Ehrenamtliche Aufgabe

„Avis“-Chefredakteur in Expertengruppe des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten

Chefredakteur in Expertengruppe zum Schutz der Minderheiten

Chefredakteur in Expertengruppe zum Schutz der Minderheiten

fla/kn
Straßburg
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Jørgen Møllekær ist seit 2013 Chefredakteur von „Flensborg Avis“, der Zeitung der dänischen Minderheit aus Flensburg. Foto: Lars Salomonsen / Flensborg Avis

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Für den Chefredakteur der Zeitung der dänischen Minderheit aus Flensburg, Jørgen Møllekær, geht es in den kommenden vier Jahren oft nach Straßburg als Teil des Ausschusses zum Schutz der Rechte von Minderheiten des Europarats. Gegenüber „Flensborg Avis“ erzählt er, was ihn an seinem neuen Ehrenamt besonders reizt.

Mit der dänischen Minderheit und dem Grenzland setzt sich Jørgen Møllekær als Chefredakteur einer Minderheitenzeitung tagtäglich auseinander. Diese Expertise bringt ihn nun zur Position in einer beratenden Expertenkommission des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten, wie „Flensborg Avis“ berichtet.

„Wir überprüfen in 18 Teilbereichen, ob die Länder ihren Verpflichtungen gegenüber den Minderheiten nachkommen. Dabei kann es um Fragen der Sprache und Kultur gehen oder darum, ob Minderheiten in den politischen Prozess einbezogen werden“, so Møllekær über die Aufgaben der Expertenkommission.

Für mich ist das ungeheuer lehrreich. Die Arbeit rückt unsere eigene Geschichte und Gegenwart in ein neues Licht.

Jørgen Møllekær, Mitglied des Ausschusses für den Schutz der Minderheitenrechte des Europarates

Unter den 18 Mitgliedern des Ausschusses ist er der einzige Chefredakteur und bietet einen neuen Winkel bei Minderheitenfragen: „Wir konzentrieren uns auch darauf, ob es gut funktionierende Minderheitenmedien gibt und ob die Mehrheitsmedien relevante Inhalte für und über Minderheiten in ihrer Sprache anbieten.“

Jørgen Møllekær setzt sich künftig für den Schutz der Minderheitenrechte ein, als Teil einer beratenden Expertengruppe des Europarats. Foto: Ben Freeman, Europarådet/Flensborg Avis

Neue Erkenntnisse über die verschiedenen Minderheiten

Zu der Arbeit der Expertenkommission, die sich im Europarat in Straßburg berät, gehören Exkursionen in verschiedene Länder. Dabei macht sich eine Delegation der Expertengruppe ein Bild von der Situation der Minderheit vor Ort und liefert konkrete Verbesserungsvorschläge, um die Position der jeweiligen Volksgruppe zu stärken. Dabei wird darauf geachtet, ob die Länder ihre unterzeichneten Versprechen der Minderheitencharta des Europarats einhalten.

Die deutsche Minderheit begrüßt die Ergänzung

Der Kommunikationschef des Bundes Deutscher Nordschleswiger (BDN), Harro Hallmann, begrüßt die Ergänzung Møllekærs in der Expertengruppe gegenüber dem „Nordschleswiger“: „Es gibt wenige, die die Minderheiten im Grenzland und deren Gegebenheiten so gut kennen wie Møllekær. Diese Erkenntnisse werden mit Sicherheit auch für andere Minderheiten hilfreich sein.“

Schwäche in der Arbeit der Expertengruppe

Eine Schwäche der Arbeit sei, so Møllekær in „Flensborg Avis“, dass die Expertengruppe keine politische Macht habe: „Dies ist eine Schwäche unserer Arbeit, denn wir haben keine Möglichkeit, Sanktionen zu verhängen. Wir können nur aufzeigen, ermutigen und kritisieren.“

In der Vergangenheit habe der Expertenrat beispielsweise dazu beigetragen, dass Zypern seine Roma-Bevölkerung anerkennt und auch andernorts für Verbesserungen der politischen Sichtbarkeit der Minderheiten und nationalen Minderheitengesetze gesorgt, berichtet der Chefredakteur.

Die Arbeit an Minderheitenthemen sei lehrreich, so Møllekær in „Flensborg Avis“: „Für mich ist das ungeheuer lehrreich. Die Arbeit rückt unsere eigene Geschichte und Gegenwart in ein neues Licht. Es überrascht mich, dass Länder, von denen ich es nicht erwartet hätte, tatsächlich erhebliche Anstrengungen für ihre Minderheiten unternehmen, während andere, oft reichere Länder manchmal einfach nur zusehen.“

 

 

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