Deutschland

Ringen um die Macht beim AfD-Parteitag

Ringen um die Macht beim AfD-Parteitag

Ringen um die Macht beim AfD-Parteitag

dpa
Hannover
Zuletzt aktualisiert um:
Polizeibeamte setzten Wasserwerfer gegen Menschen ein, die gegen die AfD demonstrierten. Foto: Scanpix

In Hannover hat sich am Sonnabend die Partei Alternative für Deutschland zum Bundesparteitag versammelt. Zahlreiche Demonstranten haben unterdessen ihrem Unmut über die Ziele der Partei Luft gemacht.

Unter dem Schutz von mehreren Hundertschaften der Polizei hat in Hannover der Bundesparteitag der AfD begonnen. Wichtigster Tagesordnungspunkt ist die Neuwahl des Parteivorstandes, der aktuell von Jörg Meuthen geführt wird.

Bei den Protesten gegen den AfD-Parteitag wurden mehrere Beamte und mindestens ein Demonstrant verletzt worden. Unter anderem wurde ein Beamter durch einen Flaschenwurf an der Hand verletzt, teilte die Polizei mit. Ein anderer wurde von einem Steinwurf am Helm getroffen, blieb aber unverletzt. Ein Demonstrant, der sich mit einem anderen an einer Metallpyramide festgekettet hatte, brach sich nach Polizeiangaben das Bein und kam ins Krankenhaus.

Unterdessen formierte sich vor dem Kongresszentrum, wo der Parteitag am Vormittag begann, ein Demonstrationszug mit vielen hunderten Gegnern. Sein Ziel ist eine Zentralkundgebung im Zentrum der Landeshauptstadt.

Die Polizei setzte gegen AfD-Gegner Wasserwerfer ein. Demonstranten, die rund um das Kongresszentrum protestierten, hatten zuvor versucht, Zufahrtswege zu blockieren. Da einige Delegierte wegen der Proteste Probleme hatten, zum Veranstaltungsort zu gelangen, begann der Parteitag verspätet.

Der Vorsitzende des Berliner Landesverbandes, Georg Pazderski bekräftigte kurz vor Beginn der Veranstaltung seine Absicht, für einen der beiden Spitzenposten zu kandidieren. 

Meuthen leitet die Partei seit dem Austritt von Frauke Petry alleine. Der Europaparlamentarier unterhält gute Beziehungen zum rechtsnationalen Flügel um den Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Pazderski sind die Ideen von Höcke zu radikal. Er hatte im Bundesvorstand Anfang des Jahres für einen Antrag gestimmt, Höcke wegen einer umstrittenen Rede in Dresden aus der Partei auszuschließen. In dieser Rede hatte Höcke erklärt, die Deutschen bräuchten im Umgang mit der eigenen Geschichte eine "erinnerungspolitische Wende um 180 Grad".

Der Vorsitzende der AfD-Bundestagsfraktion, Alexander Gauland, wollte eine Kandidatur gegen Pazderski zwar nicht ausschließen, legte sich bis zuletzt aber nicht endgültig fest. Pazderski, ein ehemaliger Bundeswehr-Offizier, hatte in den vergangenen Wochen vor allem im gemäßigten Lager um Unterstützung geworben.

Meuthen hat trotz seines wirtschaftsliberalen Hintergrundes viele Unterstützer im rechtsnationalen Flügel der Partei. Er leitet die AfD seit dem Ausscheiden von Frauke Petry alleine.

Politiker von SPD und Grünen bekräftigten ihre Forderung nach Überwachung der AfD durch den Verfassungsschutz - auch im Hinblick auf Bestrebungen einzelner AfD-Politiker, die Partei für die rechtsextreme und bereits beobachtete "Identitäre Bewegung" zu öffnen. Er sei schon immer dafür gewesen, sagte SPD-Vize Ralf Stegner dem "Handelsblatt". Der Innenexperte der Grünen-Bundestagsfraktion, Konstantin von Notz, hält das ebenfalls für "durchaus berechtigt".

Mehr lesen