FSME und Borreliose

Vorsicht Zecken: So schützen Sie sich vor einer Infektion

Vorsicht Zecken: So schützen Sie sich vor einer Infektion

Vorsicht Zecken: So schützen Sie sich vor einer Infektion

Julia Voigt/shz.de
Flensburg
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Besonders in südlichen Urlaubsregionen Deutschlands ist es ratsam, sich vor einem Zeckenbiss zu schützen. Foto: imago images/Panthermedia

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Zeckenstiche können nicht nur lästig, sondern sogar tödlich sein. Eine Region im Norden gilt als besonders gefährlich.

Wer gern im Wald, auf Feld und Wiesen entlang spaziert, kennt das leidige Thema "Zecke" nur zu gut. Die kleinen Blutsauger lauern im Gebüsch und lassen sich von dort auf ihre Opfer fallen. Dabei ist es ihnen egal, ob Mensch oder Tier. Meist ist ein Biss harmlos – solange die Zecke nicht den gefürchteten FSME-Erreger (Frühsommer-Meningoenzephalitis) in sich trägt, der eine Hirnentzündung auslösen kann.

Auf diese Symptome sollten Sie achten

Wurde man aber von einer Zecke mit FSME infiziert, treten in der Regel nach rund zehn Tagen grippeähnliche Symptome auf. Bei leichten Verläufen klagen die Patienten oft über starke Kopfschmerzen. Bei schwereren sind auch Gehirn und Rückenmark beteiligt. Zu den Symptomen gehören Koordinationsstörungen, Lähmungen, Sprach- und Bewusstseinsstörungen sowie epileptische Anfälle. 

Gesundheitsrisiko Zecke

 

Zecken können laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) eine Vielzahl von Krankheiten übertragen. Zu den bedeutendsten Erkrankungen gehören allerdings die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME).

Borreliose:

  • Die Krankheit wird durch Bakterien übertragen und kann bei zu später Behandlung unter anderem zu Gelenkentzündungen und Muskelschmerzen führen.
  • Bis zu 30 Prozent der Tiere tragen die Bakterien in sich. Die Wahrscheinlichkeit, sich mit Borreliose zu infizieren, beträgt laut einer Studie jedoch höchstens sechs Prozent. Weil ein Viertel der Bevölkerung Antikörper gegen die Bakterien im Blut hat, beläuft sich die Wahrscheinlichkeit, dass die Borreliose tatsächlich ausbricht, auf rund ein Prozent.
  • Ein Anzeichen einer Borreliose-Erkrankung ist eine ringförmige Rötung der Haut. In solchen Fällen verschreibt ein Arzt Antibiotika. Impfungen gegen die Krankheit gibt es nicht.

FSME:

  • FSME ist eine Form der Hirnhautentzündung, die durch Viren übertragen wird.
  • Selbst in ausgewiesenen Risikogebieten tragen durchschnittlich nur bis zu fünf Prozent der Zecken die Viren in sich. Die Anzahl kann aber stark schwanken.
  • Symptome einer FSME ähneln denen einer Grippe, also beispielsweise Fieber, Unwohlsein, Kopf- oder Gliederschmerzen. Eine spezielle Therapie gegen die Krankheit gibt es nicht. Impfungen gegen FSME sind jedoch möglich. In Risikogebieten wird diese meistens durch die Krankenkasse getragen.

Für gut ein Prozent der Patienten endet die Krankheit tödlich. Ist sie erst einmal ausgebrochen, können nur noch die Symptome therapiert werden. Bei etwa 30 Prozent der Betroffenen führt die FSME zu einer Erkrankung. Ein Irrtum ist es, dass eine FSME-Infektion bei Kindern leichter verläuft. Einer schwedischen Studie zufolge zählen Konzentrations- und Lernschwierigkeiten bei jungen Menschen zu den Langzeitschäden. Eine schützende FSME-Impfung haben in Deutschland allerdings nur etwa 20 Prozent der Bevölkerung. 

Niedersachsen zum Risikogebiet erklärt

Vergangenes Jahr gab die Uni Hohenheim in Stuttgart bekannt, dass 2020 ein neuer Höchststand an FSME-Erkrankungen erreicht wurde. So waren in Deutschland mehr als 7000 Menschen betroffen. Dies ist der höchste Wert seit die Erkrankung im Jahr 2001 meldepflichtig wurde. Dabei steht vor allem der Süden Deutschlands mit knapp 90 Prozent der Fälle im Fokus, Baden-Württemberg führt die Spitze der Statistik an. In den nördlichen Ländern ist die Zahl der Erkrankungen hingegen zurückgegangen.

Dennoch wurde 2019 das Emsland als erstes Gebiet in Niedersachsen zum Risikogebiet erklärt. "Generell beobachten wir aber seit einigen Jahren, dass sich das Risiko nicht mehr lokal eingrenzen lässt. In einigen Hotspots bleibt das Krankheitsrisiko über Jahre hinweg unverändert, in anderen Regionen nimmt es zu und wieder in anderen sogar ab. Dabei korreliert die Anzahl der Erkrankungen nicht zwangsläufig mit der Zeckenzahl", weiß Prof. Dr. Ute Mackenstedt von der Uni Hohenheim deren Fachgebiet die Parasitologie ist.

Foto: Grafik: dpa

Von einem Risikogebiet spricht man wenn in den letzten drei bis vier Jahren vergleichsweise mehr Fälle aufgetreten sind, als in anderen Regionen. "Was natürlich nicht heißt, dass dort alle Zecken auch den Virus in sich tragen", ergänzt die Expertin.

"Insgesamt beobachten wir überwiegend eine Wanderung der FSME von Ost nach West, aber wie man sieht, ist der Krankheitserreger ebenfalls in den nördlicheren Bundesländern auf dem Vormarsch", sagt Mackenstedt. Eine Rolle spiele dabei auch der Klimawandel. So sei die häufigste europäische Zeckenart – der Gemeine Holzbock – jetzt nicht nur in den wärmeren Jahreszeiten, sondern auch im Winter aktiv.

Andere Krankheitserreger übertragbar

Wirklich Sorgen macht den Fachleuten aber vor allem die Auwaldzecke. Ihr sind die Jahreszeiten egal und sie spielt eine große Rolle bei der Ausbreitung des FSME-Erregers. Darüberhinaus wird FSME nicht allein durch einen Zecken-Biss übertragen. Die Erreger können auch in Rohmilch enthalten sein. "Sobald sie pasteurisiert wird, ist der Erreger allerdings vernichtet", weiß Mackenstedt.

Und noch eine andere Zeckengattung macht sich auf den Weg: Die tropische Hyalomma-Zecke ist eigentlich in Afrika, Asien und Südeuropa beheimatet und wurde vermutlich über Zugvögel eingeschleppt. "Sie überträgt zwar keine FSME, aber verschiedene andere Krankheitserreger, die das sogenannte Krim-Kongo Hämorrhagische Fieber, das Arabisch Hämorrhagische Fieber und eine Form des Zecken-Fleckfiebers hervorrufen können", sagt Mackenstedt. "Bislang konnten wir in Deutschland zum Glück nur die Erreger des Zecken-Fleckfiebers nachweisen."

Typische Lebensräume für Zecken sind unter anderem lichte Wälder und Waldränder sowie Flächen mit hohem Gras oder Büschen. Auch Gärten und städtische Parks bieten gute Bedingungen. Um sich zu schützen, empfiehlt das RKI vor allem das Tragen langer und geschlossener Kleidung.

Nach dem Aufenthalt im Freien sollte man den Körper nach Zecken absuchen. Laut RKI bevorzugen Zecken Stichstellen wie zum Beispiel Haaransatz, Ohren, Hals, Achseln, Ellenbeuge, Bauchnabel, Genitalbereich oder Kniekehle.

Was tun, wenn man eine Zecke am Körper findet?

Findet man eine sich festgesaugte Zecke, sollte diese sofort entfernt werden. Wichtig ist, dass man alle Teile der Zecke erwischt, um eine Entzündung zu vermeiden. Hierzu greift man die Zecke mit einer Pinzette oder einem speziellen Zeckenentfernungsinstrument nahe der Hautoberfläche, also an ihren Mundwerkzeugen (niemals am vollgesogenen Körper!) und zieht sie langsam und gerade aus der Haut. Möglichst sollte die Zecke dabei nicht gedreht werden, und auf keinen Fall darf sie vor dem Entfernen mit Öl oder Klebstoff beträufelt werden. Ist die Zecke entfernt, wird eine sorgfältige Desinfektion der Wunde empfohlen.

 

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