Mensch & Umwelt

Nabu: Tote Schweinswale nach Minensprengung vor Fehmarn

Nabu: Tote Schweinswale nach Minensprengung vor Fehmarn

Nabu: Tote Schweinswale nach Minensprengung vor Fehmarn

shz.de
Fehmarn
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Die Naturschutzorganisation Nabu macht die Nato und die Politik für den Tod von 18 Schweinswalen verantwortlich. Im Rahmen eines Seemanövers wurden alte Seeminen im Rahmen eines Manövers gesprengt. Foto: shz.de

Die Naturschützer kritisieren: Jede Mine hat einen fünf Meter breiten Krater in streng geschützte Riffe gerissen.

Als die Nato im August beim Seemanöver „Northern Coast“ in der Ostsee  alte Grundminen im Naturschutzgebiet bei Fehmarn gesprengt hat, könnte die Aktion möglicherweise mehrere Schweinswale ums Leben gebracht haben. Das wird aus einer Mitteilung des Nabu Schleswig-Holstein deutlich. Demnach wurden im Zeitraum der Übung 18 Meeressäuger tot aufgefunden.

Mitten in einem Meeresschutzgebiet habe jede Mine einen fünf Meter breiten und 1,5 Meter tiefen Krater in streng geschützte Riffe gerissen, erklärt Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Seinen Worten nach wurde in einem Umkreis von jeweils zehn bis 30 Metern  alles Leben vernichtet.

Noch wisse aber niemand, wie viele Schweinswale tatsächlich während der Fortpflanzungszeit verletzt oder getötet wurden. Das Nato-Manöver sei vermutlich eine gute Gelegenheit gewesen, kostengünstig zu sprengen und aufwändige Abstimmungsprozesse mit Naturschutzbehörden zu umgehen, vermutet Miller.

Verstoß gegen Bundesnaturschutzgesetz?

42 Grundminen wurden in der deutschen Ostsee gesprengt, davon 39 im Naturschutzgebiet Fehmarnbelt. Der Nabu verurteilte das Vorgehen scharf und kritisierte die fehlende Einbindung der Naturschutzbehörden als Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz.

„Der Vorfall ist unerträglich und offenbart das Ignorieren geltenden Naturschutzrechts und unzureichende Umweltstandards der Marine ebenso wie das Komplettversagen der Politik im Umgang mit dem Problem der Kriegsaltlasten", so Leif Miller.

Die Lage der Grundminen sei den verantwortlichen Behörden seit 2016 bekannt gewesen. Das vorgeschobene Argument der Bundesregierung, die Sprengung im Sommer 2019 böte die „sofortige Möglichkeit zur Abwehr von Gefahr für Leib und Leben“ greift nach Ansicht des Nabu daher nicht.

Nach Informationen des NDR habe  der Kampfmittelräumdienst zunächst versucht, einen Teil der Minen zu entschärfen. Dies sollte durch eine gezielte Sprengung erfolgen, die den Zünder von der Gefechtsladung trennt. Dabei detonierte jedoch eine Mine. Der Räumdienst habe sich daraufhin von dem Auftrag zurückgezogen.

Mehr als 1,6 Millionen Tonnen Weltkriegsmunition liegen nach Informationen der Naturschützer in der deutschen Nord- und Ostsee. Die Munitionshülsen korrodieren und gefährliche Giftstoffe reichern sich in der Meeresflora und -fauna an und erreichen über die Nahrungskette auch den Menschen.

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