Beschluss

Flensburger Hauptausschuss stimmt für Verbot von sexistischer Werbung

Flensburger Hauptausschuss stimmt für Verbot von sexistischer Werbung

Flensburger Hauptausschuss stimmt für Verbot von sexistischer Werbung

Julian Heldt, shz.de
Flensburg
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Foto: DPA

Große Mehrheit für Antrag von Grünen, SPD, SSW und Linkspartei: Sexistische Werbung wird auf öffentlichen Flächen, Gebäuden und Fahrzeugen verboten. Flensburg übernimmt damit eine Vorreiterrolle in SH.

Sexistische Werbung mit halbnackten Frauen wird es in Flensburg bald nur noch auf privaten Werbetafeln geben. Mit breiten Mehrheit beschloss der Hauptausschuss am Dienstag-Nachmittag einen Antrag von Grünen, SPD, SSW und Linkspartei.

Dieser sieht vor, dass die Flensburger Stadtverwaltung künftig darauf achten soll, dass sexistische Werbung auf öffentlichen Flächen, Gebäuden und Fahrzeugen unterbleibt. Lediglich die CDU stimmte dagegen.

Werbeverträge mit privaten Unternehmen sollen entsprechend angepasst werden. Wird dennoch sexistische oder diskriminierende Werbung in der Stadt publiziert, ist diese durch den Vertragspartner der Stadt Flensburg zu entfernen. Eine Begutachtung der Werbeplakate im Vorfeld findet jedoch nicht statt. Lediglich bei Beschwerden soll die Stadtverwaltung aktiv werden.

„Wir wollen zum Ausdruck bringen, dass Sexismus ein gesamtgesellschaftliches Problem ist. Gerade in der Werbung gibt es großen Handlungsbedarf. So wird hier jede dritte Frau sexualisiert dargestellt“, brachte die Grünen-Fraktionschefin Ellen Kittel-Wegner den Antrag ein.

Es ginge ihr nicht darum, nackte Haut in der Werbung pauschal zu verbieten. Jedoch sei es ein Unterschied, ob mit einer leicht bekleideten Frau Werbung für Dessous oder für Einrichtungsgegenstände gemacht werde. Man wolle für das Thema sensibilisieren, so Kittel-Wegner.

„Wir haben heute die Chance, diskriminierende, sexistische und frauenfeindliche Werbung im Stadtgebiet einzudämmen. Dies ist ein erster Schritt“, ergänzte die Linken-Fraktionsvorsitzende Gabriele Ritter.

CDU sieht Verwaltungskapazitäten gebunden

Kritik kam von der CDU. „Es sollen Verwaltungskapazitäten gebunden werden, wo wir es nicht für nötig halten“, sagte CDU-Chef Arne Rüstemeier. Es gebe andere Möglichkeiten, um für den Fall der Fälle auf sexistische Werbung zu reagieren.

Werbung gilt nach den Kriterien des Deutschen Werberats unter anderem dann als sexistisch, wenn sexuelle Anziehung als ausschließlicher Wert von Frauen dargestellt wird und diese durch die Abbildung dem Mann untergeordnet werden. Künftig soll in Flensburg eine Arbeitsgruppe die Einhaltung dieser Kriterien überwachen. Diese soll aus Mitgliedern des Gleichstellungsausschusses, Gleichstellungsbüros und Arbeitskreises Vielfalt bestehen.

Vorbild: München und Berlin-Kreuzberg

Flensburg ist mit dem Verbot von sexistischer Werbung auf öffentlichen Flächen Vorreiter in Schleswig-Holstein. In Lübeck war ein ähnlicher Antrag der Linkspartei in der vergangenen Woche gescheitert. Hier war man sich einig, dass die Maßnahmen des Werberates ausreichen, um gegen Einzelfälle vorzugehen. Deutschlandweit haben bereits mehrere Städte ein solches Vorhaben beschlossen: München, Bremen, Frankfurt, Berlin-Kreuzberg und Leipzig.

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