UN-Warnung

UN: Ziel zur Eindämmung von Aids verfehlt

UN: Ziel zur Eindämmung von Aids verfehlt

UN: Ziel zur Eindämmung von Aids verfehlt

dpa
Genf
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Labortechniker in Südafrika testen eine Blutprobe auf eine HIV-Infektion. Foto: Denis Farrell/AP/dpa

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Lange vor Corona begann die HIV/Aids-Pandemie - und sie ist 40 Jahre nach dem ersten Bericht über eine mysteriöse Immunschwächekrankheit noch nicht vorbei. Dem zuständigen UN-Programm fehlt Geld.

Bis 2030 will die Weltgemeinschaft die HIV-Pandemie beenden - aber sie droht bei diesem Ziel zu scheitern. Davor warnte das UN-Programm UNAIDS am Donnerstag zum 40. Jahrestag der ersten Beschreibung der damals mysteriösen Krankheit.

Das liegt nicht nur an der Corona-Pandemie, die vielerorts Ressourcen verschlungen hat und verhinderte, dass Menschen sich testen ließen oder Medikamente abholten. Seit einigen Jahren werden weniger internationale Gelder zum Kampf gegen HIV aufgebracht. Bei der 5. UN-Aids-Konferenz kommende Woche in New York sollen neue Weichen gestellt werden.

«Alle bis 2020 gesteckten Ziele sind verfehlt worden. Die Zeit wird knapp, um Aids bis 2030 zu beenden», heißt es in dem Bericht. 1,5 Millionen Menschen infizierten sich 2020 nach Schätzungen neu mit dem HI-Virus. Eigentlich sollte die Zahl unter 500.000 gedrückt werden. Damit steigen auch auf Jahre hinaus die Kosten, um die Aids-Pandemie zu beenden, weil Infizierte ihr Leben lang Medikamente brauchen.

Die Exekutivdirektorin von UNAIDS, Winnie Byanyima, glaubt, dass die Corona-Pandemie die Welt wachgerüttelt hat. «Die Covid-Pandemie hat den Politikern vor Augen geführt, wie verletzlich wir alle sind, wie das Wirtschaftsleben zum Stillstand gebracht werden kann, wie Menschen sterben», sagte Byanyima der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb müsse es auch eine neue Dynamik beim Kampf gegen Aids geben. «Wir haben (in der Corona-Pandemie) bewiesen, dass die Wissenschaft in kürzester Zeit Lösungen hervorbringen kann, und wir haben bewiesen, dass Regierungen Ressourcen aufbringen können», sagte Bynayima. Sie sei deshalb vorsichtig optimistisch, dass dies auch zur Beendigung der Aids/HIV-Pandemie möglich sei.

Der 40. Jahrestag bezieht sich auf den 5. Juni 1981, als die US-Gesundheitsbehörde CDC erstmals über Fälle einer Immunschwäche bei jungen Männern berichtete, die offenbar nach sexuellem Kontakt krank geworden waren. Ein höheres Risiko einer Infektion haben nach Angaben von UNAIDS Männer, die Sex mit Männern haben, Prostituierte und Transgenderfrauen sowie Menschen, die Drogen spritzen. Seit 1981 sind nach Schätzungen weltweit fast 35 Millionen Menschen an Komplikationen durch Aids gestorben. Durch das neue Coronavirus starben nach WHO-Daten bisher rund 3,6 Millionen Menschen.

Die drei UN-Ziele zur Bekämpfung der HIV-Pandemie bis 2020 waren: 90 Prozent aller Betroffenen sollten über die Infektion Bescheid wissen, 90 Prozent der Diagnostizierten sollten eine antiretrovirale Therapie bekommen und 90 Prozent der Behandelten sollten so gut eingestellt sein, dass das Virus nicht mehr nachweisbar ist. Tatsächlich lagen die Zahlen aber Ende 2020 bei 84 Prozent, 73 Prozent und 66 Prozent.

Auch in Deutschland wird das erste Ziel nicht erreicht. Nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) stieg die Zahl der Menschen mit einer HIV-Infektion in Deutschland bis Ende 2019 auf 90.700. Etwa 10.800 dürften noch nichts davon wissen. Die anderen beiden Ziele sind erreicht: Der Anteil der Personen mit HIV-Infektion, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, lag 2019 bei 97 Prozent, der Anteil der erfolgreichen Therapien bei 96 Prozent.

Die Zahl der weltweit Infizierten wurde im vergangenen Jahr auf 37,6 Millionen geschätzt, etwas weniger als 2019 (38 Millionen). Im Vergleich zu 2010 bekamen dreimal so viele Infizierte die nötigen Medikamente, 55 Prozent weniger starben an Komplikationen durch Aids (690.000) und 44 Prozent weniger Menschen infizierten sich. Seit 2001 sind dadurch, dass mehr Medikamente weltweit zur Verfügung standen, nach Schätzungen 16,2 Millionen Todesfälle vermieden worden.

UNAIDS hat neue ehrgeizige Ziele gesteckt und Strategien entwickelt, um diese zu erreichen. Dafür müssten die Ausgaben für Präventionsprogramme, Tests, Behandlungen und anderes deutlich steigen, von zuletzt unter 20 Milliarden Dollar im Jahr bis 2025 auf mindestens 29 Milliarden Dollar (knapp 24 Mrd Euro) pro Jahr.

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