Özdemir-Nachfolge

Habeck will Grünen-Parteichef werden – und Ministeramt aufgeben

Habeck will Grünen-Parteichef werden – und Ministeramt aufgeben

Habeck will Grünen-Parteichef werden – und Ministeramt aufgeben

dpa
Kiel
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Habeck bestätigt die Gerüchte. Sollte er gewählt werden, will er Schleswig-Holstein den Rücken kehren.

Der schleswig-holsteinische Umwelt- und Agrarminister Robert Habeck will Grünen-Vorsitzender werden. Dafür wolle er auch sein Ministeramt aufgeben, sagte der Grünen-Politiker der „Tageszeitung“ (Montag). „Die Entscheidung ist mir extrem schwer gefallen, weil ich viele Dinge gegeneinander abwägen musste“, sagte er der „taz“ weiter.

„Jetzt ist für mich der Moment gekommen, um zu sagen: Ich möchte gerne Bundesvorsitzender meiner Partei werden.“ Er werde sich beim Bundesparteitag im Januar zur Wahl stellen und sein Amt als Umwelt- und Agrarminister in Schleswig-Holstein nach einer Übergangszeit aufgeben, wenn er gewählt werde. Diese müsse „pi mal Daumen ein Jahr“ lang sein, sagte er.

Habeck betonte: „Wir befinden uns in einer definierenden Zeit – gesellschaftlich und als Partei.“ Altbekanntes löse sich auf, viele Menschen seien verunsichert und suchten Halt. „Ich sehe die große Chance, dass die Grünen eine bindende Kraft in der linken Mitte entfalten.“

Habeck hatte sich bereits als Spitzenkandidat für die Bundestagswahl beworben und in einer Urwahl nur knapp gegen Parteichef Cem Özdemir verloren. Als möglicher Parteichef ist er schon lange im Gespräch und hat viele Unterstützer, darunter Özdemir, der nach neun Jahren an der Grünen-Spitze nicht wieder antritt.

Als Minister in Schleswig-Holstein hat Robert Habeck seit 2012 die Landesregierung wesentlich mitgeprägt, erst im Bündnis mit SPD und SSW (Südschleswigscher Wählerverband) und seit dem Sommer mit CDU und FDP. Habeck fordert seit Jahren, die Grünen müssten Positionen entwickeln, die in der Gesellschaft mehrheitsfähig sind.

Bei den Gesprächen über eine Jamaika-Koalition in Berlin spielte Habeck für die Grünen eine wichtige Rolle bei den Themen Landwirtschaft, Umwelt und Energie. Er hat Germanistik, Philosophie und Philologie studiert. Gemeinsam mit seiner Frau Andrea Paluch schrieb er mehrere Bücher.

Seit 2002 ist der gebürtige Lübecker bei den Grünen aktiv. 2004 bis 2009 war er Landesvorsitzender der Partei. Nach seinem ersten Einzug in den Landtag 2009 übernahm er den Fraktionsvorsitz. 2012 wechselte er ins Kabinett. Seit diesem Sommer ist er nicht mehr nur für die Energiewende, Landwirtschaft und Umwelt zuständig, sondern auch noch für Digitalisierung. Habeck hat mit seiner Frau vier Söhne.

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