Leserbrief

„Tapetenwechsel und fehlende Transparenz im BDN“

Tapetenwechsel und fehlende Transparenz im BDN

Tapetenwechsel und fehlende Transparenz im BDN

Thomas Meyer
Hadersleben/Haderslev
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Unser Leser Thomas Meyer hat sich Gedanken über den geplanten Umzug der Deutschen Bücherei Hadersleben in das Kulturhaus Bispen am Wittenbergplatz gemacht – und er meldet Bedenken an.

Als langjähriger Nutzer der Deutschen Bücherei Hadersleben kann ich gut verstehen, dass etwas Neues passieren soll. Gwyns Kommentar im NS ist so nicht ganz verkehrt.

Das Ambiente und die Einrichtung sind in die Jahre gekommen. Die Bücherei ist wie viele andere in gewisser Weise eine „tidslomme“.

Grundlegend muss ich sagen, dass ich Respekt davor habe, dass man den Mut hat zum Umziehen. Dies insbesondere, da meine Frau auch eine Praxis in Hadersleben hat, wo wir vor Jahren Umzugsüberlegungen hatten und viele Standorte abwägten und viele abwählten.

Wir machten uns Gedanken über die zukünftige Lage, darüber, ob ein Umzug auch was für die existierenden Kunden bringt – nach dem Motto, es ist leichter, Kunden zu behalten, als neue zu gewinnen.
Bringt ein Umzug Vorteile für mehr als 90 % der Kunden? Wird die neue Lage ein Nachteil für nur wenige? Wird die neue Lage sichtbarer? Werden dadurch neue Kunden kommen?

Wir schauten drauf, wie viele Kunden in der Stadt wohnten, auf dem Næs, in der Kommune und in welchem Abstand. Wir notierten uns, wie viele zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit Bus und im Auto kommen. Wir mussten erkennen, dass auch viele, die sehr nah dran wohnen, im Auto kommen.

Ich denke, der Büchereivorstand hat in Verbindung mit der strategischen Entscheidung ähnliche Überlegungen gehabt. Ich hoffe, dass der Vorstand heute Zahlen, Fakten und ein fundiertes Wissen darüber hat, wie die jetzigen Nutzer ankommen und zu welchen Zeitpunkten und wie viel Gewicht ihre Ausleihe ungefähr hat.

Soll man Bücher schleppen, dann bedeutet Abstand doch allerhand.

Eine Win-win-Situation hat die Bücherei in Sonderburg anscheinend gehabt. Wir erhoffen uns das Gleiche in Hadersleben.

Ich benutze die Bücherei als Bücherei, nicht wie andere als Vortrags- und Kulturraum. Deshalb habe ich als Nutzer eine Skepsis gegenüber dem Vergleich zwischen Hadersleben und Sonderburg. Die Lage der gemeinsamen Bücherei in Sonderburg ist außerhalb vom Handelszentrum, hat Parkplätze vor der Tür und ist im Winterhalbjahr ruhig gelegen.

Die neue Lage in Hadersleben ist mitten in der Stadt. In einer Stadt, in der seit Jahren über fehlende Parkplätze geklagt wird, und in der gerade ein Vorschlag auf dem Tisch war, die Plätze am Wittenbergplatz abzuschaffen. Der Vorschlag kommt sicher wieder. Der Wittenbergplatz, auf dem die Bücherei hinzieht, liegt am Ende einer Sackgasse.

Ich hoffe, dass die Entscheidungsträger selbst versucht haben, einen Parkplatz auf dem Wittenbergplatz vor Bispen zu ergattern – und dies zu einem Zeitpunkt, der den jetzigen Besuchszeiten von ihren jetzigen Nutzern entspricht.

Viele Nichtnutzer vom Büchereibetrieb sagen, dann muss man eben mal ein wenig mehr gehen. Ja, das ist einfach getan, wenn man nur zum Essen oder Vortrag geht, oder nur ein Hemd oder ein Paar Schuhe kauft, aber wer geht selbst gerne weit mit 3-5 Litern Milch? Wer parkt nicht bei Netto so dicht wie möglich oder direkt vor der Tür?  

Ich denke, diese Überlegung gilt auch, wenn man für 3-5 kg Hefte und Bücher ausleiht. 3-5 kg ist so etwa das Normalgewicht, was ich an Büchern und Heften so hin- und herschleppe. Ich als „junger Mann“ kann das noch, aber als Rentner kann ich mir das schwer vorstellen. Da habe ich mehr Zeit zum Lesen, da ist mir die heutige „Drive-in Bücherei“ viel lieber.

Darum hoffe und erwarte ich, dass der Büchereivorstand bei den supergünstigen Mietkonditionen auch gleich ein paar ausgeschilderte Parkplätze für Kunden und Mitarbeiter mitgemietet hat. Dies ist normale Kundenpflege.

Wenn dies nicht der Fall ist, dann geht etwas bzw. viel vom heutigen, sehr bequemem verloren, und ja, man riskiert, dann mehr als ein paar Nutzer zu verlieren.

Wie viele das sind, davon hat der Vorstand sicherlich durch Vorarbeit ein gutes Bild. Wenn das nur wenige Prozent sind und man dafür dann hofft, viele neue dänische Nutzer zu bekommen, dann ist die Entscheidung ok.

Das, was bei der Entscheidung und der Pressemitteilung am meisten auffällt, ist a) dass die Mitteilung überhaupt nicht auf den Büchereibetrieb und das eigentliche Bücher- /Hefteausleihen eingeht, sondern ausschließlich auf künftige gemeinsame Veranstaltungen und Kulturangebote. 
Und b) den Verkauf des Hauses an einen Investor.

Gemeinsame Veranstaltungen

Natürlich geht das Organisieren von Veranstaltungen einfacher, wenn man eng beieinander wohnt, doch ich frage mich: Ist dies oder wird dies der zukünftige Hauptsinn der Bücherei? Soll Bispen das deutsche Kulturhaus werden? Kann man nicht auch hervorragende und interessante gemeinsame Kulturangebote durchführen, ohne dass man gemeinsam unter einem Dach wohnt? Was hat dies eigentlich bisher verhindert? Hätte man den Wunsch von gemeinsamer Kultur nicht anders und leichter lösen können?

Verwunderung mit Blick auf Verkauf

Es wundert und erstaunt mich ein wenig, mehrmals in der Presse zu lesen, dass man schon Absprachen und mehr oder weniger das Haus verkauft hat.

Wenn man, ohne Makler und ohne eine öffentliche Verkaufsanzeige aufzusetzen, in irgendeiner Weise eine mündliche oder schriftliche Absprache eingegangen ist, dann riecht dies leider sehr nach „Vitamin B“.

Dies ist schade und macht den BDN-Vorstand (stark) angreifbar. So ein Vorgehen kann der Entscheidung und den Umzugsplänen dann bedauerlicherweise einen schlechten Beigeschmack geben.

Ich denke, es müssen auch beim BDN, in der Geschäftsstelle und dem Büchereivorstand klare ethische Richtlinien und Verhaltensregel vorliegen, die sichern, dass alle Stellenangebote immer öffentlich ausgeschrieben werden und dass alle Verkäufe von wertvollerem Inventar und so auch von Immobilien immer öffentlich über einen Makler gehen sollen.

Ist dies nicht der Fall, dann entstehen schnell Vetternwirtschaftsgerüchte. Ich hoffe nicht, dass die jetzigen Gerüchte und auch Aussagen in der Presse der Wahrheit entsprechen.

Ich möchte nicht Antworten auf meine viele Fragen und auch keine Debatte zur Entscheidung entfachen. Ich hoffe nur für uns alle, und insbesondere für die Entscheidungsträger, die mit dieser strategischen Entscheidung wirklich in der Pflicht stehen, dass es ein erfolgreicher Tapetenwechsel wird. Ein Umzug, bei dem alle jetzigen Bücherleser etwas gewinnen, und dass wir viele neue Bücher- und Kulturnutzer begrüßen können. Ein Schritt, über den wir in 2-5 Jahren sagen: Das war mutig und gut.
 

Thomas Meyer,
Hejsager Strandvej 211,
6100 Haderslev

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