Anschlag

Der Hinweis auf den BVB-Attentäter kam aus Quickborn

Der Hinweis auf den BVB-Attentäter kam aus Quickborn

Der Hinweis auf den BVB-Attentäter kam aus Quickborn

Florian Kleist, SHZ
Quickborn/Dortmund
Zuletzt aktualisiert um:
Der beschädigte BVB-Bus nach dem Anschlag. Foto: Patrick Stollarz/Scanpix

Ein Comdirect-Mitarbeiter soll eine verdächtige Finanzaktion gemeldet haben. Das könnte der entscheidende Hinweis gewesen sein.

Ein Comdirect-Mitarbeiter soll eine verdächtige Finanzaktion gemeldet haben. Das könnte der entscheidende Hinweis gewesen sein.

Viel wurde gerätselt über die Hintergründe des Attentats auf den Mannschaftsbus des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund: Waren es Islamisten? Linksextreme, militante Fußballfans oder Rechte? Aber es ging wohl um etwas ganz anderes: um Geld und Gier. Und der entscheidende Hinweis, der zur Festnahme des mutmaßlichen Täters Sergej W. führte, kam offenbar von einem Mitarbeiter der Comdirect in Quickborn (Kreis Pinneberg).

Spezial-Einsatzkräfte nahmen im Raum Tübingen Sergej W. fest. 28 Jahre, ein junger Mann mit deutschem und russischem Pass. Er soll hinter dem Attentat vor dem Champions-League-Spiel am Dienstag vergangener Woche stecken, bei dem BVB-Spieler Marc Bartra und ein Polizist verletzt wurden. Und das, was die Ermittler bislang zusammengetragen haben, ist Stoff, aus dem sonst nur Filme gemacht sind. Sergej W. nahm demnach Anfang April einen Kredit in Höhe von mehreren Zehntausend Euro auf, um mit dem Geld ein paar Tage später 15.000 „Put-Optionen“ auf die BVB-Aktie zu kaufen. Käufer solcher Optionen spekulieren auf fallende Kurse.

Laut einem Bericht der Bild-Zeitung hatte Sergej W. online aus einem Hotelzimmer in Dortmund die „Put-Optionen“ über die Direktbank Comdirect geordert. Diese sitzt mit ihren 1200 Mitarbeitern in Quickborn. Weiterhin heißt es in Medienberichten, dass Mitarbeiter der Comdirect-Bank bei der Polizei eine Verdachtsanzeige wegen Geldwäsche übermittelt hätten, der Kauf sei ihnen verdächtig erschienen.

Das Quickborner Geldinstitut wollte die entsprechenden Berichte weder bestätigen noch dementieren. Auf Nachfrage hieß es: „Aus rechtlichen Gründen können wir dazu keine Auskunft geben.“ Auch die Bundesanwaltschaft wollte sich nicht zu Details äußern.

Das System aber ist klar: Sergej W. sicherte sich die Möglichkeit, bis Mitte Juni 15.000 BVB-Aktien zu einem festgelegten Preis zu verkaufen. Der Gewinn hängt dabei vom Kursverlust ab. Und beim Kurssturz wollte der junge Mann den Ermittlern zufolge nachhelfen. Der düstere Gedanke dabei: Wenn Spieler schwer verletzt oder sogar getötet worden wären, hätte das die Aktie des Fußballvereins wohl in den Keller fallen lassen.

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