Corona in Deutschland

So kann der Lockdown bis Ostern noch verhindert werden

So kann der Lockdown bis Ostern noch verhindert werden

So kann der Lockdown bis Ostern noch verhindert werden

Mark Otten/shz.de
Berlin
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Angela Merkel
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) glaubt, dass ein längerer Lockdown nötig sein könnte. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Immer mehr deutet darauf hin, dass der Lockdown verlängert wird. Was sich ändern muss, damit er nicht bis Ostern dauert.

In Deutschland gilt nach einem im November begonnenen teilweisen Lockdown seit Mitte Dezember ein harter Lockdown – geplant bis zum 31. Januar. Doch statt Lockerungen deuten alle Zeichen auf Verlängerung und Verschärfung. Denn trotz der geltenden Maßnahmen meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) am Donnerstag mit 1244 Corona-Todesfällen den bisherigen Tageshöchststand seit Beginn der Pandemie.

Ist der verlängerte Lockdown schon beschlossen?

Nein – aber er wird immer wahrscheinlicher. Das RKI hält eine weitere Verschärfung der Lockdown-Regelungen in Deutschland auf Basis von Rechenmodellen für sinnvoll. Dirk Brockmann, Epidemiologe am RKI, sagte am Donnerstag in Berlin: "Alle Modelle sind sich einig, dass das massiver und effektiver passieren muss."

Zuletzt sprachen sich erste Ministerpräsidenten für einen längeren Lockdown und schärfe Maßnahmen aus, darunter Baden-Württembergs Winfried Kretschmann (Grüne) und Mecklenburg-Vorpommerns Manuela Schwesig (SPD). Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte im "Kölner Stadt-Anzeiger" auf die Frage nach einem Lockdown bis Ostern: "Die Lage ist sehr ernst. Es wäre falsch, jetzt etwas auszuschließen."

Hat der Lockdown bisher keine Wirkung gezeigt?

Doch. Wegen der Test- und Meldeeinschränkungen über die Festtage 2020 sind die Zahlen noch nicht ganz belastbar, doch der Anstieg der Neuinfektionen scheint gestoppt. Außerdem ist die Ansteckungsrate erstmals seit Wochen unter 1,0 gesunken, auch auf einigen Intensivstationen entspannt sich die Lage etwas. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte: "Die Maßnahmen beginnen langsam zu wirken."

Warum sollte der Lockdown dann verlängert werden?

Trotz des aktuell positiven Trends sind die Zahlen weiterhin zu hoch, um von echter Entspannung oder über Lockerungen zu sprechen. Das Ziel: Der Inzidenzwert in Deutschland soll binnen wenigen Wochen auf unter 50 gedrückt werden – Stand Donnerstag lag er bei 151,2.

Dazu kommt eine große Unbekannte: besonders ansteckende Coronavirus-Mutationen aus dem Ausland. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) befürchtet einen drastischen Anstieg der Infektionszahlen, wenn sich die Virusvarianten auf Grund von Lockerungen leichter ausbreiten kann. Was die Kombination aus Virusmutation und Lockerungen bewirkt, ist derzeit in Irland zu sehen: Dort schoss die Inzidenz auf rund 1000 pro 100.000 Einwohner hoch, das Gesundheitssystem kann kaum noch mithalten.

Wie will man Mutationen in Deutschland stoppen?

Dem RKI sind bisher 16 Fälle der in Großbritannien aufgetauchten Mutation bekannt, dazu vier Fälle aus Südafrika. Bei der britischen Mutation habe sich erwiesen, dass die Ansteckungsgefahr um etwa 50 Prozent höher liege. Mit Reisebeschränkungen und weiteren Testpflichten soll ein Eintrag nach Deutschland reduziert und verlangsamt werden.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) verwies zudem auf eine geplante Verordnung, um zu mehr Gen-Analysen zur Bestimmung des Virustyps (Sequenzierungen) zu kommen. Dies machten Labore auch in Deutschland schon durchaus nennenswert, wenn auch nicht so viel wie in Großbritannien oder Dänemark. Festgelegt werden soll nun eine Meldepflicht an das RKI, um Daten zentral zusammenzuführen und auszuwerten.

Was ist der wichtigste Faktor für Lockerungen?

Bereits Ende September 2020 hatte Merkel gesagt: "Es kommt auf jeden und jede Einzelne an." Das gilt weiterhin. Jeder Mensch beeinflusst mit seinem Verhalten die Entwicklung der Infektions- und Sterbezahlen – und damit auch das Tempo von Lockerungen. Dafür gilt:

  • Bleiben Sie wann immer möglich zu Hause
  • Arbeiten Sie wann immer möglich im Homeoffice
  • Vermeiden Sie Kontakt zu Menschen außerhalb des eigenen Hausstands
  • Gehen Sie so selten wie möglich einkaufen
  • Halten Sie sich an Abstands- und Hygieneregeln
  • Verzichten Sie auf Urlaube im Ausland.

Welche neuen Einschränkungen drohen?

Nach den Feststellungen des RKI schränkt sich die Bevölkerung aktuell deutlich weniger in ihrer Mobilität ein als im ersten Lockdown im Frühjahr. Welche Mittel die Politik dagegen wählen wird, ist derzeit Spekulation. Mögliche Ansätze könnten sein, dass der für Corona-Hotspots geltende 15-Kilomter-Bewegungsradius bereits bei geringer Inzidenz greift, aber auch zeitliche begrenzte Ausgangssperren. Laut BILD-Zeitung steht auch die Einstellung des öffentlichen Nah- und Fernverkehrs, eine Homeoffice-Pflicht oder eine landesweiten FFP2-Masken-Pflicht.

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