Corona-Pandemie

Luca-App: Mecklenburg-Vorpommern startet Kontaktverfolgung

Luca-App: Mecklenburg-Vorpommern startet Kontaktverfolgung

Luca-App: Mecklenburg-Vorpommern startet Kontaktverfolgung

dpa
Schwerin
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Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (l.) von Tom Pantel, Geschäftsinhaber, im Modegeschäft Compromis Label & Lounge das einchecken mit der Luca-App erklären. Foto: Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa

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Zur Corona-Bekämpfung können Gaststätten und andere Einrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern nun ein zusätzliches Tool einsetzen. Die Luca-App ist nun digital an die Gesundheitsämter im Nordosten angedockt.

Die Gesundheitsämter in Mecklenburg sind am Freitag an das System der Luca-App angeschlossen worden, um die Kontakte von Corona-Infizierten schneller ermitteln zu können.

Mit der Luca-App können Einrichtungen mit Publikumsverkehr wie Geschäfte, Gaststätten, Kulturbetriebe, Hotels, Behörden und andere ihre Besucher im ganzen Nordosten die Luca-App ab sofort nutzen. Die Gesundheitsämter können dann im Fall eines nachgewiesenen Corona-Falls auf die verschlüsselten Daten zur Kontaktverfolgung zurückgreifen. «Wir schaffen damit die Zettelwirtschaft ab», sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD).

Das Land nimmt für die Lizenzierung des Systems und die technische Anbindung an die Gesundheitsämter 440.000 Euro in die Hand. Für die Nutzerinnen und Nutzer der App sowie die Gastgeber ist die App kostenlos. 3000 Betriebe hatten sich mit Blick auf den Luca-Start schon bei Luca angemeldet.

Luca sorgte in den vergangenen Wochen für Aufsehen, auch weil der Hip-Hop-Sänger Smudo für sie aktiv geworben hat. Seine Band «Die Fantastischen Vier» ist an der «Luca-Initiative» rund um die Berliner Entwicklerfirma Nexenio beteiligt. Landes-Digitalminister Christian Pegel (SPD) sagte, man habe sich nicht für ein monatelanges Ausschreibungsverfahren entschieden, um rechtzeitig eine Lösung einsetzen zu können. Von den am Markt befindlichen Lösungen erfülle Luca die Anforderungen am besten.

«Mecklenburg-Vorpommern ist das erste Bundesland, in dem die Luca-App flächendeckend genutzt werden kann», sagte Schwesig. Diese schnelle Möglichkeit zur Nachverfolgung von Kontakten sei eine wichtige Voraussetzung, um öffentliche Einrichtungen Schritt für Schritt wieder für den Publikumsverkehr zu öffnen. «Zugleich entlasten wir die Gesundheitsämter, die schnell und sicher Infektionsketten nachverfolgen und unterbrechen können.»

Am Luca-System sind drei Seiten beteiligt: Gast, Gastgeber und Gesundheitsämter. Für die Gäste ist es am bequemsten, sich die dazugehörige Luca-App auf ihrem Smartphone zu installieren. Man kann aber auch über das Web seine eigenen Kontaktdaten eintragen. Die App überprüft mit Hilfe einer SMS, ob die angegebene Mobilfunknummer auch stimmt. Das Einchecken vor Ort läuft mit Hilfe der Smartphone-Kamera, die einen QR-Codes einliest. Die Klötzchengrafik wird vom Gastgeber mit Hilfe der Luca-App generiert.

Infiziert sich ein Nutzer, kann freiwillig die Check-in-Historie mit dem Gesundheitsamt geteilt werden. Das Gesundheitsamt informiert dann die einzelnen Veranstaltungsorte und Events und sendet eine Anfrage zur Datenfreigabe an das Luca-System. Mit dieser Anfrage kann der Gastgeber dem Gesundheitsamt alle zeitgleichen Check-ins seiner Gäste freigeben.

Die Konzepte von Luca und der Cornona-Warn-App des Bundes unterscheiden sich grundsätzlich. Die Corona-Warn-App stellt mit Hilfe des Bluetooth-Funks anonym fest, ob sich zwei Menschen über mindestens fünf Minuten gefährlich nahe gekommen sind. Außerdem dient die App der schnellen digitalen Übertragung der Testergebnisse.

Bei Luca ist ein bewusstes Ein-Checken an einem Eventort, Geschäft, Verkehrsmittel oder Restaurant notwendig. Da Luca auch die Zettelwirtschaft bei Restaurantbesuchen oder ähnlichen Gelegenheiten ablösen soll, ist ein Einchecken nur mit Kontaktdaten möglich, die Telefonnummer wird dabei validiert. Patrick Hennig, Geschäftsführer des Berliner Start-ups Nexenio, das «Luca» entwickelt hat, sagte, beide Apps würden sich gut ergänzen.

Das Luca-System wurde nicht quelloffen (Open Source) entwickelt, was von Experten wie Tibor Jager, Professor für IT-Sicherheit und Kryptographie an der Bergischen Universität Wuppertal, kritisiert wird: «Ob und inwiefern die Luca-App ihre Versprechen erfüllt, kann man von außen zu diesem Zeitpunkt leider nicht einschätzen.» Patrick Hennig, Mitbegründer und Geschäftsführer der neXenio GmbH, kündigte an, den Programmcode in rund zwei Wochen offenzulegen. Man werde die Zeit nutzen, um den Programmcode noch besser für externe Experten zu dokumentieren.

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