MÄNGEL BEI DER DEUTSCHEN BAHN

Medien: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"

Medien: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"

Medien: Nur jeder fünfte ICE "voll funktionsfähig"

Felisa Kowalewski/dpa/shz
Berlin
Zuletzt aktualisiert um:
Foto: dpa (Symbolfoto)

Züge werden nicht vollständig repariert und es fehlt Personal – bei der Deutschen Bahn liegt offenbar einiges im Argen.

Nur jeder fünfte ICE der Deutschen Bahn ist voll funktionsfähig – das berichtet die ARD am Donnerstag. Dem Magazin "Kontraste" liegen demnach entsprechende interne Dokumente vor. Dabei soll es sich um Aufsichtsratsunterlagen der DB-Tochter Fernverkehr aus dem vergangenen Juni handeln.

Knappe Zeit: Nur sicherheitsrelevante Mängel werden beseitigt

Nur knapp 20 Prozent der Flotte, also jeder fünfte ICE, seien voll funktionsfähig. Der Rest der Züge – 80 Prozent – wäre folglich mit Mängeln unterwegs. Die Werkstätten arbeiten laut dem Bericht mit Hochdruck an Reparaturen, allerdings würden die ICE oft so spät dort ankommen, dass die Zeit nur für das Nötigste reicht – Toiletten, Klimaanlagen oder Kaffeemaschinen bleiben gelegentlich defekt. Gleichzeitig würden deutlich mehr ICE-Reparaturen erfolgen. Aus den Unterlagen geht laut tagesschau.de hervor, dass die Zahl der ICE, die repariert werden, um 45 Prozent gestiegen ist – die Zahl derer, die trotz Reparatur mit Mängeln weiterfahren, allerdings auch: um 17 Prozent.

Netzauslastung am Limit und fehlendes Personal

Zudem berichtet tagesschau.de, dass laut den Unterlagen die Pünktlichkeitsquote von 82 Prozent, die ursprünglich noch in diesem Jahr erreicht werden sollte, auf 2025 verschoben wurde. Die Quote läge derzeit bei 73 Prozent. Pünktlich sind Züge nach Definition der Bahn, wenn sie weniger als sechs Minuten zu spät ankommen.

Als Grund für die Verspätungen nennt tagesschau.de mehrere Gründe: Zum einen sei das Netz vollständig ausgelastet und wichtige Investitionen in Modernisierung verzögerten sich, zum anderem herrsche Personalmangel. "Kontraste" recherchierte, dass sich Investitionen von 32 Milliarden Euro zurückstauen würden. Besonders in Ballungsgebieten – unter anderem im Rheinland, Hamburg oder Frankfurt – würden sich dadurch die Züge stauen. Nach den Unterlagen gehe knapp die Hälfte der Verspätungen im Fernverkehr auf diese Knotenpunkte zurück. Hinzu käme, dass mehr als 5000 Mitarbeiter derzeit im betriebskritischen Bereich fehlen würden.

EU stärkt Fahrgastrechte

Der Druck auf die Deutsche Bahn steigt. Auch von außen: Am 15. November beschloss das EU-Parlament eine deutliche Anhebung der Entschädigung für Reisende bei Verspätungen oder Zugausfällen: Die seit 2009 geltenden Regeln der Fahrgastrechte sollen überarbeitet werden. Das Parlament sieht etwa vor, dass Unternehmen den halben Ticketpreis erstatten sollten bei mehr als einer Stunde Verspätung. Ob das jedoch tatsächlich in Kraft tritt, muss mit den Mitgliedsstaaten verhandelt werden.

Deutsche Bahn verspricht Besserung

Die Deutsche Bahn reagierte bereits auf die anhaltenden Probleme im Fernverkehr. Erst vor wenigen Tagen tauschte sie sie den Vorstand bei der DB Fernverkehr aus.

Bahnchef Richard Lutz hatte am Dienstag, 20. November, bei einer Fahrt im neuen ICE 4 in Berlin mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) versprochen: "Es wird Jahr für Jahr besser werden." Der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn soll sich in einer Klausur am 22. und 23. November mit dem Thema beschäftigen. Unter anderem geht es dabei um eine Verbesserung der Servicequalität und Pünktlichkeit.

 
Mehr lesen