Dänemark
Ukraine-Krieg sorgt für Zulauf bei der Heimwehr
Ukraine-Krieg sorgt für Zulauf bei der Heimwehr
Ukraine-Krieg sorgt für Zulauf bei der Heimwehr

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Seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine hat sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber auf eine Laufbahn bei der Heimwehr stark erhöht, wie aktuelle Zahlen zeigen. Dennoch müsste es noch viel mehr Interessierte geben, um die zivilen und militärischen Aufgaben der Heimwehr zu stärken.
Nach Jahren mit wenigen Bewerberinnen und Bewerbern hat die Heimwehr (HJV) im vergangenen Jahr einen deutlichen Anstieg an Interessierten und Aufgenommenen registriert. Gab es 2021 nur 1.299 Bewerberinnen und Bewerber und 916 Akzeptierte, waren es 2022 über 1.800 Bewerbungen und 1.200 positive Entscheide. Das zeigen Zahlen, die die Heimwehr veröffentlicht hat.
Jens Garly, Generalmajor und Chef der Heimwehr sagte, der Krieg in der Ukraine habe mehr Däninnen und Dänen aufgezeigt, wie sie zu Freiheit und Sicherheit beitragen können. Dies habe zu einer steigenden Zahl von Bewerbungen geführt.
„Der Krieg in der Ukraine hat die Bedeutung der Aufgaben der Heimwehr in ein aktuelles und ernsteres Licht gerückt“, sagt Garly. Grundsätzlich sei es positiv, dass mehr Menschen darauf aufmerksam würden, welche Möglichkeiten es gibt, und welche Kompetenzen man bei der Heimwehr erlernen könne.
Die freiwillige Bereitschaft übernimmt eine Reihe verschiedener Aufgaben. Das können zivile sein, wie etwa bei der Absicherung der dänischen Etappen bei der Tour de France im vergangenen Jahr, oder militärische.
Steigendes Interesse auch in Nordschleswig
Laut Garly gab es über mehrere Jahre einen Rückgang der Truppenstärke. Das steigende Interesse im vergangenen Jahr mache es jetzt noch wichtiger, zu rekrutieren und die Menschen dann auch langfristig zu binden. Die etwa 13.700 aktiven Freiwilligen und 29.300 Reservisten sind dem Heer, der Marine und der Luftwaffe zugeteilt.
Auch der Distrikt Südjütland und Nordschleswig hat vom gestiegenen Interesse profitiert und neue Freiwillige rekrutieren können, teilt Oberstleutnant Tobias Tesch auf Nachfrage des „Nordschleswigers“ mit.
„Nicht nur der Ukraine-Krieg ist ursächlich für das gesteigerte Interesse, sondern auch der Wunsch, die Bereitschaft in Dänemark zu stärken.“ Gleichzeitig sei der Distrikt durch den Host Nation Support (Anm. d. Red.: der zivilen und militärischen Unterstützung alliierter, ausländischer Streitkräfte in einem Gastland) in Esbjerg deutlich mehr in den Medien präsent. Dies würde auch von Bewerberinnen und Bewerbern wahrgenommen.
„Ebenfalls gibt es auch noch Freiwillige von der Heimwehr, die die Polizei von Süd- und Südjütland bei der Grenzoperation unterstützen“, sagt Tesch. Diese Freiwilligen hätten einen aufgabenspezifischen Vertrag mit den Streitkräften und seien somit fest angestellt. HJV unterstützt die Polizei seit 2016 bei dem Grenzeinsatz.
Es sollten bis zu 15.000 Soldatinnen und Soldaten sein, die auf einem höheren Trainings- und Aktivitätsniveau sind, als es heute der Fall ist. Wir brauchen richtig viele helfende Hände bei der Heimwehr.
Peter Viggo Jakobsen, Dozent an der Militärakademie
Peter Viggo Jakobsen, Dozent an der Militärakademie, sieht den Krieg in der Ukraine ebenfalls als Ursache für das steigende Interesse an der Heimwehr an. Nach dem Terrorangriff auf die USA am 11. September 2001 habe es eine ähnliche Mobilisierung gegeben. Dies sei eine positive Nachricht für die Heimwehr.
Ihr fehlten aber weiterhin Rekrutinnen und Rekruten, weshalb noch mehr Menschen sich melden müssten. „Es sollten bis zu 15.000 Soldatinnen und Soldaten sein, die auf einem höheren Trainingsniveau sind, als es heute der Fall ist. Wir brauchen richtig viele helfende Hände bei der Heimwehr.“ Die Zahlen seien gute Neuigkeiten, aber immer noch weit von dem entfernt, was Dänemark eigentlich bräuchte, sagt Jakobsen.