rändern der Felder“, so der Experte von DOF BirdLife, demzufolge die Vögel durch die stetige Vergrößerung der Felder und das Verschwinden dieser Randzonen weniger Nahrung haben. 

„Dänemark ist eines der Länder mit den am stärksten bewirtschafteten Flächen und dem geringsten Anteil an geschützter Natur in der gesamten EU“, erklärt Flensted im Gespräch mit dem „Nordschleswiger“. 

Knud Flensted
Knud Flensted, Ornithologe und Sekretär der Dänischen Ornithologischen Vereinigung „DOF BirdLife“, wünscht sich eine Stilllegung landwirtschaftlicher Flächen, um die Natur und Vogelbestände wiederherzustellen. Foto: DOF

Hinzu kommt, dass durch die Entwässerung von Feldern weniger feuchte Gebiete und Unkrautflächen vorhanden sind, auf denen Kiebitze und andere Arten früher brüteten. 

„Früher nistete der Kiebitz häufiger auf den Feldern, doch aufgrund der intensiven Landwirtschaft hat er das fast vollständig aufgegeben. Vögel, die in Wäldern leben, kommen derzeit im Allgemeinen besser zurecht, ebenso wie solche, die sich an das Leben in Städten und Gärten angepasst haben, wie die Amsel. Die Amsel ist nach wie vor der häufigste Vogel in Dänemark, trotz der derzeitigen Ausbreitung des Usutu-Virus, das die Amselpopulation beeinträchtigt“, sagt Flensted.

Zu wenig geschützte Naturflächen

Nur etwa zwei Prozent Dänemarks sind als geschützte Naturflächen ausgewiesen, was Expertinnen und Experten zufolge weit unter dem liegt, was notwendig wäre, um die Artenvielfalt zu erhalten. 

Wir sind dabei, das Land schleichend von seinen Vögeln zu entleeren.

Carsten Rahbek

„Es fehlt uns einfach an Platz für die Natur. Unsere Vogelwelt geht dadurch rapide zurück“, erklärt auch Carsten Rahbek, Professor für Biodiversität an der Universität Kopenhagen laut „DR“. „Betrachten wir eine der charakteristischsten Arten, die Feldlerche, so haben wir seit 1983 über 50 Prozent der Population verloren, und ähnliche Rückgänge sehen wir auch bei anderen Arten.“ 

Rahbek sieht die Entwicklung als Teil eines globalen Trends, bei dem in den vergangenen 40 Jahren weltweit 25 Prozent aller Vogelbestände verschwunden sind. „Wir sind dabei, das Land schleichend von seinen Vögeln zu entleeren“, so Rahbek weiter im DR-Programm „Jorden Kalder“.

Zukunftspläne: Die „Grüne Drei-Parteien-Verhandlung“

Ornithologen sowie Naturschützerinnen und Naturschützer hoffen nun auf die Ergebnisse der sogenannten „Grünen Drei-Parteien-Verhandlung“ (Den grønne trepart), die einen wichtigen Schritt in Richtung einer umweltfreundlicheren Landwirtschaft darstellen soll. Ein zentraler Bestandteil der Vereinbarungen ist die Stilllegung großer landwirtschaftlicher Flächen und die Schaffung neuer Naturschutzgebiete. Eine Fläche von der Größe Nordschleswigs soll aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen und der Natur überlassen werden.

Die in weiten Teilen Dänemarks selten gewordenen Kiebitze würden unter anderem sehr von einer klima- und umweltfreundlicheren Landwirtschaft profitieren (Archivbild). Foto: Volker Heesch

Die Drei-Parteien-Verhandlungen (Den grønne trepart)

Die Regierung hat mit folgenden Parteien verhandelt: „Landbrug og Fødevarer“, „Danmarks Naturfredningsforening“, der Nahrungsmittelgewerkschaft „NNF“, der Metallgewerkschaft „Dansk Metal“, dem Industrieverband „Dansk Industri“ und dem Zusammenschluss der Kommunen „Kommunernes Landsforening“. Die Denkfabrik „Concito“ war externer Wissenspartner. 

Seitens der Regierung haben die Wirtschaftsministerin, der Steuerminister, der Umweltminister, der Klima- und Energieminister sowie der Landwirtschaftsminister an den Gesprächen teilgenommen. Wirtschaftsministerin Stephanie Lose (Venstre) hat die Verhandlungen gemeinsam mit dem ehemaligen Vorsitzenden des Folketings, Henrik Dam Kristensen (Soz.) geleitet.

Die Abmachung sieht demnach vor, dass mindestens 20 Prozent der dänischen Landfläche in Zukunft als geschützte Natur ausgewiesen werden. Dafür sollen 250.000 Hektar Wald neu gepflanzt werden. Zusätzlich wird ein „Grüner Arealfonds“ mit einem Volumen von etwa 40 Milliarden Kronen eingerichtet, um die Aufforstung und den Naturschutz voranzutreiben.

Der Erhalt der bedrohten Vogelarten hängt laut Flensted nun entscheidend davon ab, wie schnell und umfassend die nachhaltige Landwirtschaftsvereinbarung vorangetrieben werden kann.

„Wir sind ungeduldig, was die Umsetzung der Drei-Parteien-Vereinbarung betrifft. Mehr landwirtschaftliche Flächen aus der Nutzung zu nehmen und in Naturgebiete umzuwandeln, würde nicht nur den Vögeln zugutekommen, sondern auch der Umwelt und dem Klima“, so Flensted abschließend.

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