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Forderung nach Hilfsgeldern mit Kreuzen und Sensenmann

Forderung nach Hilfsgeldern mit Kreuzen und Sensenmann

Forderung nach Hilfsgeldern mit Kreuzen und Sensenmann

Michael Kierstein/shz.de
Kiel
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Der Sensemann vor dem Landtag: So demonstrierten die Einzelhändler am Dienstag. Foto: Michael Kierstein

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Vor dem Landtag demonstrierten Einzelhändler mit makaberen Motiven. Die Lage ist ernst.

80 Kreuze stehen auf der Wiese vor dem Landtag in Kiel. Ein Sarg liegt auf der Treppe, gesäumt von Rosen und Grablichtern. Dahinter steht der Sensenmann. Missbilligend blickt er über den Sarg hinweg auf das Landeshaus.

„Wir sind hier. Wie jeden Dienstag und fragen: Wo bleibt das Geld“, ruft Nori Storm den knapp 100 Teilnehmern zu. Seit zwei Monaten organisiert er jeden Dienstag um 12 Uhr eine Demonstration vor dem Landtag. Das Ziel: Die Politik soll sich dafür einsetzen, dass die in Aussicht gestellten Hilfsgelder schnell gezahlt werden.

Zwischen Frust und Wut

Der Sarg und die Kreuze standen dabei für die Existenzen, die durch ausbleibende Hilfszahlungen auf Spiel gesetzt würden. „Wenn ich meine Existenz da so liegen sehe, frage ich mich, ob ich wirklich genug getan habe“, so Storm.

Jedes Kreuz steht für ein Geschäft, das den Lockdown eventuell nicht übersteht. Foto: Michael Kierstein

Die Antwort bekam er von Dennys Bornhöft. „Ihr seid alle unverschuldet in diese Krise gerutscht. Die Schließungen sind staatlich angeordnet. Ihr habt nichts falsch gemacht“, so der FDP-Politiker.

Gegenseitige Unterstützung

Die Bewegung hinter den Demonstrationen wächst weiter. Vor zwei Monaten standen 15 Menschen vor dem Landeshaus. Nun sind es konstant 100 Menschen. Mit Musik und Reden fordern sie die Politiker zum Dialog auf.

Mit dabei sind auch Fahrlehrer und Friseure. Sie haben zwar eine Perspektive und dürfen öffnen. Friseure dürfen ab dem 1. März wieder arbeiten. Fahrlehrer dürfen dann wieder für berufliche Zwecke ausbilden. Dennoch kommen sie dienstags, um die anderen zu unterstützen.

„Diese Arroganz von Daniel Günther kotzt mich an. Nicht einmal ist er hier aufgetaucht, um mit uns zu reden“, sagt Kim Michael. Er ist Friseur in Flensburg und hat 20 Mitarbeiter. „Die rufen mich teilweise weinend an, weil sie Mut brauchen. Aber was soll ich ihnen sagen? ich weiß doch selber nicht, wie es in Zukunft aussieht“, sagt er.

Es sei die Unsicherheit beim Blick auf die Zukunft und das Ausbleiben von Hilfen, was den Unternehmern zu schaffen mache.

Neue Initiative

Die Husumerin Isabel Stühler will die regelmäßigen Demos durch die Initiative „Runter vom Sofa! Auf nach Kiel“ bekannter machen.

Isabel Stühler hat aufbauend auf der regelmäßigen Demo eine Initiative gegründet. Foto: Michael Kierstein

„Das große Ziel wäre es, solche Demonstrationen auch in anderen Bundesländern zu organisieren“, sagt sie.

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