Report vorgestellt

Greenpeace fordert Verbot von Mikroplastik in Kosmetika

Greenpeace fordert Verbot von Mikroplastik in Kosmetika

Greenpeace fordert Verbot von Mikroplastik in Kosmetika

dpa
Hamburg
Zuletzt aktualisiert um:
Laut einer Studie der Umweltorganisation Greenpeace befindet sich trotz einer freiwilligen Selbstverpflichtung der Hersteller immer noch viel Plastik in Kosmetika. Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa

Aus einigen Produkten haben die Kosmetik-Hersteller schon freiwillig Mikroplastik entfernt. Doch es steckt ausgerechnet noch häufig in Lippenstiften oder Augen-Make-up, wie Greenpeace nun zeigt.

Die bisher freiwilligen Maßnahmen von Herstellern zum Verzicht auf Plastik in Kosmetika reichen aus Sicht von Greenpeace nicht aus.

So ermittelte die Organisation in 502 von 664 Produkten elf bekannter Kosmetikmarken Kunststoffe, wie es im Report «Zum Abschminken - Plastik in Kosmetik» von Montag heißt.

Greenpeace hat zunächst die auf den offiziellen Websites der Unternehmen veröffentlichten Inhaltsstoffe-Listen auf 530 Polymere hin überprüft. Dabei sei festgestellt worden, dass in 76 Prozent der Produkte Kunststoffe enthalten seien. In etwa einem Viertel dieser Produkte handele es sich um Mikroplastik, im Rest um Plastik in flüssiger, halbfester oder löslicher Form. In einem zweiten Schritt seien dann elf ausgewählte Produkte im Labor genauer analysiert worden.

«Die Ergebnisse zeigen, dass Plastik-Inhaltsstoffe ausgerechnet in den Produkten, die mit sensiblen Körperteilen wie Augen und Lippen in Kontakt kommen, häufig enthalten sind und so von Verbraucher:innen eingeatmet oder verschluckt werden können», heißt es in dem Bericht. Die höchsten Konzentrationen an Kunststoffen enthielten Augen-Make-up, Lipgloss und Lippenstifte.

Der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel IKW verweist im Internet auf mehrere Studien, wonach ein Gesundheitsschaden durch Mikroplastik nicht belegt ist. So hält es das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) für unwahrscheinlich, dass von der Aufnahme über die Haut oder dem unbeabsichtigten Verschlucken von Mikroplastik aus Duschgels, Peelings und Zahnpasta ein gesundheitliches Risiko ausgeht. Da die Teilchen wesentlich größer als ein Mikrometer seien, sei davon auszugehen, dass sie Haut oder Schleimhäute nicht durchdringen und verschluckte Teile ausgeschieden werden. Zu Mikroplastik sei jedoch mehr Forschung nötig.

Für Greenpeace jedenfalls ist der Versuch der Bundesregierung gescheitert, zusammen mit der Industrie auf freiwilliger Basis Plastik aus Kosmetika zu verbannen. «Sieben Jahre Dialog sind vorbei und die ungeschminkte Wahrheit ist jedoch, dass wir uns weiterhin regelmäßig Plastik ins Gesicht schmieren. Sei es in Form von Make-up, Puder oder Lippenstift», sagte die Greenpeace-Expertin für Konsum und Chemie, Viola Wohlgemuth.

Die Firmen vermieden oft nur feste Plastikpartikel und bezeichneten ihre Produkte dann werbewirksam als mikroplastikfrei. «Das grenzt an Verbrauchertäuschung», sagte Wohlgemuth. Über Abwasser könne Plastik in Flüsse und in die Nahrungskette gelangen.

Mikroplastik aus Kosmetik spiele in Gewässern eine untergeordnete Rolle, schreibt dagegen der Verband IKW. Auch nach Angaben des Umweltbundesamts ist der Eintrag von Mikroplastik aus kosmetischen Mitteln über das Abwasser in die Umwelt im Verhältnis zu anderen Quellen gering. Mikroplastik in diesen Produkten sei dennoch verzichtbar.

Greenpeace forderte von der Bundesregierung ein Verbot von Kunststoffen in Kosmetika. «Umweltministerin Svenja Schulze von der SPD muss ein klares Verbot von Plastik jeder Konsistenz in Kosmetik vorantreiben - auf deutscher und EU-Ebene», sagte Wohlgemuth. Dort werde derzeit nur ein Verbot von festem Mikroplastik in Kosmetikprodukten verhandelt.

Mehr lesen